Zimmi, der Igel, huscht noch immer durch den Garten und sucht Futter. Klug wäre, er würde sich jetzt auch um ein Plätzchen für den Winterschlaf kümmern.
Lange Zeit schien es, der Winter habe unsere Gegend vergessen. Doch die Hoffnung war vergebens. Er ist zwar noch nicht angekommen, aber angekündigt hat er sich in den vergangenen Tagen definitiv. Mit kühl-nassen Stürmen und ersten Frostnächten. Leb- und farblos warten die Gärten auf die Schneedecke. Leblos? Nein, abends huscht im Dunkeln immer noch ein kleines, stacheliges Wesen über den Rasen, schnüffelt sich durch die Büsche – ein Igel auf Futtersuche. Wir nennen ihn Zimmi. Viel findet er nicht mehr. Was vor Kurzem noch draussen kreuchte und fleuchte, hat sich inzwischen verzogen. Es ist also höchste Zeit für Zimmi, sich ebenfalls zu verkriechen. An einen Ort, wo er gemütlich schlafen kann, bis die Natur ihm wieder Futter gibt.
Männchen, so heisst es auf dem Informationsblatt der Website des Tierschutzes beider Basel (TbB) zu den Igeln, beginnen ihren Winterschlaf Ende Oktober, Mitte November, Weibchen legen sich etwa einen Monat später hin. Typisch, meint die Feministin, das männliche Geschlecht ist einfach das faulere. Aber nein, sagt Kathrin Meier, die Igel-expertin beim TbB. Das sei so, weil das Weibchen die durch das Säugen der Jungen verlorene Energie wieder auftanken müsse, bevor sie sich dem Schlaf hingeben kann. Weibchen seien alleine für die Aufzucht der Jungen verantwortlich. Aha, denkt die Feministin. Aber egal, wir sind uns jedenfalls sicher, dass Zimmi ein Männchen ist: Er hat so etwas Mackermässiges an sich. Wie er sich schmatzend und schnaufend über den Katzenteller des Nachbarn hermacht zum Beispiel. Und noch daneben kackt, das kann nur – ein Zimmi.
Zurück zum Winterquartier, das er nun braucht. Halt, sagt Igelexpertin Meier: Solange der Igel Nahrung hat, kommt er nicht auf die Idee, sich eines zu suchen. Solange also der Nachbar den Katzenteller füllt, bemüht sich Zimmi nicht um einen Unterschlupf. Wo ist das Problem, wenn Futter das Wichtigste für sein Überleben ist? Doch auf den Menschen, wissen wir, ist kein Verlass. Es kann ihm eines Tages plötzlich zu ungemütlich sein, nach draussen zu gehen und den Teller zu füllen. Drum: Zimmi, such dir schleunigst dein Quartier – hinter dem Bretterstapel in unserem Garten würde es dir bestimmt gefallen. Laub ist auch da. Webcode: @agxvr
Artikelgeschichte
Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 09/12/11