Das «Regionaljournal Basel-Stadt/Baselland» hatte zum Stadtgespräch ins Hotels «Trois Rois» geladen. Thema war die Entwicklungsvision «3Land». Lautstarke Interventionen von «Rheinhattan»-Gegnern erzwangen einen 20-minütigen Unterbruch der Veranstaltung.
Kurz nach 20 Uhr richtet Moderator Gaudenz Wacker vom «Regionaljournal Basel-Stadt/Baselland» im Hotel «Trois Rois» seine Einstiegsfrage an Thomas Waltert, den Projektleiter «3Land» im Bau- und Verkehrsdepartement. «Dass dort im Hafen ein riesiges Gebiet frei wird, das ist vermutlich der Wunschtraum jedes Planers?» Aber antworten kann dieser nicht mehr. Denn statt Waltert ergreifen aus dem Publikum unaufgefordert und lauthals gleich mehrere Zwischenrufer das Wort und verlangen den sofortigen Abbruch der Veranstaltung. «Das ist keine Kommunikation, die hier stattfindet», ist zu hören. Dafür ernten sie lange anhaltenden Applaus von Gleichgesinnten. Sie lassen sich vom Moderator auch nicht vertrösten auf den zweiten Teil der Diskussionsrunde, der für Publikumsfragen reserviert sei, wie Wacker erklärt.
Die Situation spitzt sich zu. Und kaum hat die Direktübertragung der Veranstaltung begonnen auf DRS4, muss Wacker darum die Regie bitten, Musik einzuspielen. So blieb dem Publikum am Montagabend daheim an den Radios leider verborgen, was die nächsten rund 20 Minuten im «Belle»-Epoque-Saal vor sich ging.
Kurz vor 20.30 Uhr schaltete DRS4 vom Musikteppich schliesslich wieder ins «Trois Rois». Und Wacker begann die Diskussion nochmals von vorn. Erst waren noch ein paar Störgeräusche zu hören, die aber bald verebbten. Offenbar zogen die rund 20 Personen, die gegen die Veranstaltung protestiert hatten, dann ab – und der Rest des Abends verlief nach Programm. Ärgerlich für die Daheimgebliebenen: Die Liveübertragung endete bereits um 21 Uhr. Vor Ort dauerte der Anlass noch fast eine Stunde länger.
Quartierbevölkerung werde nicht miteinbezogen
Mit «3Land»-Projektleiter Thomas Waltert, dem Urbanisten Philippe Cabane, Co-Autor der Entwicklungsvision «3Land», dem Architekten Ingemar Vollenweider und Tonja Zücher von der Begleitgruppe Hafenentwicklung und der «IG Greenhattan» sass grundsätzlich eine interessante und sachkompetente Runde zusammen.
Philippe Cabane verteidigte das Projekt fast schon flehentlich damit, dass es primär als Vorschlag zu lesen sei. Jetzt sei es an der Politik, dafür zu sorgen, dass die interessantesten Akteure und Investoren bei der Umsetzung zum Zuge kämen.
Tonja Zürcher, Anwohnerin und Vertreterin einer genossenschaftlichen und grünen Vision für die Entwicklung dieser Ecke von Basel, erinnerte mehrfach daran, dass jede tiefgreifende Veränderung, wie es die Neugestaltung der Klybeckinsel ist, Auswirkungen ringsum nach sich ziehen werde. Und dass bisher noch kaum mit Menschen aus dem Quartier diskutiert worden sei, was denn deren Wünsche und Vorstellungen seien für diesen angedachten neuen Stadtteil, direkt vor ihrer Haustüre.
Widerstand zu früh
Thomas Waltert versprach, mit den bis hierhin erarbeiteten Plänen und Vorstellungen auf Regierung und Grossen Rat zuzugehen, um die offenen Fragen einer Antwort näher zu bringen. Insbesondere: Welche Nutzung konkret vorzusehen sei und was sich dann daraus für verkehrsplanerische Konsequenzen ergeben. Angesprochen auf den lautstarken Widerstand am Beginn der Veranstaltung, meinte er, dieser komme eigentlich zu früh. «Wir müssen versuchen, diese Leute anzuhören und mit ins Boot zu nehmen! Wir werden das nicht bei allen schaffen, aber alle sind eingeladen.»
In einem nach der Veranstaltung verbreiteten Communiqué (siehe Hintergrund zum Artikel) begründete der Personenkreis, der sie zu Beginn lauthals verhindern wollte, ihren Protest: «Solche Veranstaltungen dienen dazu, das Projekt möglichst attraktiv darzustellen und um andererseits im Nachhinein behaupten zu können, die Kritik sei mit einbezogen worden.» Die an solchen Anlässen vorgebrachten Argumente seien stets dieselben. Es solle eine «Aufwertung» stattfinden, um die «Lebensqualität» zu steigern. Und es gehe bei der Planung vor allem um «gute Steuerzahler» und «attraktiven Wohnraum». Die tatsächliche Folge sei für viele, dass sie aus ihrem Quartier verdrängt würden. «Aber wohin, wenn man bereits im Klybeck, dem so genannt ‚vergessenen Quartier‘ Basels, wohnt? Ins Elsass?»
Die Aufnahme der ganzen Diskussion ist auf der Website des «Regionaljournals» zu finden.