Fassade frei für Sportfans

Eine Basler Firma sorgt mit ihrem Pavillon an den Olympischen Winterspielen für Aufsehen. Für ein Telekommunikationsunternehmen entwickelte sie einen imposanten Fotoapparat in 3-D. Am Freitagabend flimmerten die ersten Bilder über die bewegliche Fassade.

Jedes Gesicht ist acht Meter hoch, sechs Meter breit und eben – dreidimensional (Bild: Hufton+Crow)

Eine Basler Firma sorgt mit ihrem Pavillon an den Olympischen Winterspielen für Aufsehen. Für ein Telekommunikationsunternehmen entwickelte sie einen imposanten Fotoapparat in 3-D. Am Freitagabend flimmerten die ersten Bilder über die bewegliche Fassade.

Der MegaFaces-Pavillon hat viele Gesichter. Im wortwörtlichen Sinne. Es sind Gesichter, die keiner so schnell vergisst. Wuchtig. Imposant. Dreidimensional. Wir sitzen im Foyer der Basler Firma «iart ag», es ist 19.30 Uhr, und die Verbindung zur Crew nach Sotschi steht.

Vor uns eine weisse Leinwand, ein Flackern – und dann ist sie im Bild, die bewegliche Fassade, welche die Basler für die Olympischen Winterspiele entwickelt und realisiert haben. Sie zeigt eine Frau, die sanft lächelt, einen Mann mit Adlernase und ein schmollendes Kind, das wohl noch verwöhnter ist als es aussieht. Jedes Gesicht ist acht Meter hoch, sechs Meter breit und eben – dreidimensional. Das bedeutet: Eine besonders lange Nase kann bis zu zwei Meter vorstehen, Kulleraugen einen halben Meter, aufgespritzte Lippen vielleicht einen ganzen.

Ein Gesicht nach dem anderen erscheint in plastischer Schönheit

Nach zwanzig Sekunden fallen die Gesichter wieder in sich zusammen und würden sie nicht auf einem Film festgehalten, wäre es, als ob sie nie da gewesen wären. Für kurze Zeit färbt sich die Fassade nun schwarz und ist nur mehr schwer vom russischen Nachthimmel zu unterscheiden. Dann stülpen sich aus ihr drei neue Gesichter hervor, erstrahlen in ihrer ganzen plastischen Schönheit, um wieder zu verblassen. Fassade frei für noch mehr Gesichter, Fassade frei für noch mehr Sportfans.

Vor 14 Monaten hat das Handy von Valentin Spiess, Chairman und CEO von iart, geklingelt. Der Londoner Architekt Asif Khan erzählte von der kinetischen Fassade, die ihm vorschwebte. Das Konzept stand, die Realisierung wollte er iart überlassen, mit der er bereits beim Beatbox Pavillon von Coca-Cola an der Sommerolympiade 2012 in London zusammengearbeitet hatte. Spiess sagte zu. Er wollte es versuchen. Und dann musste alles schnell gehen. Gestaltung, Interaktionsdesign, Elektronik, Produktion. So schnell, dass bis zur Eröffnungsfeier der Olympischen Winterspiele leise Zweifel bestanden, ob sie es rechtzeitig schaffen würden. Es sind glückliche Gesichter im Foyer von iart, beim Anstossen auf ihre kinetische Fassade am Schwarzen Meer.

Ein bleibendes Denkmal

Im MegaFaces-Pavillon des russischen Telekommunikationsunternehmens MegaFon stehen sieben 3D-Fotoautomaten. Sie alle sind mit fünf Kameras ausgerüstet, sodass sie ein Gesicht gleichzeitig aus fünf Perspektiven ablichten können. Aus diesen Aufnahmen entwickelt eine Software ein dreidimensionales Modell. Diese Daten werden an die bewegliche Fassade weitergeleitet, die aus 10’477 teleskopischen Zylindern besteht.

Jeder dieser Zylinder kann bis zu zwei Meter ausgefahren werden, an ihren Spitzen hängen kugelförmige LED-Lichter, die die um 3500 Prozent vergrösserten Gesichter zum Leuchten bringen. Für einen kurzen Moment haftet den aus der Fassade gemeisselten Gesichtern etwas Monumentales an. Dann glätten sie sich. Und schon sind sie verschwunden. Die Basler Firma iart dürfte sich dagegen ein bleibendes Denkmal setzen: Zum ersten Mal überhaupt wurde diese Technologie für ein Projekt dieser Grösse eingesetzt; MegaFaces ist die weltweit erste dreidimensional ansteuerbare grossflächige LED-Wand.

So funktioniert die Fassade – ein Testlauf im Video:

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