Das Generationenhaus Neubad wird ersetzt. In einem neuen Gebäudekomplex entstehen eine Kindertagesstätte, ein Pflegeheim und Wohnungen für betreutes Wohnen. Kostenpunkt: 50 Millionen Franken.
Von aussen besehen scheinen die Häuser an der Holeestrasse 119 und 121 noch bestens in Schuss zu sein, der ausgestülpte, gläserne Liftschacht verleiht ihnen sogar einen modernen Schick. Tatsächlich sind die 40-jährigen Gebäude weniger als halb so alt wie die meistern ihrer Bewohner.
Trotzdem gehören sie schon zum alten Eisen und werden demnächst abgerissen. «Die Gebäude entsprechen nicht mehr den heutigen Anforderungen, und eine Sanierung wäre teurer und aufwendiger geworden als ein Neubau», erläutert Martin Wieser, Präsident des ökumenischen Vereins Generationenhaus Neubad, die Gründe für den Abbruch der Liegenschaft. Anlass ist die Präsentation des Projekts «Aranciata» des Architekturbüros Ackermann aus Basel, das als Sieger aus dem vorangegangenen Wettbewerb hervorgegangen ist.
Das heutige Generationenhaus ist vor über 40 Jahren als Altersheim konzipiert worden. Später wurde es in Folge der neuen Ausrichtung der Basler Alterspflegepolitik (siehe Kasten) zu einem reinen Pflegeheim.
Und so soll es bald aussehen: das neue Generationenhaus. (Bild: zVg)
Anstelle von mehreren Arztpraxen ist vor zehn Jahren eine Kindertagesstätte an der Holeestrasse eingezogen und der Gebäudekomplex wurde zum Generationenhaus. Es war eine der ersten Einrichtung dieser Art in der Schweiz. Mit gemeinsamen Aktivitäten versucht das Heim, dass sich die beiden Generationen mit einem Altersunterschied von bis zu über 80 Jahren näherkommen.
Der Umstand, dass hier nicht nur Senioren mit ihren Rollatoren ihre Runden drehen, sondern auch Kinder mit oder ohne allerlei Gerät herumsausen, wirkt belebend auf die Atmosphäre. Den Spruch «Da hat es ja nur alte Leute!», den manche Senioren und Seniorinnen machen, wenn sie zum ersten Mal ihren zukünftigen Wohnort besichtigen, hört man hier nicht.
Eine Anforderung an das Neubauprojekt ist, dass der Kinder- und der Betagtenbereich noch mehr zusammenwachsen sollen. Eine andere wichtige Vorgabe ist die Etappierung des ganzen Vorhabens, denn ein Betagtenheim samt Kita lässt sich nicht so einfach in ein Provisorium verpflanzen.
Platz für Jung und Alt: Die Generationen sollen näher zusammenrücken. (Bild: zVg)
Als Vorteil erweist sich dabei, dass sich neben dem Generationenhaus das Katharina-Werk – eine «ökumenische Gemeinschaft mit interreligiöser Ausrichtung» – befindet. Dessen Bau wird als Erster abgerissen. Die Bewohnerinnen, vornehmlich (hoch-)betagte Schwestern, zügeln vorübergehend ins Generationenhaus. An der Stelle des Katharina-Werk entsteht in einer ersten Etappe ein siebengeschossiger Neubau, in den das ganze Generationenhaus mit seinen 86 Bewohnern und 72 Kita-Plätzen ziehen wird.
Die Zimmer für die Senioren und die Seniorinnen sind je 20 Quadratmeter gross und verfügen alle über WC und Dusche. Sie sind auf Einzelpersonen ausgerichtet, denn Doppelzimmer sind heute nicht mehr erwünscht. «Paare ziehen sehr selten ins Heim, und dann wünschen sie häufig zwei getrennte Zimmer», beobachtet Heimleiterin Astrid Eberenz.
Nach Abschluss der ersten Bauetappe wird das alte Generationenhaus abgerissen. An seine Stelle tritt ein viergeschossiger Neubau mit Platz für das Katharina-Werk sowie elf Wohnungen für betreutes Alterswohnen.
Einblick in die geplante Orangerie. (Bild: zVg)
Ein wichtiges Gestaltungselement ist eine Orangerie, welche die verschiedenen Teile im Parterre miteinander verbindet. Deshalb auch der Projektnahme «Aranciata». Die Orangerie führt auch zum «Dorfplatz», einem Begegnungsraum für verschiedene Aktivitäten.
Der Neubau wird zudem über einen Wellnessbereich, einen Kraftraum, einen Coiffeursalon und ein Restaurant verfügen, die alle der Öffentlichkeit zur Verfügung stehen werden. Das gesamte Bauvolumen wird insgesamt 30 Prozent grösser sein als das bisherige. Die veranschlagten Kosten belaufen sich auf rund 50 Millionen Franken.
Anders als früher wird der Bau von Alters- und Pflegeheimplätzen vom Kanton nicht mehr subventioniert. Das heisst, die Trägerschaft muss dieses Geld selbst aufbringen. Angesichts der derzeitigen Situation auf dem Hypothekenmarkt dürfte das kein Problem darstellen.
Falls es nicht zu Einsprachen oder anderen Verzögerungen kommt, können die ersten Bewohnerinnen und Bewohner in drei Jahren in das neue Generationenhaus einziehen.
Im Kanton Basel-Stadt sind knapp 14’000 Einwohnerinnen und Einwohner über 80 Jahre alt. Die meisten leben selbstständig. Für die anderen stehen neben einzelnen privaten Altersresidenzen (Südpark, Tertianum) rund 3000 Pflegebetten in verschiedenen Heimen zur Verfügung, an die der Kanton Subventionen zahlt. Verantwortlich für die Vergabe und Planung der Pflegebetten ist die Abteilung Langzeitpflege des Gesundheitsdepartements.
Ziel der staatlichen Pflegeheimpolitik ist es, dass betagte Menschen mithilfe von Spitex oder Angehörigen möglichst lange in ihrem eigenen Heim leben können. In ein Pflegeheim eintreten kann man erst nach einer entsprechenden Abklärung durch Mediziner und andere Fachpersonen. Verläuft die Abklärung positiv, kommen die Bewerber auf eine Warteliste. Je nach dem, wie viele Heime man auf der Wunschliste hat, erfolgt der Übertritt mehr oder weniger schnell. Derzeit gebe es eher einen leichten Überhang an Pflegebetten, beobachtet Amtsleiterin Linda Greber. Die Zahl der über 80-Jährigen in Basel-Stadt wird aber weiter steigen.