Alles ist vergänglich. Auch das Wandbild, das einst an einer Fassade auf dem Areal des ehemaligen Felix-Platter-Spitals prangte.
Die Vergänglichkeit gehört zu unserem Leben wie der Schatten zum Licht. Man mag das beklagen – es ändert nichts daran, dass Gevatter Tod früher oder später bei jedem von uns anklopft. Manche suchen daher Trost im Gedanken, dass sie in der Erinnerung weiterleben werden. Hat der Tod aber auch die Freunde und die Verwandten dahingerafft, wird die Erinnerung zusehends verblassen. Es sei denn, man hinterlässt ein bedeutendes Vermächtnis mit entsprechender Halbwertszeit. Künstler haben denn auch immer wieder gehofft, dass ihre Werke sie lange überdauern werden.
Mit starkem Selbstbewusstsein und im Wissen um sein Können hat diese Hoffnung beispielweise der römische Dichter Ovid (43 v. Chr. bis 17 n. Chr.) am Ende seines monumentalen Epos «Metamorphosen» zum Ausdruck gebracht. Sein Name – lesen wir dort – werde, solange Rom über die unterworfenen Völker herrsche, in ständiger Erinnerung bleiben. Denn er habe ein Werk geschaffen, dem weder der Zorn Jupiters noch Feuer und Schwert noch der Zahn der Zeit etwas anhaben könnten.
Im Detail hat sich Ovid mit dieser Prognose zwar getäuscht. Doch seinen Namen und sein Werk kennen wir auch heute noch.
Unbändige Aggressivität
Manche anderen Kunstwerke vermochten der Vergänglichkeit weniger gut zu trotzen. Ein Beispiel dafür ist ein Wandbild an der Burgfelderstrasse in Basel, dem diese Zeitmaschine gewidmet ist. Unser Bildausschnitt zeigt drei «Knochenmänner», von denen eine unbändige Aggressivität ausgeht. Diese Gerippe wollen uns nicht einfach daran erinnern, dass wir vergänglich sind und dereinst sterben müssen. Nein, sie scheinen uns hier und jetzt an die Gurgel gehen zu wollen.
Woher kommen diese Wut, dieser Hass? Sind sie der Eifersucht auf uns geschuldet, weil wir noch besitzen, was ihnen bereits geraubt ist? Oder sind die drei derart aufgebracht, weil ihnen nicht verborgen bleiben kann, dass der Verputz der Mauer, auf der sie gemalt sind, bereits an einigen Stellen abblättert, und es ihnen dämmert, dass auch ihre Tage gezählt sind?
Nachfragen bei den drei sind nicht mehr möglich. Seit diesem Sommer gibt es einen Teil der Mauer am Rande des Felix-Platter-Spital-Areals nicht mehr und damit sind auch die vier Knochenmänner Vergangenheit. Was von ihnen allenfalls bleibt, sind Fotografien wie die hier wiedergegebene aus dem Jahr 2009. Ewig wird es aber auch sie nicht geben, so viel scheint gewiss zu sein.