Bereits 2015 soll in Basel-Stadt nach dem neuen Lehrplan unterrichtet werden. Erziehungsdirektor Christoph Eymann spielt die Folgen der Einführung herunter.
Mit zackigen Antworten reagiert Regierungsrat Christoph Eymann auf die Fragen an der Pressekonferenz. Er will keine Zeit verlieren. Genauso ist es beim Lehrplan 21, der in Basel-Stadt bereits im August 2015 eingeführt werden soll. Damit ist Basel-Stadt der erste Kanton, der den neuen Lehrplan in Kraft setzt.
Vor gerade vier Woche haben die Deutschschweizer Erziehungsdirektoren die Endfassung des Lehrplan 21 vorgestellt. Und nun hat der Erziehungsrat Basel-Stadt einstimmig beschlossen, dass der neue Lehrplan bereits ab dem Schuljahr 2015/16 in Kraft treten soll.
Die Einführungszeit ist auf sechs Jahre angesetzt. Dann soll alles nach dem neuen Bildungswerk funktionieren. Das ist ein ambitionierter Fahrplan. Im Kanton Bern geht man vergleichsweise gemächlich zur Sache: Der Einführungsprozess soll 2015 beginnen, aber erst 2017 oder 2018 soll der Lehrplan in Kraft treten. Die Einführungsphase dauert in Bern sieben Jahre.
Der Lehrplan 21 betrifft alle Volksschulen von der ersten bis zur neunten Klasse.
Kein Gesetzbuch, sondern ein Kompass
SP-Grossrätin Danielle Kaufmann hat im Erziehungsrat über den Lehrplan 21 befunden. Sie meint, er sei «über weite Strecken ein gutes Werk». Der Lehrplan 21 würde den Schulbetrieb allerdings nicht auf den Kopf stellen, da viele Lehrer bereits nach den vorgeschriebenen Standards unterrichteten.
Ähnlich sieht das der Verantwortliche für Volksschulen Pierre Felder: «Der Lehrplan 21 ist kein Gesetzbuch, sondern ein Kompass. Der Unterricht wird auch mit dem neuen Lehrplan nicht komplett anders sein.»
Was ändert der Lehrplan dann überhaupt? Für die Kinder vermutlich nicht viel, erklärt Regina Kuratle vom Erziehungsdepartement. Und wenn man Erziehungsdirektor Christoph Eymann zuhört, könnte man meinen, dass sich für die Lehrer ebenfalls wenig ändert.
Nicht nur Vokabeln pauken
Dabei hätte der Lehrplan 21 das Zeug dazu, den Schulbetrieb umzukrempeln. Neue Sammelfächer sollen verstaubte Fachgebiete ersetzen. Aus Geschichte und Geografie wird beispielsweise das Fach «Räume, Zeiten, Gesellschaften». Und neu soll nicht das Wissen im Vordergrund stehen, sondern die Anwendung von Wissen – Kompetenzen eben.
Kuratle erklärt das so: «Wenn ich alles über Fussball weiss, heisst das noch nicht, dass ich auch Fussball spielen kann.» Wo früher nur Vokabeln und Jahreszahlen gepaukt wurden, soll heute die Anwendung des Wissens im Vordergrund stehen.
Der Geschichtslehrer, der seit 30 Jahren lehrt, muss nach den neuen Vorgaben zusätzlich Geografie unterrichten und statt Geschichtsfakten neuerdings Kompetenzen vermitteln. Das klingt nach einer grossen Veränderung.
Eymann will Lehrplan-Kritik in Schach halten
Regina Kuratle erklärt, die Lehrkräfte, die die neuen Sammelfächer unterrichten, sollen zu Weiterbildungen motiviert werden. Ob dies auch gelingt, bleibt offen. Kuratle meint, dass vermutlich diejenigen Lehrkräfte den Lehrplan 21 kritisieren, die am meisten von den Änderungen betroffen sind.
Das könnte erklären, weshalb Erziehungsdirektor Eymann und sein Gefolge die Veränderungen des Lehrplans herunterspielen. Er will keine umfassenden Veränderungen ankündigen, um die Lehrplan-Kritiker möglichst in Schach zu halten.
In Basel-Stadt ist die Kritik am Lehrplan 21 noch nicht eskaliert, wie es im Landkanton der Fall ist. Dort stemmt sich das Komitee «Starke Schule Baselland» gegen die Bildungsharmonisierung und damit auch gegen den Lehrplan 21.