Heute wurde der Jahresbericht der Archäologie Baselland vorgestellt. Dabei stellte sich heraus: Auch neuere Fundstücke sind für sie interessant.
Nicht immer sind die Funde der Archäologen so spektakulär wie der Münzfund bei Füllinsdorf diesen Frühling. Und auch wenn dieser Silberschatz noch nicht in dem heute vorgestellten Jahresbericht 2011 der Archäologie Baselland enthalten ist, konnte der Kantonsarchäologe Reto Marti dennoch über einige erfolgreiche Ausgrabungen berichten.
Bemalte Wände und höherer Lebensstandard
So konnte etwa in Seltisberg «Im Winkel», einem römischen Gutshof, ein weiterer Ausschnitt eines bereits seit Längerem bekannten antiken landwirtschaftlichen Gebäudes freigelegt werden. Dabei handle es sich möglicherweise um einen Teil des Herrenhauses, sagte Marti. Grund für diese Annahmen gäben bemalte Wandreste, denn bemalte Wände konnten sich nur Gutbetuchte leisten. Sie sind also ein Hinweis auf einen höheren Lebensstandard.
Darauf gestossen sind die Archäologen bei einer sogenannten Notgrabung auf der Baustelle für ein neues Wohnhaus. Was gemäss Marti bei ihren Grabungen der häufigste Fall ist: Während eines Baus kommen plötzlich Dinge zum Vorschein, die auf historisch relevante Objekte hinweisen, dann weden die Archäologen gerufen. Denn: Es gibt auf kantonaler Ebene im Kanton Baselland sowohl das Gesetz über den Denkmal- und Heimatschutz als auch über den Schutz und die Erforschung von archäologischen Stätten und Objekten.
Recycling bei den Römern
Immer wieder würden dabei interessante Funde gemacht, sagte Reto Marti. Beispielsweise tauchte eine römische Säulenbasis in einem Waschhaus in Pratteln auf, die vermutlich aus Augusta Raurica stammt. Solche wiederverwerteten Bauteile nennt man Spolien. Wie sie den Weg von Augst nach Pratteln fanden, weiss man jedoch nicht. Vermutlich ist die Säulenbasis eine Drittverwendung. Vor allem gegen Ende des 18. Jahrhunderts kam es zu einem wahren Spolien-Boom, als wohlhabende Basler ihre Gärten mit antiken Architekturteilen verschönerten.
Ein Tor erzählt Regionalgeschichte
Eine andere Geschichte hat das obere Stadttor des Städtchens Laufen zu erzählen. Die Stadt Laufen wurde in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts gegründet, das obere Stadttor entstand wohl rund ein Jahrhundert später. Durch ihre Lage im Dreieck zwischen Basel, Passwang und Delsberg war Laufen ein Knotenpunkt und wichtig für die Sicherung der Macht der Basler Bischöfe.
Vom Turm des Stadttors aus konnten Feind und Feuer überwacht und frühzeitig entdeckt und bekämpft werden. Da sich die Zeiten änderten, wurde auch der Turm stetig verändert und den Bedürfnissen angepasst. Die Gefängniszellen wurden noch im 2. Weltkrieg für delinquente Soldaten genutzt. Aus dieser Zeit stammt eine russische Schrift an der Wand. So erzählt das Bauwerk eine Geschichte von rund 600 Jahren.
Eine Reise in die Vergangenheit
Rund 14’000 Objekte gab es für die Baselbieter Kantonsarchäologen zu inventieren. Dabei handelt es sich keineswegs nur um Scherben oder Münzen aus alten Zeiten, sondern auch neuzeitliche Funde kommen immer wieder zum Vorschein: eine hübsche Zigarettenschachtel oder ein verrostetes Bügelleisen etwa. Auch diese neuzeitlichen Funde helfen den Archäologen, die Vergangenheit zu rekonstruieren.
All diese Arbeit wäre jedoch nicht halb so schön, wenn das Gefundene nicht an die Öffentlichkeit gelangen würde. Und das Interesse der Öffentlichkeit an der Archäologie sei gross, sagt Marti. So seien Führungen immer gut besucht und die Themen fänden sowohl bei Kindern und Jugendlichen als auch bei Erwachsenen regen Anklang.
Der Münzschatz von Füllinsdorf ist noch bis Ende September 2012 zu sehen im Kantonsmuseum Baselland.
Die Jahresberichte aus den Vorjahren (bis 2010) sind hier zu finden.