Claudio Visentin hat keinen einfachen Job. Der 63-Jährige ist verantwortlich für das Feldschiessen im Baselbiet. Das ist nicht irgendein Anlass: Das Eidgenössische Feldschiessen ist der grösste Sportanlass der Schweiz, ja sogar das grösste Schützenfest der Welt, wie die stolzen Schützen gerne betonen. 3300 von ihnen feuern alleine im Baselbiet am Wochenende ihre Kugeln an zwölf Schiessplätzen ab, gesamtschweizerisch werden gegen 130’000 Schützen erwartet.
«Das Feldschiessen ist Tradition», sagt Visentin. Wie die Basler Fasnacht, Hornussen oder die Fête des Vignerons steht es sogar auf der «Liste der lebendigen Traditionen in der Schweiz». So lebendig ist es freilich nicht mehr: Die Zahl der Schützen nimmt ab. «Seit ich Feldchef bin, ging sie um 500 zurück.» Aber das liegt nicht an Visentin – die Tendenz geht gesamtschweizerisch in diese Richtung.
Gegeneinander schiessen, zusammen Bier trinken
«Das Schiessen ist laut, kostet und die Jungen haben wohl andere Interessen.» Es ist der Versuch einer Erklärung, aber so richtig versteht der Röschenzer das Fehlen des Nachwuchses nicht. «Das Feldschiessen ist ein toller Anlass: man hat den Wettkampf, sitzt zusammen, trinkt ein Bier, unterhält sich. Ganz entspannt.» Einer hat aber auch richtig Stress an diesem Tag – Visentin.
Als Feldchef hat er bereits im November damit begonnen das Wochenende zu organisieren: Werbematerial und Kränze bestellt, Flyer für die fünf Bezirke im Kanton gestaltet und drucken lassen. Am grossen Wochenende selbst führt er dann die Würdenträger aus Militär und Politik sowie Journalisten von Schiessstand zu Schiessstand und kontrolliert, ob genügend Kränze vorhanden sind. Am Sonntag gilt es, die Resultate aller Schützen in den drei Kategorien (300 Meter Gewehr, 50 und 25 Meter Pistole) zusammenzutragen.
Nachdem er am Wochenende über 150 Kilometer abgefahren ist, besucht er am Sonntagabend seine Schützenkollegen in Röschenz. «Und gönne mir noch ein oder eventuell zwei kühle Biere.» Verdient hat er sich das in diesem Jahr auf jeden Fall: Erstmals treffen sich auf seine Anregung am Samstag die Vertreter beider Basel zu einem gemeinsamen Mittagessen. «Danach», sagt Visentin, «gehen wir aber wieder getrennte Wege.»