Regenwolken hängen über der südlichen Stadt. So tief, als könnten sie die Porte du Peyrou berühren. Der Triumphbogen ist ein Denkmal für den 1715 verstorbenen Ludwig XIV., heute markiert er den Eingang in die Parkanlage Promenade du Peyrou über Montpellier.
Dort wippt ein Mann im Takt der Musik in seinem Ohr und blickt in die Richtung, in der bei gutem Wetter das Meer blau schimmern würde. Wenige Meter von ihm entfernt lehnt eine Frau an einer Mauer, vertieft in ihren Roman, noch weiter links hopst eine Handvoll Jugendliche um ihre Musikbox. Unter ihnen allen liegt die Stadt, in der sie zu Hause sind; hier oben kann man ihrem lauten Singsang und dem Alltag für einen Moment entkommen.
Irgendwann aber zieht es einen wieder hinab ins pralle Leben. In die Altstadt, wo sich eine Bar an die nächste reiht und das Durchschnittsalter so tief ist, dass man sich schnell alt vorkommt. Montpellier ist eine der grössten Studentenstädte Frankreichs, jeder vierte der rund 280’000 Einwohner ist an einer Hochschule eingeschrieben.
Das zeigt sich auch an den Restaurants, die sich zwischen den Bars verstecken: Burger-Buden, Dönerstände, Italiener, Empanadas-Buffets, Smoothibars und Crêperien. Um ein klassisches französisches Restaurant aufzustöbern, braucht es Ausdauer. Und für einen frischen Fisch oder einen Teller Muscheln fährt man besser in ein Restaurant direkt am leise wiegenden Mittelmeer.
Mit Tram und Bus an den Strand
Überall in den schmalen Gassen sitzen Studenten beisammen, oft bei Brettspielen, die gleich mit dem Bier zusammen serviert werden, oder gegenüber möglicher Eroberungen, die viel mehr interessieren als der Champions-League-Final auf den grossen Monitoren. Je später der Abend wird, desto schwieriger ist es, einen Platz zu finden auf einem der Plastikstühle vor all den Bars. Wir ziehen uns nach dem Abpfiff in unser Apartment in einem Altstadthaus zurück, denn Hotels sind rar gesät in dieser Stadt.
Während die nahen Städte Arles und Aix-en-Provence für die Touristen gebaut zu sein scheinen, hört man in Montpellier kaum eine andere Sprache als Französisch. Selbst am Strand, wohin es uns am nächsten Tag zieht, ist es ungewöhnlich still. Nach einer 20-minütigen Tramfahrt steigt man auf einen Bus um oder geht zu Fuss weiter, entlang der lauten Autobahn und des bräunlichen Brackwassers, das auf die nahe Camargue verweist.
Auf der Pier warten ein paar Männer darauf, dass die Fische anbeissen. Eimer haben sie keine dabei, für den Fall, dass dies tatsächlich eintreffen sollte. Im einzigen Restaurant, das geöffnet ist, löffeln drei ältere Französinnen ihre Eisbecher leer, während die Buben des Besitzers um die Tische rennen. Wir halten das Gesicht in die Sonne und lauschen der Stille hier draussen, die lediglich vom Wind unterbrochen wird. Bis wir mit den Einheimischen zurück in ihre Stadt fahren.
Anreise:Direktflüge ab Basel mit EasyJet.
Attraktion: Der einzige Ort, wo sich die Handvoll Touristen versammelt, ist das Musée Fabre.
Speis und Trank: Zum Essen besuchen die Einheimischen am Mittag gern «La Trattoria», Rue de l’Ancienne 5. Um das lebendige Treiben zu beobachten, setzt man sich am Abend in die Bar Le Triskell, Rue de Candolle 20, und geniesst die grosse Bierauswahl.