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Glühwein schmeckt und tut nicht richtig gut. Warum man ihn trotzdem trinkt.

Geselligkeit und Kopfweh aus der Tasse: Glühwein. (Bild: hansjoergwalter.com)

Glühwein schmeckt und tut nicht richtig gut. Warum man ihn trotzdem trinkt.

Schon beim ersten klebrigen Schluck Glühwein weiss man: Das gibt Kopfweh. Eigentlich mag ­niemand das rote süsse Gesöff ­leiden. Trotzdem hängen beileibe nicht nur Teenager, deren Geschmacksknospen nichts Trockeneres als den Litchi-Sekt «Café de ­Paris» vertragen, in Trauben um die Glühweinstände auf dem Weihnachtsmarkt.

Selbst Menschen, die regelmässig einen Roten geniessen, der mehr als 20 Franken gekostet hat, und nur mal schnell über den Weihnachtsmarkt flanieren wollten, um vielleicht eine Christbaumkugel oder ­einen Beggeschmutz zu kaufen, finden sich plötzlich mit einer dampfenden Tasse in der Hand wieder und schlürfen glücklich das rote Teufelszeug. Ein friedlicher Botellón, begleitet von funkelnden Lämpchen und kitschigen Weihnachts­liedern.

Mehr als Alkohol

Glühweintrinken ist eben mehr als nur Alkohol konsumieren. Es ist ein Erlebnis in herzerwärmender Atmosphäre – und eine der letzten gesellschaftlich akzeptierten Oasen der Unvernunft. Zucker, Alkohol, Gewürze und Wärme, genossen in einer Gruppe, und das alles im Wissen, dass man diese Tat am nächsten Tag zwar bitter bereuen wird, es aber trotzdem tut, weil es jetzt gerade Freude macht.
Eine schöne, meist harmlos endende Möglichkeit, sich lebendig zu fühlen: Glücklicherweise schliesst der Weihnachtsmarkt bereits um 20 Uhr, sodass es schwierig ist, sich so richtig die Lampe zu füllen – runterstürzen lässt sich das warme Getränk nicht. Und nach dem 23. Dezember machen die Verlockungen der Glühweinstände sowieso wieder ein Jahr Pause.

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Glühwein gibt es an jeder Ecke des Basler Weihnachtsmarktes auf dem Barfüsser- und dem Münsterplatz ab Franken 4.50.

Ganz Hartgesottene nehmen ihn «mit Schuss». www.basel.com

Artikelgeschichte

Erschienen in der Wochenausgabe der TagesWoche vom 20.12.13

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