Heute morgen behängten Mitglieder von Greenpeace den Hauptsitz von Syngenta in Basel mit einem riesigen Banner. Die Umweltschutzorganisation wirft dem Agrochemiekonzern vor, dass dessen Pestizide Bienen töten.
Sechs Aktivisten von Greenpeace haben heute morgen die Fassade des Syngenta-Hauptsitzes an der Schwarzwaldallee erklettert und ein 20×10 Meter grosses Banner aufgehängt. Die Botschaft darauf ist unmissverständlich: «Syngenta Pesticides Kill Bees!» Illustriert mit einer riesigen Biene. Greenpeace fordert dazu in einer Medienmitteilung «ein umfassendes Verbot bienenschädlicher Pestizide, insbesondere von Syngentas Thiamethoxam». Syngenta mache damit gemäss dem Geschäftsbericht 2011 Umsätze in Milliardenhöhe.
«Das dramatische Sterben von Wild und Honigbienen ist ein Symptom einer fehlgeleiteten industriellen Landwirtschaft, die hauptsächlich den Interessen mächtiger Konzerne wie Syngenta dient», wird Marianne Künzle, Landwirtschaftsexpertin bei Greenpeace Schweiz zitiert. Sie nimmt explizit Landwirtschaftsminister Johann Schneider-Ammann ins Visier: «Schützen Sie unsere Bienen und unsere Landwirtschaft – verbieten sie diese Bienenkiller-Pestizide.»
Dieser wird der Forderung jedoch kaum nachkommen, hat er sich doch erst Anfang März in der Fragestunde des Nationalrates gegen ein solches Verbot ausgesprochen und gemäss NZZ Online die Varroamilbe als Hauptgrund für das Bienensterben verantwortlich genannt.
100’000 Bienenvölker starben letztes Jahr in der Schweiz
Hintergrund der Aktion von Greenpeace ist das seit Jahren beobachtete Bienensterben in Nordamerika und Europa. Wie der Professer für Bienengesundheit an der Universität Bern, Peter Neumann, im Januar in einem Interview auf uniaktuell sagte, seien letztes Jahr rund die Hälfte aller Bienenvölker der Schweiz gestorben. Grund dafür sieht allerdings auch er in erster Linie beim Befall durch obgenannte Parasiten.
Dafür hat die EU-Behörde für Lebensmittelsicherheit anfangs Jahr vor drei Pestiziden – darunter auch das Thiamethoxam – gewarnt. Laut Spiegel Online hat die Behörde «ziemlich beunruhigende Schlussfolgerungen» aus einer Analyse gezogen. Allerdings konnte der abschliessende Beweis aufgrund fehlender Daten nicht erbracht werden. In der EU wird ein Verbot der Pestizide diskutiert, aber noch kamen die Mitglieder nicht zu einem verbindlichen Schluss.
Schweizer Forscher kämpfen inzwischen mit einem anderen Ansatz als Greenpeace gegen das Bienensterben. Sie haben spezielle Saatgutmischungen entwickelt, damit sich die Bienen auch im eher kargen Frühling gut ernähren können und so weniger anfällig für Krankheiten sind, wie der Spiegel in seinem Bienendossier darlegt.
Was Bienen alles leisten und wie sie leben, zeigt eine Fotostrecke auf Stern Online.