Eine verpasste Chance

Die grossen stadtnahen Gemeinden im Bezirk Arlesheim stimmen zwar mit einem Ja-Stimmenanteil von 55 Prozent für das Gesetz über die familienergänzende Kinderbetreuung. Dennoch wird die Vorlage ganz knapp abgelehnt, weil die anderen Bezirke mit bis zu 68 Prozent der Stimmen Nein sagen. Das ist nicht überraschend – aber schade. Ein Kommentar.

Moderne Vorstellungen haben es schwer: Das Baselbiet sagt Nein zu einem neuen System der Kinderbetreuung.

Die grossen stadtnahen Gemeinden im Bezirk Arlesheim stimmen zwar mit einem Ja-Stimmenanteil von 55 Prozent für das Gesetz über die familienergänzende Kinderbetreuung. Dennoch wird die Vorlage abgelehnt, weil die anderen Bezirke mit bis zu 68 Prozent der Stimmen Nein sagen. Das ist nicht überraschend – aber schade.

Das Nein zum Gesetz über die familienergänzende Kinderbetreuung (FEB) überrascht nicht. Zum einen hat das Baselbiet viele ländliche Gemeinden, in denen konservatives Denken überwiegt. Zum anderen gibt es auch in städtischer Umgebung immer noch Anhänger des Familienmodells aus der Zeit des Schwarz-Weiss-Fernsehens: Papa verdient das Geld, Mama ist zu Hause bei den Kindern. Solange das so ist, haben die Gegner einer Vorlage, die die Vereinbarkeit von Familie und Beruf unterstützen will, leichtes Spiel. So hätte möglicherweise schon das übliche Argument aus der Mottenkiste – «die Betreuung von Kleinkindern in der eigenen Familie sollte der Normalfall sein» – gereicht, um die Vorlage zu kippen. Doch weil nebst SVP- auch FDP-Politikerinnen sich für ein Nein stark machten, mussten noch ein paar andere Argumente her. Schliesslich betonen die Freisinnigen bei jeder sich bietenden Gelegenheit, dass sie sich für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf einsetzen. Wenn es dann konkret wird, helfen sie aber tüchtig mit, eine entsprechende Gesetzesvorlage zu versenken. Am heftigsten kritisierten sie die – wohlgemerkt noch nicht ausformulierten – Qualitätsanforderungen an die Betreuungseinrichtungen. Hand aufs Herz: Ist das übertrieben? Immerhin geht es um den Ort, dem man sein Kind regelmässig anvertraut. Gerade bei dieser Vorlage hätten die Freisinnigen beweisen können, dass es ihnen ernst ist mit ihrem Versprechen an die Adresse der jungen Familien. Denn: Liberaler als das vorgesehene Modell mit dem Betreuungsgutschein, mit dem Eltern die Kindertageseinrichtung hätten frei wählen können, gehts kaum. Es ist das Modell der Zukunft. Der Kanton Baselland hat die Chance verpasst, für einmal eine Pionierrolle in der Schweiz einzunehmen.

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