Gegner kritisieren «Billigsanierung»

Die Gegner gehen hart ins Gericht mit den Plänen des Kantons Baselland für die Teilsanierung der Chemiemülldeponie Feldreben in Muttenz: «Eine Billigsanierung» sei das Projekt, welches weiterhin «eine Trinkwasserverschmutzung in Kauf» nimmt.

(Bild: Hans-Jörg Walter)

Die Gegner gehen hart ins Gericht mit den Plänen des Kantons Baselland für die Teilsanierung der Chemiemülldeponie Feldreben in Muttenz: «Eine Billigsanierung» sei das Projekt, welches weiterhin «eine Trinkwasserverschmutzung in Kauf» nimmt.

Die Chemiemüll-Deponie Feldreben in Muttenz wird ausgehoben – ein bisschen zumindest, wie die am Montag vorgestellten Pläne des Kantons Baselland zeigen. Die Teilsanierung soll die Trinkwasserproduktion in der Stadt und Agglomeration Basel sichern.

Nach der Kritik an der Kostenverteilung der 165 Millionen Franken teuren Sanierung (geschätzer Betrag), die am Montag bereits laut geworden ist, kritisieren die Gegner, die sich in der Allianz Deponien Muttenz (ADM) organisiert haben, nun auch das Vorgehen bei der Sanierung.

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Nach einem Treffen von Dienstag mit dem Kanton und den Pharmaunternehmen bezeichnet die ADM in einer Medienmitteilung die Teilsanierung als «Biligsanierung». Sie löse das Problem nicht: «Anstatt den gefährlichen Chemiemüll vollständig auszugraben, soll bei der Feldreben-Deponie während den nächsten fünf Jahren nur das Grundwasser gereinigt werden», heisst es darin. Dieser Schritt mache «wenig Sinn», weil die Giftquelle bestehen bleibe. Ausgegraben werden sollen vor allem die sogenannten chlorierten Kohlenwasserstoffe (CKW). Sie seien aber nur ein «kleiner Teil des Chemiemülls», kritisieren die Gegner: «Sie machen keine drei Prozent des Deponieinhalts aus, wie die Verantwortlichen in der Detailuntersuchung selber festhalten.» Aus Sicht der Kritiker zeige das: «Bei der geplanten Teilsanierung handelt es sich um eine Billigsanierung und ein Alibiprojekt.»

Nur 20 Prozent des Mülls kommen weg

Gemäss den Gegnern bleiben 80 Prozent des Deponieinhalts liegen. «Ein solches Flickwerk wird gemäss Projekt zwar den Kanton und den Bund rund 100 Millionen Franken kosten, das Problem Feldrebengrube aber nicht lösen», heisst es in der Medienmitteilung. Die Deponie bleibe im Altlastenkataster und das Risiko ginge aber nach der geplanten Teilsanierung auf die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler des Kanonts Basellands über. «Ein Risiko von bis 500 Millionen Franken, wenn später doch noch richtig aufgeräumt werden muss.»

Der Grund ist, dass die Pharmaunternehmen später sagen können, sie hätten gemacht, was der Kanton wollte und die Verantwortung falle auf den Kanton zurück. Das Risiko der Trinkwasserverschmutzung sinke nach der Teilsanierung aber nicht, sind die Gegner überzeugt: «Mit ihrer Alibisanierung nehmen Novartis & Co. weiterhin eine Verschmutzung des Trinkwassers von 230’000 Menschen in der Stadt und Agglomeration Basel in Kauf», schreiben sie in der Medienmitteilung und weisen auf die Ausführungen von ADM-Experte und Professor Walter Wildi an der Medienkonferenz vom 29. April 2013 hin.

Schadstoffe aus der Grube kommen auch im Trinkwasser vor

Ihr Beleg ist, dass 75 Prozent der im Trinkwasser nachgewiesenen Schadstoffe auch in der Feldrebengrube vorkomme. «In solchen Fällen verlangt die Eidgenössische Altlastenverordnung die Beseitigung der Gefahrenquelle.» Sie fordern deshalb eine «sichere, einmalige und definitive Beseitigung der Chemiemülldeponie Feldreben auf Kosten von BASF, Novartis und Syngenta gemäss den Vorgaben der Eidgenössischen Altlastenverordnung». Die Pharmaunternehmen sollten sich «der möglichen Kontamination des Trinkwassers von 230’000 Menschen in Stadt und Agglomeration Basel endlich stellen».

Beispiele für eine komplette Ausgrabung von Chemiemülldeponien führen die Gegner des kantonalen Plans für Feldreben auch auf: «Die Kantone Wallis (Monthey), Aargau (Kölliken) und Jura (Bonfol) haben Novartis & Co verpflichtet, ihre dortigen Chemiemülldeponien auszugraben.» Im Baselbiet aber riskierten die Verantwortlichen, schreibt ADM, scheinbar lieber die Verschmutzung des Trinkwassers anstatt die Altlastenverordnung durchzusetzen.

Die Deponie verschmutzt das Grundwasser nicht, heisst es auf der Website zur Deponie Sanierung unter «Fragen & Antworten». «Aufgrund der künstlichen Grundwasseranreicherung, welche durch die Hardwasser AG betrieben wird, ist die Trinkwassergewinnung in der Region Basel (Muttenzer Hard) nicht gefährdet. Es wird ein ‹Grundwasserberg› erzeugt, der die Strömungsverhältnisse des Grundwassers so beeinflusst, dass dieses von der Trinkwasserfassung weg fliesst. Die zuständigen Trinkwasserproduzenten und die Behörden überwachen und analysieren das Trinkwasser minutiös. Damit und durch zusätzliche Aufbereitungsverfahren wird die einwandfreie Qualität des Trinkwassers sichergestellt.»

Weiter heisst es bei der Frage «Zu welchen Schlüssen kommen die diversen Studien?»: «Die Deponie Feldreben ist sanierungsbedürftig. Die Erkenntnisse der Grundwasserstudien werden in die Ausarbeitung der Sanierungsvarianten einbezogen. Abschliessende Erkenntnisse liegen noch nicht vor. Ein Einfluss der Deponie Feldreben auf die Trinkwasserqualität in den Fassungen im Hardwald konnte bis jetzt nicht nachgewiesen werden

Das Sanierungsprojekt im Überblick auf der Website des Hochbauamtes: Feldreben

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