Angestellte der Stadt Basel sollen auf Mineralwasser aus Flaschen verzichten und nur noch Hahnenwasser trinken. Das fordern die Basler Grünen und planen dazu einen Vorstoss. Basel wäre nicht die erste «Blue Community» in der Schweiz, doch beim Amt für Umwelt und Energie winkt man ab.
Aus Basels Verwaltung sollen die Flaschen verschwinden. Die Mitarbeiter der Stadt sollen Hahnenwasser trinken und auf das Wasser der Marke Cristallo, welches Basel für seine Angestellten kauft, verzichten. Bestenfalls gibt es gar kein Wasser aus Flaschen mehr. Das jedenfalls fordert Michael Wüthrich von den Grünen, Präsident der Umwelt-, Verkehrs- und Energiekommission (UVEK) und plant einen Vorstoss, damit Basel zu einer «Blue Community» wird.
«Wasser ist weltweit eines der großen Themen im kommenden Jahrzehnt. Einige Firmen investieren viel Geld, um da grosse Dominanz zu erlangen», sagt Wüthrich und kritisiert die grossen Nahrungsmittelkonzerne wie das Schweizer Unternehmen Nestlé. Wie der Schweizer Dokumentarfilm «Bottled Life» zeigt, treiben die Firmen die Kommerzialisierung von Wasser stetig voran. Gleichfalls wird der Bevölkerung häufig der Zugang zu kostenlosem, sauberen Trinkwasser verwehrt. Während nach einer UNICEF-Statistik weltweit 783 Millionen Menschen keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser haben, gehen wohlhabende Länder oft verschwenderisch mit der Ressource Wasser um. Und der weltweite Verbrauch steigt.
«Blue Communitys» auch in Bern
Die «Blue Communitys» wollen ein Zeichen setzen für einen verantwortungsvolleren Umgang mit Wasser. Sie halten sich an vier Grundsätze. Es wird wann immer möglich Leitungswasser anstatt Flaschenwasser getrunken. Wasser wird als Menschenrecht anerkannt, was in der Schweiz bereits in der Verfassung auf Bundesebene verankert ist. Wasserdienstleistungen werden nicht privatisiert und bleiben in der öffentlichen Hand, was in der Schweiz ebenfalls bereits der Fall ist.
Zudem setzten sich die teilnehmenden Gemeinden, Einrichtungen und Institutionen auch international für ein Recht auf Wasser ein und pflegen öffentliche Partnerschaften im Ausland zum Austausch von Wissen und Erfahrungen. Die Initiative wurde von der kanadischen Wasseraktivistin und Trägerin des alternativen Nobelpreises, Maude Barlow, gegründet.
Im September vergangenen Jahres wurden bereits Bern als erste Hauptstadt weltweit und die Universität Bern zur «Blue Community» und «Blue University». In Zürich muss sich der Stadtrat nach einem Gemeinderatsvotum mit dem Thema beschäftigen. Der zuständige Stadtrat Andres Türler hat das Postulat der Grünen allerdings bereits im Vorfeld abgelehnt, weil er keinen Zusatznutzen sehe.
Grüne wollen Basel blau machen
Nun also soll Basel zu einer «blauen Gemeinde» werden, findet jedenfalls der Grüne Wüthrich. «Das würde Basel gut stehen», sagt er und plant einen entsprechenden Anzug für die kommende Sitzung des Grossen Rats im September, für den er fraktionsübergreifende Unterstützung sucht. Wüthrich spricht von einer kantonalen «Bewusstseinskampagne» zum Thema Wasser unter Einbezug von Verwaltung, Spitälern und Bildungseinrichtungen. Den Rektor des Gymnasiums Leonhard am Kohlenberg, wo Wüthrich unterrichtet, habe er bereits angesprochen. Nur noch Hahnenwasser für die Schüler? Wüthrich sagt, der Rektor wolle die Idee prüfen. Zugute könnte ihm kommen, dass aus den Schulen aus Gründen des Brandschutzes die Getränkeautomaten verschwinden müssen, wie er sagt.
Falls der Grosse Rat Wüthrich folgen sollte, hätte der Regierungsrat zwei Jahre Zeit, sich mit dem Vorstoss zu befassen. Im Amt für Umwelt und Energie betrachtet man den Umgang mit der Ressource Wasser zwar als «eine der grössten Herausforderungen weltweit in den nächsten Jahren und Jahrzehnten im Bereich Umwelt und Energie» neben der Energiewende, wie Amtsleiter Matthias Nabholz sagt. Eine «Blue Community» möchte man aber offenbar nicht werden.
Die Verwaltung winkt ab
«Ein weiteres internationales Engagement, speziell im Bereich Wasser, drängt sich – auch aus Ressourcengründen – im Moment nicht auf», so Nabholz. Dafür engagiere sich die Stadt anderweitig für «ökologische, soziale und wirtschaftliche Nachhaltigkeit in Städten» und begrüsse soziale Engagements wie vom Verein Wasser für Wasser. Der Verein, der auch in Basel tätig sei, arbeitet mit Gastronomen und öffentlichen sowie privaten Institutionen zusammen, die Leitungswasser in Karaffen ausschenken und zu einem günstigen Preis verkaufen. Mit den Einnahmen unterstützt Wasser für Wasser Hilfsprojekte.
Die Basler Universität möchte es der Berner Hochschule nicht gleich tun und zur «blauen Uni» werden – erst einmal. «Sollte der Kanton Basel-Stadt sich dazu entschliessen, sich zu bewerben, ist eine Beteiligung der Universität Basel aber sicher denkbar», sagt Denise Bienz von der Fachstelle für Nachhaltigkeit. Man habe die Mitarbeiter und Studenten bereits dazu aufgefordert, öfter den Hahn aufzudrehen, wenn sie durstig sind. Zudem existierten in Mensen und Caféterien Trinkbrunnen mit Leitungswasser.
Das Thema Wasser ist also auch in Basel bereits im Bewusstsein vieler. Und das auch abseits von der erfrischenden Lebensader Rhein.