Grossinvestor lässt Fusion von Clariant und Huntsman platzen

Die Chemiekonzerne Clariant und Huntsman müssen sich dem Druck des aktivistischen Investors White Tale beugen. Der Zusammenschluss der Konkurrenten wird abgeblasen, nachdem White Tale seine Beteiligung auf 20 Prozent aufgestockt hat.

Firmenhochzeit abgeblasen: Clariant-Chef Hariolf Kottmann (rechts) und Huntsman-Chef Peter Huntsman. (Bild: Keystone)

Die Fusion sei in gegenseitigem Einvernehmen beendet worden, teilte Clariant am Freitagmorgen mit. Es sei unwahrscheinlich geworden, dass Clariant an der ausserordentlichen Generalversammlung die für die Fusion nötige Zweidrittelsmehrheit der Aktionäre erhalte, sagte Konzernchef Hariolf Kottmann an einer Telefonkonferenz. 

«Unter diesen Umständen und angesichts des hohen Masses an Beeinträchtigung und Unsicherheit, das dadurch für beide Unternehmen entstanden ist, haben wir gemeinsam beschlossen, den Fusionsvertrag aufzuheben. Dies wird beiden Unternehmen erlauben, sich wieder voll auf ihre jeweilige eigenständige Strategie zu konzentrieren, was im besten Interesse der Unternehmen und ihrer Aktionäre, Mitarbeitenden und anderer Interessengruppen ist», schreibt Clariant in einer Medienmitteilung.

Praktisch gleichzeitig zur Mitteilung von Clariant meldete der US-Grossinvestor White Tale in einer Pflichtmitteilung die Erhöhung seiner Beteiligung an Clariant auf 20 Prozent. Zuletzt hatte White Tale Ende September einen Anteil von gut 15 Prozent vermeldet.

Die US-Beteiligungsgesellschaft bestätigte damals auch ihre grundsätzliche Kritik an der geplanten Fusion, wobei insbesondere die ungenügende Bewertung von Clariant und die fehlende industrielle Logik des Deals bemängelt wurden.

Clariant-Aktien im Minus

Mit dem Abbruch der Fusion ist Clariant weiterhin als eigenständiges Unternehmen unterwegs. Das Unternehmen werde sich nun auf seine Strategie konzentrieren, die Marktposition weiter auszubauen, hiess es. Einem möglichen Verkauf von Unternehmensteilen und einem Rücktritt erteilte Konzernchef Kottmann eine Absage.

Der Aufhebungsvertrag sieht für keine der beiden Seiten eine Strafgebühr vor. Somit vermeidet Clariant sowohl die Abbruchzahlung von 210 Millionen Dollar als auch die Strafzahlung von 60 Millionen Dollar bei Nichtzustimmung durch die ausserordentliche Generalversammlung, wie es im Fusionsvertrag ursprünglich vereinbart worden war.

An der Börse zeichnet sich am Freitag ein Kurstaucher der Clariant-Aktien ab. Im vorbörslichen Handel in Zürich liegen die Titel nach dem Abbruch der Fusion mit 6 Prozent im Minus.

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