Wie viele Schritte macht man als «eingebetteter» Trommler pro Tag? Ich schaffte am Fasnachts-Zyschdig nur 6583 – die Kinder waren schuld.
Man nennt sie ja die «drey scheenschte Dääg» im Joor. Der Blick am Mittwochmittag aus dem Fenster bringt die wunderbare Überraschung: Die Sonne scheint. Da hatte die Wetter-App zu Fasnachtebeginn noch ganz andere Prognosen aufblitzen lassen. Eine Wolke mit Regentropfen und Schneeflocken.
Aber Petrus scheint doch ein Basler zu sein. Ein etwas verschlafener vielleicht, denn am Montag hatte er die Sonne noch nicht an den Basler Himmel gehängt.
Der Montag
Doch von vorne: Am Fasnachtsmontag war Regen angesagt, der dann auch niederprasselte. Wenn auch nicht ganz so schlimm, wie zum Teil befürchtet wurde. Doch der «Morgestraich» sollte trocken bleiben (und blieb es ja auch mehr oder weniger bis 9 Uhr).
Der «Morgestraich» beginnt etwas aufgeregt. Ich muss meine Tochter, die zum ersten Mal mit einer Clique (ausgerechnet die «Alti Richtig» beziehungsweise deren Jungi Garde «Schnuffer und Schnoogge») Fasnacht macht. Die marschieren bei der Kunsthalle ab, ich mit meiner Tambourengruppe «Frauenhilfswerk» und den «Harlekin» vor dem «Stadtkeller» an der Marktgasse.
Da gibt es bereits vor dem Vier-Uhr-Schlag ganz schöne Wegstrecken zurückzulegen. Aber zum Glück sind nicht ganz so viele Menschen unterwegs, so dass wir gut vorwärtskommen.
Der unzuverlässige Schritt-Zähler
Die TagesWoche hat sich ausgedacht, die Wege eines Fasnächlers, also von mir, minutiös aufzeichnen zu lassen. Die App «Pedometer» sollte da helfen. Nur leider ist der Schrittzähler nicht ganz so zuverlässig. 1827 Schritte und nur 1,4 Kilometer zeigt sie für den «Morgestraich» auf… Das kann nicht sein, sagen mir die Füsse und der Rücken, als ich um 9 Uhr beim einsetzenden Regen den Heimweg antrete.
Die Morgestraich-Route: vom Stadtkeller bis zurück zum Stadtkeller (Bild: Pedometer)
Wenigstens vermittelt die Karte einen ganz guten Eindruck eines Teils des zurückgelegten Wegs. Die ersten beiden Umgänge mit den Pfeifern (und Trommlern) der «Harlekin», dann eine Runde alleine, bis es schliesslich zum gewohnten Zusammenschluss mit der Trommlergruppe «Piranhas» kommt und zum freudigen Wiedersehen mit den vier Gasttrommlern aus dem Oberwallis, die uns Basler Trommlern wahrlich etwas vorzuwirbeln vermögen.
Tod eines Cliquenmitglieds
Am Montagnachmittag, wir treffen uns um 14 Uhr zur Stuubete am Heuberg. Jetzt liegt es am App-Nutzer, also an mir selber, dass die Aufzeichnung höchst unvollständig ist. Ich habe schlicht vergessen, das iPhone rechtzeitig aufzuladen.
Der Montag hat aber noch wirklich böse Überraschungen bereit. Um 22.30 Uhr, wir haben uns nach dem Abendessen in der «Bodega» erst gerade wieder so richtig in Form getrommelt, platzt die traurige Nachricht herein: Die Basler Trommel-Legende Otti Wick, Mitgründer der «Kuttlebutzer» und später eben des «Frauenhilfswerks», ist im 89. Lebensjahr im Altersheim gestorben. An der Fasnacht!
Für die meisten von uns ist der Fasnachtsmontag damit gelaufen. Ich trommle noch eine Runde mit einer anderen Clique und stosse dann bis relativ spät abends im «Schlüssel» auf Otti an.
Der Dienstag
Am Dienstag klappt es besser mit der App. Ich treffe mich um 15 Uhr, wiederum am Heuberg, mit den Trommlern und Pfeifern meiner ehemaligen Clique «Kerzedrepfli». 5,1 Kilometer gibt die App um 4 Uhr in der Früh an. Und 6583 Schritte. Könnte sein, dass das in etwa stimmt. Wenn man bedenkt, dass man im Kindergewimmel des Fasnachtsdienstags oft im bunten Stau steckenbleibt.
Das Routen-Gewimmel am Dienstagnachmittag (Bild: Pedometer)
Der Fasnachtdienstag ist ganz einfach schön. Die Stimmung ist gut, die Fastenwähen und der Weisswein an der Stuubete (oder eigentlich Hofete) beim Pharmazie-Historischen Museum ebenfalls. Auch das Abendessen im «Dalbestübli». Da kann ich auch darüber hinwegsehen, dass die «Kerzedrepfli» ein halbes Dutzend Mal den doofen Marsch «San Carlo» ansagen.
Der Mittwoch
Jetzt aber ist die Schreib-Zeit um. Die Clique und die Trommel ruft. Hinaus in die Sonne, die Schlegel in den Händen, die Pfeifer links liegengelassen und «Dreyer, vorwärts, Marsch!»