Basel-Stadt sieht sich derzeit mit einer Taubenplage konfrontiert: Der hohe Taubenbestand verursacht gesundheitliche Probleme. Mit einer Kampagne warnt der Kanton die Bevölkerung nun davor, die Tauben zu fütttern.
Menschen empfinden für Tauben eine Hassliebe. Manche finden Tauben niedlich und hätscheln sie – andere wiederum verachten und quälen die Vögel. In Basel-Stadt leben momentan zwischen 5000 und 8000 Tauben, was immer häufiger zu Problemen führt. Vor allem im Kleinbasel (Feldbergstrasse, Müllheimerstrasse), Gundeldingen und St. Johann sind Tauben in letzter Zeit zu einer regelrechten Plage geworden.
Der Kanton will dem wilden Treiben nicht mehr länger zusehen und lanciert eine Kampagne. Mit Plakaten, Broschüren und Flyern (teilweise in verschiedenen Sprachen) weist er die Bevölkerung darauf hin, dass man Tauben nicht füttern soll. «Werden die Tauben gefüttert, führt das zu Problemen, weil sich diese dann stark vermehren», sagte Gesundheitsdirektor Lukas Engelberger am Donnerstag vor den Medien im Pharmazie-Historischen Museum. Ziel sei es, den Taubenbestand unter Kontrolle zu haben – und nicht, die Tauben aus der Stadt zu verbannen.
Veränderte Essgewohnheiten
Daniel Haag, Biologe im Departement Biomedizin der Universität Basel, befasst sich seit 1979 mit dem Taubenphänomen. Er nimmt das Taubenproblem in Basel-Stadt derzeit als «massiv» wahr. «Der Grund für den hohen Taubenbestand liegt darin, dass die Tauben zu viel zu fressen haben und somit ganzjährig brüten können.»
Die Tauben kämen einfacher an Nahrung, was wiederum auf das veränderte Essverhalten der Menschen zurückzuführen sei. So gebe es immer mehr Döner-Stände oder Sandwich-Theken, die mehr Abfall verursachten. «Hinzu kommt, dass die Tauben gezielt gefüttert werden – oft von älteren Menschen und sozial Benachteiligten. Haag hat festgestellt, dass auch die ausländische Bevölkerung immer häufiger Tauben füttert – teilweise aus religiösen Gründen.
Verschärft hat sich die Situation vor allem in Parkanlagen. (Bild: Daniel Haag)
Haag bezeichnet Tauben als «sympathische und schöne Tiere». «Das Problem ist aber, dass sie jede halbe Stunde einen Kothaufen legen, der nicht wasserlöslich und nur mit einer Bürste abzukratzen ist.» Gerade an Fassaden von historischen Gebäuden oder Denkmälern sei das problematisch. Heftig zugenommen hätten auch Verschmutzungen durch Tauben in Grünanlagen, so Haag.
Gesundheitliche Schäden
Besorgt zeigt sich Haag auch, weil ein zu grosser Taubenbestand zu Parasiten und Krankheitserregern führt, die Menschen befallen können. So wurde letztes Jahr ein junger Mann in seiner Wohnung im Kleinbasel mehrfach von Taubenzecken befallen, was zu einer ernsthaften allergischen Reaktion führte. «Ich kenne mehrere Leute, die aus ihrer Wohnung ausziehen mussten, weil sie es mit Taubenzecken zu tun hatten.» Denn ist ein Gebäude einmal mit Zecken verseucht, ist es kaum möglich, diese wieder loszukriegen.
Ungemütlich ist die Situation aber nicht nur für die Menschen, sondern auch für die Tauben selber: Immer wieder werden sie getötet und vergiftet. «Dabei können sie gar nichts dafür. Das Problem sind die Menschen, die sie füttern und damit eine Kettenreaktion auslösen», so Haag.
Tauben werden nicht nur gehätschelt: Ein totes Tier vor dem Hauptpostgebäude. (Bild: Yen Duong)