Eine Moschee passt nicht zum «Haus für alle»

Derzeit sucht der Kanton Mieter für die frei werdenden Räume im Kasernenbau. Doch das künftige «Haus für alle» ist nicht ganz so offen, wie es vorgibt zu sein. Eine Moschee passt nicht ins Konzept.

Weder Kultur noch Gastronomie, ein Gebetsraum passt nicht ins Konzept. (Bild: Focketyn del Rio Studio / Kurt Wyss)

Derzeit sucht der Kanton Mieter für die frei werdenden Räume im Kasernenbau. Doch das künftige «Haus für alle» ist nicht ganz so offen, wie es vorgibt zu sein. Eine Moschee passt nicht ins Konzept.

Rund 9000 Quadratmeter umfasst die frei werdende Fläche im Kasernenhauptbau. Mit Visionen hält sich der Kanton dabei nicht zurück. Das ehemalige Militärgebäude soll sich dank Investitionen von 30 Millionen Franken zu einem «zeitgemässen, offenen und lebendigen Kultur- und Kreativzentrum» entwickeln, schreibt das Baudepartement auf seiner Website.

Das mit dem Umbau beauftragte Architekturbüro nennt das Projekt «Ein Haus für alle. Und das Neue». Diese Ankündigungen sind jedoch nicht allzu wörtlich gemeint, wie in diesen Tagen die Betreiber der Kasernen Moschee merken müssen. Wegen Sanierungsarbeiten muss die «Mescid Moschee» ihre Räume im Dachstock der Kaserne nach über vierzig Jahren aufgeben, vergangene Woche haben die Verantwortlichen die schriftliche Kündigung auf Sommer 2015 erhalten. Die Leitung der Moschee hofft, auf dem Areal bleiben zu können. Die Stadtentwicklung sieht dafür jedoch keine Möglichkeit.

Ein Haus nicht ganz für alle

«Im Hauptgebäude gibt es für die Moschee keinen Platz», sagt Thomas Kessler, Leiter der Stadtentwicklung. Die Stadt müsse sich dabei an die Vorgaben des Regierungsrats halten. Dieser wünscht sich Mieter aus der «Gastronomie», «junge Kultur und Kreativnetzwerke» und «Produktionsmöglichkeiten für die junge Tanz- und Theaterszene». Ein Gebetsraum passt nicht in das Konzept. Besser ergeht es der Kaserne Basel, die ihre Räume im Dachstock ebenfalls aufgeben muss, aber als Kulturbetrieb mit einem Ersatz auf dem Kasernenareal rechnen kann.

«Die Moschee nach vierzig Jahren von der Kaserne auszuschliessen, das ist das Gegenteil von Integration.»

Orhan Sahin, Vorstandsmitglied der Kasernenmoschee, hat für den Ausschluss von der zukünftigen Kaserne kein Verständnis: «Die Moschee nach vierzig Jahren von der Kaserne auszuschliessen, das ist das Gegenteil von Integration.» Thomas Kessler will diesen Vorwurf nicht gelten lassen. Der Kanton beabsichtige keineswegs, die Moschee aus dem Zentrum zu verdrängen.

Die Stadtentwicklung und Immobilien Basel-Stadt seien darum bemüht, für die Moschee einen anderen Standort im Zentrum vom Kleinbasel zu finden, sagt Kessler. Auf Seiten der Moschee hat man von dieser Unterstützung bisher jedoch wenig gemerkt. Das bisher einzige Angebot belief sich auf das zehnfache der bisherigen Miete.

Unterstützung kommt nur von den Kirchen

Für einen Verbleib der ältesten Basler Moschee auf dem Kasernenareal mag sich offenbar kaum jemand einsetzen. Ob beim Stadtteilsekretariat, dem Verein Pro Kasernenareal oder den Mietern auf dem Areal – der drohende Weggang der Moschee sorgt für keine grossen Reaktionen bei den Nachbarn. Es habe kaum ein Austausch stattgefunden mit der Moschee, man kenne die Leute nicht oder nur flüchtig – wo man auch nachfragt, klingt es ähnlich. Die Religionsbeauftragte Lilo Roost Vischer will sich gar nicht erst äussern und verweist auf Stadtentwickler Thomas Kessler.

Unterstützung erhalten die Moscheebetreiber von anderer Seite. Der Verein pflegt einen engen Austausch mit der Pfarrei St. Clara. «Es besteht eine intensive Zusammenarbeit mit der Moschee», bestätigt Pfarrer Ruedi Beck. So treffen sich die beiden Glaubensgemeinschaften zu gemeinsamen Essen, besuchen gegenseitig Gottesdienste und spielen zusammen Fussball.

Wenn die Moschee für einen Vortrag oder einen Bazar mehr Platz benötigt, dann bietet die Pfarrei ihre Räumlichkeiten an. «Wir haben bisher nur positive Erfahrungen gemacht», sagt Beck. Die Stadt sei in der Pflicht, alles Mögliche zu versuchen, damit die Moschee im Zentrum vom Kleinbasel bleiben könne. Denn diese leiste seit Jahren einen wichtigen Teil zur Integration verschiedenster Kulturen – zu den Gebeten und Veranstaltungen versammelten sich Gläubige aus den unterschiedlichsten Ländern.

Er bezweifle, sagt Beck, dass sich die Stadt bisher ernsthaft um eine Alternative bemüht habe, und wird nun selbst aktiv: Die Pfarrei will den Verantwortlichen der Moschee bei der weiteren Suche und den Gesprächen mit der Stadt zur Seite stehen.

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