Graswurzeln fürs ultimativ nachhaltige Quartier

Nachhaltiger wirds nicht: Der Verein Wettstein21 will sein Quartier in die 2000-Watt-Gesellschaft führen. Die Aktivisten präsentieren schon nach vier Jahren einen stattlichen Leistungsausweis.

Christoph B. Keller, Präsident von Wettstein21, will das Quartier in eine nachhaltige Zukunft führen.

(Bild: zvg)

Nachhaltiger wirds nicht: Der Verein Wettstein21 will sein Quartier in die 2000-Watt-Gesellschaft führen. Die Aktivisten präsentieren schon nach vier Jahren einen stattlichen Leistungsausweis.

Man könnte sagen, sie seien Träumer, ein klarer Fall von Weltverbesserern. Oder vorsichtiger formuliert: Sie seien Visionäre, die in ihrer Freizeit mit guten Worten ihr Quartier in Richtung 2000-Watt-Gesellschaft schieben wollen. Visionäre, die vor knapp vier Jahren gutschweizerisch einen kleinen Quartierverein gegründet haben. Der etwas luftige Name: Wettstein21.

Man könnte also sagen, sie seien Träumer, wären da nicht die Erfolge. Christoph Keller ist gut gelaunt, wenn er über seinen Verein spricht, euphorisch sogar. Von Beruf ist Keller Radiojournalist bei Radio SRF2 Kultur, Leiter der Redaktion «Kunst & Gesellschaft», daneben Segler, Buchautor. Und eben: leidenschaftlicher Weltverbesserer. Er ist der Präsident des Vereins Wettstein21.

Innert vier Jahren haben es Keller und seine Mitstreiter auf einen stattlichen Leistungsausweis gebracht. Allein durch Gespräche mit und Beratungen von Hauseigentümern im Quartier haben sie die Realisierung von sechs mittleren bis grossen Photovoltaik-Anlagen angestossen. Sie haben in Zusammenarbeit mit dem Kanton eine Energiestudie exklusiv zum Wettsteinquartier erstellen lassen. Und sie arbeiten erfolgreich für Carsharing-Möglichkeiten im von Parkplatzdebatten gequälten Quartier.

Auch so gehts im Wettstein: Sonnenkraft am kreativen Eigenheim.

Überhaupt konzentriere sich der Verein derzeit vor allem auf jenen Teil des Quartiers, wo der gehobene Mittelstand zu Hause ist. «Diese Personen sind in der Regel bereits für das Thema sensibilisiert und auch bereit, eine Investition zu tätigen.» Wo grosse Altbausiedlungen stehen oder Häuser mit einem hohen Anteil an Sozialwohnungen seien, gestalte sich die Überzeugungsarbeit schwieriger. Dort kommt Rentabilität oft weit vor Nachhaltigkeit. Im hinteren, also östlichen Teil des Quartiers, sucht Wettstein21 die Zusammenarbeit mit den dortigen Wohngenossenschaften.



Was für eine sonnige Aussicht: Auf der Kinderspital-Überbauung prangen satte Solarpanels.

Was für eine sonnige Aussicht: Auf der Kinderspital-Überbauung prangen satte Solarpanels. (Bild: Hans-Jörg Walter)

Und dann wäre da noch der Pharmagigant Roche, der das Quartier monumental mit einem Industrieriegel durchtrennt. Wettstein21 wurde dort bereits vorstellig; Pläne für eine Photovoltaik-Anlage wurden allerdings hinfällig, als die Bebauungspläne mit den Hochhäusern aktuell wurden. «Die Roche führt tatsächlich ein Eigenleben im Quartier», sagt Keller. «So sind uns zum Beispiel auch deren Energieflüsse völlig unbekannt.» Aus diesem Grund ist die Firma Roche auch in der Quartier-Energiestudie des Vereins nur am Rand erwähnt.

Freizeitaktivisten mit Erfolg

Vielleicht sind sie also Träumer, wenn die Vereinsmitglieder von einem Quartier sprechen, das eine Vorreiterrolle für die 2000-Watt-Gesellschaft einnehmen soll. Aber sie sind tatkräftige Träumer. «Auch wenn bei den aktuellen Ölpreisen die Motivation zur Transformation nicht besonders hoch sein mag, wir stossen auf Wohlwollen», sagt Christoph Keller.

Schliesslich zählt der Wille: Jede realisierte Solaranlage ist ein weiterer Schritt in Richtung Ziel. Und so graswurzeln sich die Mitglieder von Wettstein21 weiter durch ihr Quartier. In ihrer Freizeit und mit dem klaren Vorsatz einer neuen Ressourceneffizienz für die Zukunft in Basel.

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Die Energiestudie zum Wettstein-Quartier finden Sie als Download-Datei im Format PDF auf der Rückseite des Artikels.

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