Eine Shoppingmeile kämpft um ihren Ruf

Die Schliessung der Möbel-Pfister-Filiale in der Stadt ist für das ohnehin schon angekratzte Image der Kleinbasler Shoppingmeile nicht gerade förderlich.

Eine gepflegte Kaffeepause bei «Manor» (Bild: Noëmi Kern)

Die Schliessung der Möbel-Pfister-Filiale in der Stadt ist für das ohnehin schon angekratzte Image der Kleinbasler Shoppingmeile nicht gerade förderlich.

Wie gestern durch Radio Basilisk bekannt wurde, schliesst Möbel Pfister die Basler Filiale an der Greifengasse per Ende Jahr, was so manche Einheimische mit Bedauern zur Kenntnis nehmen. «Schon wieder ein schöner Laden weniger im Kleinbasel», sagt eine Baslerin. Für sie gebe es bald keinen Grund mehr, dort einzukaufen. «In den letzten Jahren haben sich immer mehr Ramschläden ausgebreitet.» Wirklich attraktiv, sagt die Frau, finde sie dann eigentlich nur noch die «Rheinbrücke», wie die Basler das Shoppingcenter von «Manor» heute noch nennen. Und die kürzlich fertiggestellte Totalrenovation des Hauses Manor stimmt sie doch ein wenig hoffnungsvoll, dass der totale Niedergang der Kleinbasler Shoppingmeile nicht unmittelbar bevorsteht.

Die Renovation und Modernisierung von «Manor», direkter Nachbar von Möbel Pfister, «kommt bei den Kunden gut an», sagt «Manor»-Mediensprecherin Elle Steinbrecher. Angst, dass nun durch die Nachfolgemieter von Möbel Pfister eine Abwertung des Angebots stattfinden könnte, hat sie nicht: «Auch mit neuen Anbietern wird es bestimmt wieder ein attraktives Angebot geben.»

Ramschläden prägen das Bild

Sollte Steinbrecher Recht behalten, könnte sich unsere befragte Baslerin zumindest mit diesem Abschnitt der Kleinbasler Shoppingmeile weiterhin zufriedengeben. Denn 200 Meter weiter Richtung Messe präsentiert sie sich tatsächlich seit ein paar Jahren etwas ramschig. Beidseits bestimmen unzählige überladene Kleiderständer und Wühlkörbe das Strassenbild. Die Geschäfte tragen Namen wie Preisparadies, Fashion Outlet.

Im «Marken-Discount» läuft das Angebot unter dem Motto «Plastik statt Holz», Kinderträume in pink und anderen grellen Farben, bei denen das Label «pädagogisch wertvoll» eher Nebensache ist. Koffersets im Wildkatzenlook, Wohnaccessoires und Kleider mit dem Prädikat «pflegeleicht». Erwähnenswert sind auch die Kleider gegenüber, im «Glow&Glory»: Die perfekte Garderobe für lebende Barbies und Kens.

Traditionsgeschäfte überleben

Es gebe nicht nur Ramsch, sagt Peter Winiker, Präsident der IG Kleinbasel (IGK) und Inhaber eines Inneneinrichtungs-Geschäfts an der oberen Clarastrasse. «Die Strasse wird gerne schlechter geredet, als sie tatsächlich ist.» Nach wie vor seien hier einige gute Geschäfte, alteingesessene wie Lachenmeier Farben, Foto Basilisk, Reimann Gravuren oder die Bäckerei Bubeck, «die als eine der besten in der Stadt gilt». Aber auch neuere wie «Jumbo» und das dänische Möbelhaus Jysk hätten offenbar das Potenzial dieser Strasse erkannt.

Tatsächlich zeigt man sich bei «Jysk» zufrieden über den bisherigen Geschäftsgang. In der Filiale an der Clarastrasse sei die Besucherfrequenz gut, sagt Karl Keller, Verkaufsleiter Schweiz, auf Anfrage der TagesWoche: «Die Filiale gehört schweizweit zu den 10 besten.» Auch der Umsatz stimme. Allerdigs kauften die Leute eher Deko-Material und Kleinwaren – Dinge, die einfach zu transportieren sind. Dass «Jysk» einen Kundenzulauf haben wird, wenn es Möbel Pfister nicht mehr gibt, glaubt Keller indes nicht: «Die meisten Pfister-Kunden werden wohl nach Pratteln fahren.»

Auf der anderen Strassenseite hat sich vor gut zwei Jahren «Single Speed Bicycles» niedergelassen, ein kleines, feines Geschäft «für den stilbewussten Radfahrer». Für die beiden Inhaber ist der Ort ideal, wie sie sagen. Sie profitierten auch von den Messebesuchern, denen dieser Shop als eine Besonderheit der Stadt auffällt.

Zu grosse Ladenfläche

In Tat und Wahrheit sei es eben nur eine kurze Strecke, wo sich die Billig-Läden eingenistet haben, sagt IGK-Präsident Peter Winiker. Dafür hat er auch die Erklärung: «Das liegt an den Hauseigentümern.» Die Läden, einst Warenhäuser wie etwa ABM, seien für heutige Verhältnisse viel zu gross, um rentabel geschäften zu können. «Selbst Jumbo und Lidl haben sich einen geteilt, wie sollen denn kleinere Unternehmen sich eines dieser Lokale allein leisten können?» So sei eine Art Zwischennutzungs-Kultur entstanden, bei der ein Billig-Shop dem nächsten folgt. Und sie alle präsentieren ihre Waren auf den Trottoirs, was gemäss Winiker der Clarastrasse nicht gerade zu einem gepflegten Image verhilft.

«Es wäre doch schön, die Stadtverwaltung würde mit Richtlinien zu einer besseren Optik verhelfen, so wie sie sich einst gegen Plastikstühle in Gartenbeizen ausgesprochen hat.»

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