Christian Keller macht in seinem Onlinemagazin inhaltlich dort weiter, wo er bei der «Basler Zeitung» aufgehört hat. «Saubannerzug in Basel: Spuren führen in die Juso» lautet der Titel seines ersten Aufmachertextes. Darin outet er im Vorfeld einer Gerichtsverhandlung die angeklagten Teilnehmer einer gewaltsamen Demo von 2016 als Mitglieder der Juso und anderer linker Parteien. Als Rechercheunterlage diente ihm die Anklageschrift.
Ende Dezember 2017 hatte Keller in der «Basler Zeitung» bereits verkündet, dass «18 Chaoten» der Prozess gemacht werde – mit dem vielsagenden Titel: «Hoffentlich gibt es harte Urteile».
«Thematische Vielfalt»
Der «Saubannerzug»-Artikel ist Teil «der thematischen Vielfalt», welche die Redaktion nach eigenen Angaben anstrebt. Diese besteht neben Kellers Aufmacher aus einem kurzen Interview mit Markthalle-Geschäftsleitungsmitglied Alexandra Dill, einem etwas gewagten Vergleich zwischen den Jazzmetropolen New Orleans und Basel, dem sympathischen Porträt der Basler Tierschutzbeauftragten, der Beichte eines ehemaligen Bankräubers, einem Nostalgietextli über die Geschichte der Confiserie Pellmont und einem bezahlen Publitext über Baselbieter Weine.
Inhaltlich kann die Redaktion von «Prime News» also noch an Würze zulegen, wenn sie ihrem Anspruch, «vertieft über politische, gesellschaftliche wie kulturelle Begebenheiten in der Region Basel» zu berichten, genügen möchte. «Ausschliesslich auf Hintergrund» möchte man setzen, also auf Agendajournalismus verzichten.
Das sind hohe Ansprüche, welche die Redaktion an sich stellt. Vorerst besteht sie aus dem Kernteam mit Christian Keller als Inhaber und Chefredaktor, seinem Stellvertreter Oliver Sterchi (beide ehemals «Basler Zeitung») und Kellers Bruder Stephan als Geschäftsführer. Dazu gesellt sich eine Gruppe von freien Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.
Sprung ins kalte wirtschaftliche Wasser
Bemerkenswert ist der unternehmerische Mut, mit dem Keller den Sprung ins kalte Wasser wagt. Ohne Geldgeber im Hintergrund, ohne das Auffangnetz eines Verlags, ganz einfach auf die Überzeugungskraft des Inhalts vertrauend. Denn «Prime News» versucht sich als Bezahlmedium. Für 69 Franken kann man ein Jahresabonnement erwerben mit der Garantie, täglich mit mindestens zwei neuen Texten rechnen zu können. Die Artikel lassen sich für 1.50 Franken über das Handy unkompliziert auch einzeln kaufen. Und geizige Leser können eine beschränkte Anzahl an Texten auch nach der Hürde eines Werbevideos freischalten.
Inhaber und Chefredaktor Keller war am ersten Online-Tag nicht erreichbar. Dafür aber sein Stellvertreter Oliver Sterchi, der viel Zuversicht, aber auch Bescheidenheit verströmt: «Es ist ein Experiment ohne lange Vorlaufzeit, wir wollen mit unseren Geschichten überzeugen, haben sehr gute Leute an Bord und sind entsprechend zuversichtlich, dass es funktionieren wird», sagt er.
Zu den bereits existierenden oder anvisierten Abozahlen wollte er nichts sagen. Allzu viele dürften zumindest im Vorfeld noch nicht zusammengekommen sein. «Fixe Löhne liegen noch nicht drin», sagt Sterchi.
Wir wünschen unseren Kolleginnen und Kollegen viel Glück.