Olivier Truan und seine Klezmer-Band Kolsimcha nehmen mit dem London Symphony Orchestra eine CD auf.
Abbey Road: In die berühmten Aufnahmestudios, die den Namen der Londoner Strasse tragen, zieht es Mitte August den Basler Musiker Olivier Truan. Zusammen mit seiner Band Kolsimcha und dem London Symphony Orchestra wird er eine CD aufnehmen, für die er gegenwärtig noch Kompositionen fertigstellen muss.
Es ist wie im Märchen. Oder im Traum, wie Truan sagt. Mitte August reist er mit seiner Band Kolsimcha nach London. Ziel sind die legendären Abbey Road Studios, die durch die Plattenaufnahmen der Beatles und weiterer Popgrössen, aber auch durch Aufnahmen klassischer Werke längst Kultcharakter haben. Dort wird die Basler Contemporary-Klezmer-Band zusammen mit dem London Symphony Orchestra eine CD aufnehmen.
Zufall und glückliche Fügung
Dass es zu dieser aussergewöhnlichen Konstellation kam, ist laut Truan einer Mischung aus Zufall, glücklicher Fügung und engagiertem Einsatz zu verdanken. «Ursprünglich wollten wir zusammen mit einem deutschen Orchester eine CD mit sinfonischen Stücken aufnehmen», erzählt er. Aber das Projekt scheiterte aus Termingründen. «Da dachte ich mir, ruf doch einfach mal beim London Symphony Orchestra an – ein Orchester, das zu meinen absoluten Favoriten gehört.»
Diesen Anruf wird Truan nicht so schnell vergessen: «Ich sagte, hallo, hier ist Oli Truan von Kolsimcha in Basel, ich habe kein Geld, aber wir möchten gerne eine CD mit Ihnen aufnehmen.» Vom Management habe er überraschend zur Antwort bekommen, dass das Orchester im August einen Termin frei habe und zur Zusammenarbeit bereit sei – wenn er das Geld auftreiben könne.
Auf kickstarter.com, der weltweit führenden Crowdfunding-Plattform, startete Truan also eine Kampagne mit dem Ziel, die nötigen 56 000 Pfund (rund 81’000 Franken) zu sammeln. Das verlangte einiges an Einsatz: «Es gab Momente, da zweifelte ich daran, dass wir es schaffen würden», sagt Truan. Aber es klappte: Mit 57’173 Pfund wurde das Sammelziel sogar leicht übertroffen.
Kaum Zeit fürs Komponieren
Nun kam eine weitere Herausforderung auf Truan zu: Er musste in kurzer Zeit das musikalische Programm zusammenstellen. «Lange Zeit war ich ja vollauf mit der Geldsuche beschäftigt», sagt Truan, «fürs Komponieren blieb keine Zeit übrig.» 15 Stücke sollen auf der CD Platz finden: gut zur Hälfte bestehende Werke, die er neu arrangieren muss, aber auch neue Kompositionen.
«Die besten Ideen habe ich oft, wenn ich mich nicht angestrengt über das Klavier beuge, sondern wenn ich irgendwo unterwegs bin», sagt Truan. Dann singe er die Melodien ins iPhone und stelle die Stücke dann am Klavier fertig. Er liegt nach eigenen Angaben gut im Zeitplan: «Zwei Stücke muss ich noch fertigstellen, dann steht das Programm.»
Artikelgeschichte
Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 05.07.13