Weil er dreimal verschlafen hat, kam Nik Dinter auf eine neue Geschäftsidee. Diese setzt er jetzt in die Tat um: Ab Mitte September ist er mit dem Velo in Basel unterwegs und holt auf Wunsch den Grünabfall ab.
Unser Abfall ist sein täglich Brot, unser täglich Gefährt sein Arbeitsgerät: Nik Dinter ist Entsorger, sein Transportmittel das Velo. Der 30-Jährige bietet seit vergangenem November einen Abholdienst für Recycling-Material in Zug an, nun hat er nach Basel expandiert und sein Geschäftsfeld gleich erweitert.
Ab Mitte September holt er in der gesamten Stadt für sieben Franken 15 Liter Grünabfälle ab. Wer gleichzeitig noch seinen Recyclingdienst in Anspruch nimmt oder vier Nachbarn zum Mitmachen überreden kann, für den reduziert sich der Preis auf fünf Franken. «Ich muss weniger strampeln, die Leute weniger bezahlen.»
Wer den schüchternen Mann mit seinen Rastalocken sieht, für den ist es kaum vorstellbar, dass ihm Luxuslimousinen den Weg in die Selbstständigkeit wiesen. Samstag für Samstag stauten sich die dicken Schlitten vor dem Ökihof in Zug auf dem Weg zur Entsorgungsstelle. «Die eigentlich umweltfreundliche Handlung wurde sozusagen erstickt in den Abgasen.» Für Dinter war klar: Es muss einen ökologischeren Weg geben. Knapp zwölf Monate später ist aus der Idee seine Firma «Trash out» geworden.
Die Idee kam unverhofft
Zwei Tage in der Woche ist er mit Velo und Anhänger in Zug unterwegs: sortiert, stapelt und entsorgt das Recycling-Material von Büros, Restaurants, Hotels und Privaten. Rund 40 Kunden sind es inzwischen. Tendenz steigend. Dinter war schon Maler, Elektriker, Tagesvater, Gärtner, aber in seinem Abholdienst hat er die Erfüllung gefunden. «Einerseits fahre ich extrem gerne Velo, andererseits wollte ich schon immer mein eigener Chef sein.» Nach Basel führte ihn aber nicht das Business, sondern die Liebe.
Die Idee zur Grünabfuhr in Basel kam wie die Ursprungsidee unverhofft: Dinter verschlief den Samstagstermin, um Grünabfall auf den öffentlichen Kompostplätzen zu entsorgen. Einmal, zweimal, beim dritten Mal war klar: Ein Termin reicht nicht, regelmässige Grünabfuhr ist ein Bedürfnis. Die ersten Interessenten haben sich bereits informiert. «Sollte es gut laufen, gebe ich Zug ab und konzentriere mich auf Basel.» Noch fehlt ihm aber für den Start das Wichtigste: ein Veloanhänger. Zurzeit ist er deshalb gleich doppelt gefordert: mit Kunden-Akquise und dem Bau des Anhängers.
Artikelgeschichte
Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 07.09.12