Ironie sei auf Twitter schwierig, sagt man. Wegen der Begrenzung auf 140 Zeichen und weil man völlig Fremde erreicht, die den Sinn des Gesagten unter Umständen falsch verstehen. Britische Twitternutzer traten in den letzten Tagen den Gegenbeweis an und wehrten sich im Netz gegen Islamismusvorwürfe.
Unter dem Hashtag #foxnewsfacts ziehen Twitternutzer mit typisch britischem Humor Schreckensvisionen von der islamischen Übermacht in britischen Städten durch den Kakao. Hintergrund des Spottes: Wer überall nur Islamisten erwartet, wird auch welche finden.
Die Welle des Humors geht zurück auf ein Interview des «Terrorexperten» Steve Emerson mit dem erzkonservativen US-Sender «Fox News» vom 11. Januar. Teile von Europa sind nach Emersons Worten «NO-GO-Areas». Einige britische Grosstädte, so Emerson auf «Fox News», seien bereits vollständig in islamischer Hand. Beispielsweise Birmingham.
Das liessen sich einige Internetnutzer nicht gefallen. Dran glauben musste – typisch britisch – natürlich die Queen, die, glaubt man der Twittertimeline, bereits Kopftuch trägt:
This is an actual photo of the queen before & after she visited Birmingham! #foxnewsfacts pic.twitter.com/EL0xbqUpR0
— Amrit Singh (@MrASingh) 12. Januar 2015
Und die bei der Durchsetzung der Scharia in Grossbritannien selbst Hand anlegt:
Having recently found Islam,England’s Queen Elizabeth now ritually beheads apostates weekly,live on TV #foxnewsfacts pic.twitter.com/oDIQVnTSI4
— Filosofizer (@Filosofizer) 13. Januar 2015
Dabei sind die Bewohner Birminghams überaus hilfreich. Etwa in einer humorvollen Anwendung des Hashtags #illridewithyou. Für den Fall, dass Angehörige der christlichen Minderheit Birmingham besuchen möchten und Angst haben, belästigt zu werden. In Wirklichkeit sind nur etwa 20 Prozent der Einwohner Birminghams Muslime. Trotzdem ist der Islam aus dem täglichen Leben dort nicht mehr wegzudenken, wird humorvoll behauptet. Das beträfe selbst Alltagsgegenstände wie die traditionelle britische Teekanne.
British citizens respond to new sharia laws ordering #hijab on tableware, with flair and imagination. #foxnewsfacts pic.twitter.com/aWdc6tnvEF
— Ahmad Fraz (@Ahmad_Fraz9) 12. Januar 2015
Dennoch, die Beweise, sagt das Internet, sind überwältigend. Diese Fanatikergruppe zum Beispiel formte sich bereits in den 1970er-Jahren.
@hesselmann Don’t forget about these crazy fundamentalists from Birmingham: pic.twitter.com/ol4qaPz3MR
— Felix M (@SammyKuffour) 12. Januar 2015
Wer es nicht erkannt hat: Bei der Band im Bild handelt es sich um die Rockgruppe Black Sabbath. Eine ähnlich satirische Verwandlung erfuhr «Quran Quran» (Duran Duran), die in den 1980er-Jahren die Strassen Birminghams unsicher machten.
Birmingham, finden viele, das geht ohnehin gar nicht. «Ham» (Schinken) sei völlig unislamisch, weil nicht halal. Sie schlagen deshalb unter #foxnewsfacts vor, die Stadt umzubenennen. Beispielsweise in «Burninglamb» (brennendes Lamm) oder schlicht «Birming».
In order to comply with Halal code it is now just known as Birming #FoxNewsFacts
— Ariadne Griffin (@Ariadne_Griffin) 11. Januar 2015
Der feine Humor zeigte Wirkung. Emerson hat sich mittlerweile öffentlich entschuldigt und bezeichnet seine Behauptungen als Fehler («My comments about Birmingham were totally in error.»).