Ein Ostschweizer aus dem Schwarzwald

Seit Jahren erfüllt Thomas Hinder Kindern den Traum, den er früher selbst verspürte: einen Besuch vom «echten» Santichlaus.

Anspruchsvoller Santichlaus: Thomas Hinder will am 6. Dezember keinen «halbbatzigen Job» machen. (Bild: Alexander Preobrajenski)

Seit Jahren erfüllt Thomas Hinder Kindern den Traum, den er früher selbst verspürte: einen Besuch vom «echten» Santichlaus.

Er hat einen urchigen Ostschweizer Dialekt, im Kamin brennt Feuer, die Zimmerwand ist ebenso rot wie sein Chlausen-Gewand, das einsatzbereit am Schrank hängt. «Ich habe nicht das Gefühl, dass ich den Kindern am 6. Dezember etwas vormache, ich werde dann wirklich zum Santichlaus», sagt Thomas Hinder, und zugegeben, bei diesem Ambiente und seiner wohlklingenden Geschichtenerzähler-Stimme nimmt man ihm das auch als erwachsene Frau fast ab.

Hinder zieht in Basel seit zehn Jahren als Santichlaus um die Häuser. Bei seiner Arbeit hat er vor allem mit Zahlen zu tun, das Chlausen ist für ihn eine angenehme Abwechslung. Seine Besuche haben keinen festen Preis, die Familien geben aber meistens eine Spende, die dann jedes Jahr an eine andere Kinderhilfsorganisation weiterfliesst. Die Nachfrage sei explosionsartig gestiegen. Seit mehreren Jahren unterstützen ihn zwei Freunde, doch drei Chläuse seien immer noch zu wenig. «Wir waren dieses Jahr enorm schnell ausgebucht.»

«Kinder sind so erwartungsfroh, da ist es wichtig, dass man versucht, ihren Ansprüchen gerecht zu werden.»

Die Zeit vor dem 6. Dezember sei für Hinder daher eine angespannte, im Beruf habe er eine wichtige Position inne, als Santichlaus wolle er aber auf keinen Fall einen «halbbatzigen Job» machen. «Kinder sind so offen und erwartungsfroh, da ist es wichtig, dass man versucht, ihren Ansprüchen gerecht zu werden.»

Bereits als Lehrling musste Hinder im Geschäft für die Santichlausenrolle hinhalten, fast 20 Jahre später wurde Hinder hier in Basel wieder zum Chlaus. «Es machte mir grossen Spass, nach all den Jahren wieder in die Rolle zu schlüpfen.» Der einzige Nachteil war, dass er den 6. Dezember nicht mit seiner Familie verbringen konnte. «Unsere Kinder hat es genervt, dass ich jeweils nicht zu Hause war, sie haben aber nicht rausgekriegt, warum ich weg war!»

Seit die Tochter und der Sohn etwas älter sind, ist der Chlausentag auch für die Familie Hinder wieder Familientag, sie begleiten ihn als Schmutzli. Über diese Unterstützung ist Hinder froh, denn der Job sei ziemlich anspruchsvoll, Hinder ist für die Routenplanung der drei Chläuse verantwortlich. «Jeder von uns besucht täglich etwa sieben Familien, da muss man schauen, dass der Zeitplan nicht durcheinandergerät und die letzte Familie spätabends im Pyjama die Tür öffnet.»

Wegen des grossen Aufwands habe sich Hinder schon überlegt, mit dem Chlausen aufzuhören – und machte dann doch immer weiter. «Wenn am Abend nach der Tour alle Chläuse zusammensitzen, wir eine Pizza essen und über den Abend reden, ist es ein wahnsinnig gutes Gefühl.» Zudem könne er die Hoffnung der Kinder gut nachvollziehen. «Als ich klein war, hat der Santichlaus bei uns nur kurz geklingelt und ein Säckchen abgegeben. Wie sehr hätte ich mir gewünscht, dass er einmal hereinkommen würde!»

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