Turnschuh-Sammler treffen sich am Sonntag, 1. November, in der Markthalle zur grossen Sneaker-Messe. Theo Przybilla, der Mitorganisator der Messe, erklärt, woher die Faszination am Turnschuh kommt.
Sie kennen jedes Turnschuhmodell, jede Geschichte, die hinter den Schuhen steckt: Sneaker-Sammler. Theo Przybilla ist einer von ihnen. Bei ihm zuhause türmen sich die Schuhschachteln bis fast unter die Decke, in seiner Freizeit fotografiert er seine Schuhe, reist an Sneaker-Messen und bespricht die Turnschuh-Geschichten mit seinen Freunden.
Um diese Liebe zu teilen, organisiert der gelernte Haustechnikplaner mit seinen Basler Freunden eine Sneaker-Messe in der Markthalle, bei der Sammler und Privathändler ihre Schuhe anbieten.
Die «Sole Season», wie die Messe heisst, fand vor einem Jahr das erste Mal statt – mit überwältigendem Erfolg. Etwa 1000 Leute kamen in die Markthalle, so viele, dass die Schlange zeitweise bis vor der Halle reichte.
Theo Przybilla, wie viele Sneaker haben Sie zuhause?
Plus Minus 200.
Das muss ein Vermögen gekostet haben.
Einiges, Ja. Es lässt sich nur grob schätzen. Einige Modelle haben momentan einen Wert von 800Fr. Das kommt aber immer auf die momentane Lage des Marktes an. Je nach Situation steigen und sinken die Preise.
Also, was muss im Leben schief laufen, dass man anfängt Sneaker zu sammeln?
(Lacht) Nicht viel. Ich bin da zufällig reingerutscht. Ich habe mir damals einen Air-Max-1 gekauft, den fand ich so bequem, dass ich mehr darüber wissen wollte. Also habe ich mich über das Internet informiert und fand so zur Geschichte des Air-Max-1 einiges heraus und so nahm alles seinen Lauf.
Ist das eine Sucht?
Ich würde es nicht als Sucht definieren, mehr als Leidenschaft. Aber es hat sicherlich hier und da etwas von einer Sucht. Ich kenne auch ältere Leute, die Sneaker sammeln, aber weniger exzessiv vorgehen. Diese Leute haben in ihrer Kindheit die Schuhe von Michael Jordan bewundert, heute haben sie das Geld, um dieses Modell zu kaufen. Sie wollen damit ihre Kindheitserinnerungen nachholen und somit kamen sie halt zu dieser Leidenschaft.
Geht es auch darum, wer mehr und bessere Sneaker besitzt?
Qualität ist deutlich wichtiger als Quantität. Wer sich nur die teuersten Schuhe kauft, die gerade angesagt sind, gehört für mich nicht dazu. Das sind eher Hype-Opfer, die jedem Trend hinterher rennen. Aber schlussendlich soll meiner Meinung nach, jeder selber entscheiden, wie er sich sieht und da stehen will. Ich halte mich grundsätzlich aus solchen Diskussion raus und mache mein Ding.
So sah die Sneaker-Messe letztes Jahr aus:
Wer gehört denn zur Sneaker-Community?
Sie besteht mehrheitlich aus jungen Leuten, die an Sneakers interessiert sind. Man trifft sich an Messen in Köln, Zürich oder anderen Städten. Vor Ort fachsimpelt man über die Modelle, über die Geschichten hinter den Sneakers oder über die neusten Releases. Da sich vieles online abspielt, ist es dann auch mal schön die Gesichter in echt zu sehen und zusammen eine gute Zeit zu verbringen. Das ist für uns eigentlich auch einer der Hauptgründe, warum wir diesen Event organisieren.
Welche Geschichten gibt es da?
Zum Beispiel der Air-Mag von Nike, der im Film «Back to the Future» vorkommt. Dieser war beispielsweise online ein grosses Thema. Am Mittwoch war Back-to-the-Future-Day, zu diesem Anlass gab Nike einen Schuh heraus, der sich von selbst zuschnürt. Ein Sneaker Store in Köln schmiss extra eine Party dafür. Solche Geschichten.
Also brauch ich erst ein bestimmtes Knowhow, damit ich zur Community gehöre?
Ich finde grundsätzlich schon. Beispielsweise von wann welches Modell ist, wie viel wert es ist, wie limitiert es ist oder andere Geschichten, die dahinterstecken. Das sind natürlich alles Sachen, die man sich über die Jahre aneignet. Kein «Meister» fällt vom Himmel.
Können Sie eine bestimmte Geschichte über einen Ihrer Schuhe erzählen?
Der erwähnte Nike Air-Max-1 ist ein revolutionäres Modell aus dem Jahr 1987. Damals wurden zum ersten mal sichtbare Luftkissen eingebaut. Dieses Modell ist für viele die Ikone schlechthin. Das teuerste Exemplar, das ich von diesem Modell habe, kostet 600 Franken und hat überall Ponyhaare dran. Durch Käufe von anderen privaten Sammlern können auch Freundschaften entstehen. Ich habe einige gute Freunde durch dieses Hobby kennenlernen dürfen. Das ist das Schöne daran: Man hat einen gemeinsamen Nenner und merkt dann, dass man auf sowas aufbauen kann.
Das Modell Nike MX-1 mit Ponyhaaren.
Werden an der «Sole Season» nur solche Modelle verkauft, oder kann man dort auch als Nicht-Mitglieder der Community hingehen und eventuell ein Schnäppchen machen?
Es gibt beides. Günstige und teure, spezielle, limitierte Sneaker. Die Schuhe könnte man auch übers Internet kaufen oder verkaufen. Aber das macht nicht so viel Spass. Für die Privat-Verkäufer ist es oft zu anstrengend übers Internet zu verkaufen, da macht der persönliche Kontakt zwischen Käufer und Verkäufer viel mehr Spass. Zusätzlich haben wir noch weitere Attraktionen, wie einen Hip-Hop-DJ, oder ein Künstler der ein Sneaker bezogenes Bild malt. Für Unterhaltung ist auf jeden Fall gesorgt.
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Theo Przybilla ist Mitorganisator der «Sole Season», einem Second-Hand-Markt für Sneaker. Die «Sole Season» findet am Sonntag, 1. November von 12 bis 17 Uhr in der Markthalle Basel statt.