Eine Hintertür so gross wie das Münster

Ein gutgehütetes Geheimnis ist vorzeitig gelüftet: die Blaggedde 2013. Schuld sind aber weder ein «Hacker-Angriff», «technisches Versagen» noch der Zugang durch «die Hintertür» auf die Website des Fasnachts Comités. Jemand hat wohl schlicht auf Google gesucht.

(Bild: Hans-Jörg Walter)

Ein gutgehütetes Geheimnis ist vorzeitig gelüftet: die Blaggedde 2013. Schuld sind aber weder ein «Hacker-Angriff», «technisches Versagen» noch der Zugang durch «die Hintertür» auf die Website des Fasnachts Comités. Eine Google-Suche reichte vollkommen.

Wer die Schlagzeilen zur vorzeitig veröffentlichten Blaggedde 2013 gelesen hat, wähnte sich in einem Spionage-Thriller. Die Rede war von einem «Hacker-Angriff», und der Obmann des Fasnachts Comités nährte den Eindruck: «Wir haben die Vordertür abgeschlossen, aber jemand hat sich durch die Hintertüre Zutritt zur Website verschafft», sagte Christoph Bürgin gegenüber Radio «Basilisk».

Unweigerlich begann das Kopfkino der Leser und Hörer: Die Klischée-Bilder von finstern Zimmern – höchstens noch erleuchtet durch Computer-Bildschirme – wurden wach, man sah Hacker mit Kapuzenpulli und dicker Brille rasend schnell auf ihre Tastatur einhämmern. Stundenlang. Selbst die sonst so nüchterne Nachrichtenagentur SDA titelte: «Kleiner Skandal im Vorfeld der Basler Fasnacht».

Das Fasnachtsmotto mag eines der bestgehüteten Geheimnisse von Basel sein, aber ein Hacker-Angriff, um drei Tage vor der Präsentation die Fasnachtsplakette und das Motto zu enthüllen? Wer würde sich dafür illegal Zugriff auf die Daten des Fasnachts Comités verschaffen, sich die Mühe machen, das Bild der Plakette online zu stellen – ohne direkten Zugriff über die Website in den Untiefen des Internets? Irgendwie seltsam.

Und tatsächlich blieb vom Spionage-Thriller immer weniger übrig. «Da ist jemandem langweilig gewesen, und er hat nach der Plakette geforscht», hiess es bald vom Fasnachts Comité. Der «Hacker-Angriff» entwickelte sich zum «technischen Versagen», und letztlich wurde ein «Handling-Fehler» daraus. Wer die Schuld trägt, ist unklar. Das Comité zog jedenfalls seine Lehren: «Nächstes Jahr wird man mit Sicherheit nichts mehr über die Plakette per Internet herausbekommen», kündigte Obmann Christoph Bürgin an. Wie die Plakette wirklich ins Internet gelang, bleibt trotz allem unklar.

Wer die Website des Fasnachts Comités besucht und unter der Rubrik «Plakette» sucht, findet das gelüftete Geheimnis heute genau so wie vor drei Tagen: nämlich gar nicht. Die Blaggedde 2013 ist nur über die Suche auf der Seite oder den direkten Link zu finden. Und der «Jemand», der das Geheimnis gelüftet hat, hat danach kaum geforscht, gehackt oder Hintertüren benutzt. Er war soviel Hacker wie jeder Mensch mit Internet heutzutage: Er hat wohl einfach die Suche benutzt oder gegooglet. Zwei Begriffe reichten und reichen noch immer: «Blaggedde 2013».

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