Zwei Daten-Journalisten haben ein bestehendes Programm zur Darstellung politischer Meinungen weiterentwickelt. Jetzt können mittels «Fourscore» die verschiedensten Themen abgefragt und visualisiert werden.
Zu Beginn der 2000er-Jahre stellte die Website «Political Compass» einen Fragenkatalog und ein Programm zur Verfügung, mit dem politische Meinungen graphisch abgebildet werden konnten. Laut New York Times hat der Journalist Wayne Brittenden das Projekt entwickelt.
Zur Veranschaulichung verwendeten sie einen Graphen, der bereits seit den 70er-Jahren in Gebrauch war. Er basiert auf zwei sich kreuzenden Achsen und kann wie auf einem Zeitstrahl politische Einstellungen abbilden. Je nach dem wie der Nutzer den zugehörigen Fragenkatalog beantwortet, ordnet das Programm die Antworten einem bestimmten Punkt in diesem politischen Spektrum zu.
Neuauflage einer Idee, nur in schön
Dieses Prinzip haben sich nun die Entwickler und Daten-Journalisten Noah Veltman und Michael Keller zunutze gemacht – sie bieten unter dem Namen «Fourscore» eine modernisierte Variante des Graphen an, der Meinungen zu den verschiedensten Themen abfragen kann.
WNYC, ein New Yorker Radiosender, hat Fourscore benutzt, um die Meinung seiner Hörer zum Ausmass staatlicher Überwachung abzufragen. Der Graph zeigt an den Aussenkanten jeweils die extremsten Positionen und in der Mitte die ausgeglichensten. Dabei rangiert die Bandbreite zwischen «ist nötig», «ist unnötig» (jeweils oben und unten) und «ist mir angenehm» sowie «ist mir unangenehm» (jeweils links und rechts). Der Nutzer kann nun den Punkt anklicken, der seiner Einstellung innerhalb dieser Koordinaten am nächsten kommt, und ihn mittels Anmeldung eintragen. Je mehr Nutzer denselben Punkt geklickt haben, desto dunkler wird dieser.
Das New York Magazine hat den Graphen aus Meinungen um Links zu Artikeln erweitert. In diesem Fall hat die Redaktion ihre Meinung abgegeben: Die Redakteure haben ihre persönlichen Favoriten aus den Artikeln einer Woche gewählt. Ebenso gibt es am anderen Ende des Spektrums Personen und Begebenheiten aus dem öffentlichen Leben, die am schlechtesten beurteilt wurden. Bei dieser Variante bewegen sich die Variablen zwischen «verabscheuungswürdig» und «brilliant» sowie «hochgestochen» und «flach».
Wie nun könnte man das Programm weiter nutzbar machen?
Fourscore könnte zur Bewertung von einzelnen Artikeln eingesetzt werden. Leser und Redaktion würden auf einen Blick feststellen können, wie andere den betreffenden Artikel einordnen.
Auch für den Community-Bereich ist Fourscore nutzbar: Nutzer hätten die Möglichkeit, auf ihren Profilseiten ihre politische Einstellung darzustellen. Es wäre aber auch möglich, die gesamte Community gemeinsam auf einem Graphen darzustellen.
Meinungsbildung im Wahlkampf
Zuerst aufgefallen ist mir das Tool über Twitter, wo vor einigen Jahren viele Leute während des Wahlkampfes in Deutschland die Graphen benutzten, um ihre eigene politische Ausrichtung zu zeigen. Damals gab es allerdings noch nicht Fourscore, dass die Anwendungsmöglichkeiten massiv erweitert.