Seit fünf Jahren hat Roland Burg alle Hände voll zu tun: Er bewahrt Pakete auf, die sich Schweizer an seine Adresse in Weil am Rhein schicken lassen. So viel Arbeit wie zur Adventszeit hat das Team bei «Las-Burg» sonst nie.
Mit einem Sechser im Lotto hätte Roland Burg (61) nie gerechnet. Als Verkäufer staatlicher Glücksspiele sass er zwar ein halbes Leben lang an der Quelle, er wusste aber auch, dass es schier unmöglich ist, im Lotto Millionen zu gewinnen. Als in der Schweiz vor einigen Jahren zum klassischen Lotto auch «Euro Millions»-Lose angeboten wurden, ging es für Roland Burg bergab: Schweizer Kunden kamen seltener zu ihm nach Weil am Rhein – und er fing aus der Not an, an einer Marktlücke herumzustudieren.
Seine Gedanken kreisten um Einkaufstouristen in Deutschland – und siehe da: Was Roland Burg und seine Familie in den vergangenen fünf Jahren auf die Beine gestellt haben, kommt einem Lottogewinn gleich.
Kinderwagen, Velos, Whirlpools
«LAS» steht für Lieferadress-Service, Burg ist der Name des Mannes, der hinter der Idee steht – herausgekommen ist «LAS-Burg». Es sieht im Raum an der Hauptstrasse in Weil aus wie auf einer Post. Und es geht auch zu und her wie auf der Post. Aber es ist keine Post. Sondern eben ein Lieferadress-Service. Jede Postfiliale der Welt wäre froh um den Andrang und die Menge Pakete, die dort über die Theken geht: Bis zu 800 Kunden aus der Deutschschweiz finden zurzeit täglich den Weg hierher.
Auf dem Parkplatz bei «LAS-Burg» stehen lauter Autos mit Schweizer Kennzeichen. BL, BS, ZH, BE, SO. Die Gebühr für eine Lieferung beträgt zwei bis zwanzig Euro, je nach Grösse. Derzeit liegen in den Lagerhallen der Firma gut 5000 Pakete. Mit Kinderwagen drin, Velos, Whirlpools, Tiernahrung – und manchmal auch Verbotenem.
…und auch mal Waffen
«Wir hatten einmal Probleme mit einem Kunden, der Waffen bestellt hat», sagt Burg. Der Zoll bekam Wind davon, der Kunde flog auf. Die Verantwortung für die Dinge, die die Leute bestellten, liege bei ihnen selber und nicht bei ihm, sagt Burg. So läuft das Geschäft: Ein Schweizer bestellt etwas im Euro-Land, lässt es sich zu «LAS-Burg» schicken, holt es ab. Bis auf das Abholen läuft alles übers Internet.
Einfach – und für Roland Burg das Geschäft des Lebens: Er stockt das Personal auf, mietet Lagerhallen dazu, und kaum hat er eine Halle gefunden, hält er Ausschau nach der nächsten. Inmitten der Pakete stellt sich die Frage: Herr Burg, sind Sie nicht neugierig, was da alles drin ist? «Nein.» Wichtig für ihn sei, dass die Pakete abgeholt würden.
Artikelgeschichte
Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 16/12/11