Ein paar Toasts aufs Theater

«Think Tank» nennt die Schauspielleitung des Theater Basel eine neue Veranstaltungsreihe im K6. In regelmässigen Abständen will sie dort über aktuelle Produktionen und Hintergründe informieren sowie unterhalten. Am Montag fand der unterhaltsame, aber nur mässig informative Pilot-Abend statt.

Der Requisiteur erklärt das Rauchmaschinchen. (Bild: Dominique Spirgi)

Der erste «Think Tank» der Basler Schauspielleitung kam als eine Art Early Night Show daher mit Toast fürs Publikum, Zauberei und einem klitzekleinen bisschen Information.

Wie heisst der Hund von Dorothy im berühmten Märchen «Der Zauberer von Oz»? Im Raum K6 am Klosterberg wusste niemand die Quizfrage von Chefdramaturg und Schauspiel-Leitungsmitglied Martin Wigger zu beantworten. Und auch er selber nannte die richtige Antwort nicht. Also sattelte man, auf Einflüsterung der Assistentin hin, spontan auf eine andere Frage um, nämlich nach dem aktuellen Zweitplatzierten der Formel-1-Weltmeisterschaft – eine Frage, die der zweite Schauspiel-Leiter und einziger bekennender Formel-1-Fan im Theater, Tomas Schweigen, sogleich aufgriff, und die wiederum fast ebenso schnell beantwortet wurde: «Alonso». Der Preis für die richtig beantwortete Quizfrage, zwei Karten für die Kinder-und Jugendproduktion «Der Zauberer von Oz» im Schauspielhaus, gingen somit an eine ältere automobilsportbewanderte Dame im Publikum.

Die Quizfrage war der Abschluss der ersten Ausgabe des Think Tanks im Raum K6 am Kosterberg. Dort will die Schauspielleitung in regelmässigen Abständen und «auf unterhaltsame Weise», wie es in der Ankündigung heisst, über aktuelle Produktionen und Hintergründe informieren sowie «Backstage-Einblicke» vermitteln. Das Ganze kommt wie eine der bekannten Late Night Shows im Fernsehen daher: an zwei Schreibtischen sitzen die beiden gut gelaunten Schauspielleitungsmitglieder Wigger und Schweigen (der dritte im Bunde, Simon Solberg, war aus nicht genannten Gründen abwesend) hinter Mikrofonen, Telefonen, Computern, einer Gitarre und – ein spezieller Einfall – hinter einem Sandwich-Toaster. Auf diesem produzierte Martin Wigger souverän ein Sandwich nach dem anderen, die dann im Publikum verteilt und auch dankbar verspiesen wurde. Und wenn wir gerade beim Kulinarischen sind: Auch Getränke gibt es, zu überaus entgegenkommenden Preisen (ein Bier beispielsweise für nur drei Franken).

Das Lieblings-Gadget der Schauspiel-Crew

Aber zum Essen und Trinken war das mehrheitlich aus älteren Menschen zusammengesetzte Publikum nicht eigentlich gekommen, sondern um hinter die Kulissen der aktuellen Schauspielsaison blicken zu können. Dies war denn auch, ein bisschen zimindest, möglich: Requisiteur Manfred Schmidt stellte auf locker-unterhaltsame Weise das Lieblings-Gadget des Schauspiels vor: den «Tiny Fogger», ein kleines Rauchmaschinchen, das in allen drei bisherigen Schauspielproduktionen zum Einsatz kommt. Martin Wigger kündigte einen Rückblick auf die jüngste der drei Schauspielpremieren an, auf «Biografie. Ein Spiel», beliess es dann aber bei einer knappen Inhaltsangabe, einer selbstironisch-dramaturgischen Abhandlung über das biografische Zentrum des Gehirns und der Aussage, dass Max Frisch – als Person – «ein Arsch» sei.

Es gab auch ein kleines bisschen Information zu Produktionen, die sich noch in der Probephase befinden. So ein kurzes Video aus der «Werther»-Dramatisierung unter der Regie des jungen Theatermachers und Musikers Thom Luz (My Heart belongs to Cecilia Winter), die scheinbar ohne Werther auskommen werde, dafür aber mit einer Verdreifachung der Frauenfigur Lotte (Premiere am 1.12.2012). Und es gab ein kurzes Interview mit dem Regisseur Niklaus Helbling, ein bekennender Musical-Fan, der die Kinder- und Familienproduktion «Der Zauberer von Oz» (Premiere: 9.11.2012) inszeniert.

Und da wären wir beim Stichwort Zauberei, das sich wie ein roter Faden durch den rund einstündigen Abend zog. So fängt alles mit einem Video an, das die beiden Schauspielleiter im legendären «Zauberlädeli» an der Spalenvorstadt zeigt, wie sie einen Tuchtrick einkaufen (die zersägte Jungfrau wäre doch arg teuer gewesen), der dann live auf dem Podium im K6 von Martin Wigger nach Strich und Faden in den Sand gesetzt wurde. Wie man es richtig macht, zeigte sodann der junge Zauberkünstler Magic Armand mit einem faszinierenden Seil- und einem etwas komplizierten Kartentrick.

Charmante Premiere

Der Think Tank der Schauspielleitung ist zuerst einmal eine gute Idee. Und ein begrüssenswerter Ansatz. Ihren ersten Einsatz meisterten Wigger und Schweigen mit viel Charme, einem gut abgestimmten Mix an Unterhaltungs- und Informationselementen (wobei letztere vielleicht noch etwas zu kurz kamen) und einem angenehmen, weil nicht übertriebenen Mass an Selbstironie. Das Zeug zum Kultcharakter, wie es die ehemaligen Klubabende unter dem früheren Dramaturgen und begnadeten Freestyle-Talker Matthias Günther hatten, besitzt der Think Tank der neuen Schauspielleitung noch nicht. Aber es war ja erst der erste Abend. Die zweite Ausgabe wird am 10. Dezember stattfinden.

Und übrigens: Der Hund von Dorothy in «Der Zauberer von Oz» heisst Toto. Das war nach dem offiziellen Teil des Think Tank beim lockeren Gespräch mit dem Regisseur beim Aschenbecher vor der Tür zu erfahren.

Nächster Artikel