Georg Schmid kümmert sich um Menschen und deren Angehörige, die sich Sorgen im Hinblick auf den 21. Dezember machen. Er sieht dem Datum nicht nur gelassen entgegen, sondern hat auch Angst vor möglichen Auswirkungen.
Er ist Religionsexperte und Sektenkenner und hat im Moment viel zu tun: Georg Schmid betreibt zusammen mit der Internet-Seelsorge eine Hotline für Leute, die sich Sorgen im Hinblick auf den 21. Dezember 2012 machen. An diesem Datum endet der Maya-Kalender, es ist die Rede von Weltuntergang.
Allerdings sei in einem Text der Maya lediglich die Rede von einer neuen Ära, die anbreche, sagt Schmid. «Es wird nichts Apokalyptisches prophezeit.» Jedoch kursieren im Internet mehrere Weltuntergangsszenarien, von einer Kollision des Planeten X mit der Erde über eine dreitägige totale Dunkelheit bis zum Kollaps des Wirtschaftssystems.
Radikale Esoteriker rechnen mit einem Aufstieg der Erde in die 5. Dimension, in der sich die Menschen zu engelhaften Wesen wandeln. An diese Menschen beziehungsweise ihre Angehörigen richtete sich die Hotline ursprünglich. «Viele dieser Leute kündeten ihren Job und geben all ihr Geld aus, weil sie dergleichen in der 5. Dimension nicht mehr brauchen», sagt Schmid. Die Angehörigen seien es dann, die sich Sorgen machten und Unterstützung brauchten.
Die Geschenke sind gekauft
«Inzwischen wenden sich aber zunehmend auch Leute an uns, die einfach Angst haben vor dem 21. Dezember.» Oft liessen sich die Leute im Gespräch beruhigen, indem ihnen erklärt wird, dass kein Weltuntergang bevorstehe. Anfällig für Weltuntergangstheorien seien vor allem generell unsichere Personen. «Für diese Leute bin ich froh, wenn das Datum vorüber ist, dann brauchen sie keine Angst mehr zu haben», sagt Schmid.
Mehr Sorgen macht sich der Religionsexperte um die radikalen Esoteriker: Es könne sein, dass sich Leute das Leben nehmen, wenn das erwartete Szenario nicht eintritt. «Das macht mir Angst», sagt Schmid. «Besonders, wenn diese Leute Kinder haben.» Er hofft, dass möglichst viele «es schaffen, sich mit der 3. Dimension zu versöhnen».
Und was macht Schmid am 21. Dezember? «Ich werde einige Medienauftritte haben.» Dass dieser Rummel nach dem 21.12. vorbei ist, sei jedenfalls etwas, das sich sicher voraussagen lasse. Auch mit Weihnachten rechnet er fest: «Die Geschenke sind gekauft.»
Artikelgeschichte
Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 14.12.12