Gefordert: Gökmen Dalli

Türsteher sind stark und blöd? Ha! Da irren Sie aber gewaltig. Gökmen Dalli ist zwar stark, aber keineswegs blöd. Und er ist Türsteher.

Türsteher Gökmen Dalli vor der «Kuppel». (Bild: Cedric Christopher Merkli)

Mal schauen, was Sie denken, wenn Sie dieses Wort lesen: Türsteher. Behaupten Sie jetzt nicht, es sei Ihnen nicht gerade das Bild eines kräftigen Mannes mit wenig Grips durch den Kopf geschossen. Angespannt, wortkarg – stets bereit, einen am Kragen zu packen. Ja, solche Kerle gibt es, Klischees kommen nicht von ungefähr. Doch es geht auch anders.

Gökmen Dalli (36) ist kräftig, hat Grips, setzt auf «kommunikative Fähigkeiten». Als Türsteher hat er mit einem Kollegen die Sicherheitsfirma «Men in Black» gegründet. Seine restliche Arbeitszeit widmet er der Bildung. Das Sportstudium gab er wegen einer Verletzung auf – jetzt studiert er soziale Arbeit. In drei Monaten ist die Ausbildung fertig und der Türsteher ist auch Sozialpädagoge.

Um sich das Studium finanzieren zu können, nahm Gökmen Dalli vor 13 Jahren seinen ersten Türsteher-Job an. Streng genommen war er Garderobier, als er die Stelle antrat. Aber nicht lange: «Eines Abends schlichtete ich Stress unter Gästen», sagt er. Fortan setzt sein Chef ihn am Eingang ein.

«Sie passen da nicht rein»

Schnell begriff Gökmen Dalli, worum es geht: «Du bist für die Leute da – und nicht, um Macht zu haben.» Beim Umgang mit Clubgästen gehe er von sich aus. «Ich behandle die Menschen so, wie ich auch gern behandelt werde.» Also gut. Meistens. Es gehört aber auch zu seinem Job, Leuten klarzumachen, dass sie im Club nicht erwünscht sind. Wenn jemand so betrunken sei, dass er kaum mehr stehen könne, lasse er ihn nicht rein. Und wenn er einen Club für Teenager bewache und ein «abgerockter» Typ rein wolle, sei es ebenfalls an ihm, dem Herrn klarzumachen: «Sie passen da nicht rein.»

Dresscode-Probleme hingegen, wie sie in den Neunzigern häufig Schlagzeilen machten, erlebe er kaum mehr. «Es passiert selten, dass ich an einem schicken Anlass arbeite und einer im Jogginganzug rein will», sagt Gökmen Dalli. Andere Situationen aber gehörten zum Programm. Etwa, dass sich Schlangen bildeten und die Leute ungeduldig würden. Dieses Wochenende wird für ihn kaum ohne solche Szenen über die Bühne gehen: Am Basler Clubfestival «BScene» steht er – wie so oft – vor der «Kuppel» und dem «Volkshaus» und schaut fürs Rechte. Freundlich und kommunikativ, wie es sich für einen Türsteher gehört. 

Quellen

Artikelgeschichte

Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 23.03.12

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