Basels liebenswerteste Spelunke feiert heute Abend 10-jähriges Jubiläum. Ein Liebesbrief zum Geburtstag.
Liebe Friends Bar
Was bist du mir stets treu geblieben! Wenn die Nächte in tiefstem Schwarz versanken und die Strassen bis auf ein paar letzte schwankende Gestalten leergefegt waren, leuchtetest du zuverlässig in dumpfem Rot, schummrig und – seit in dir das Rauchen ausgemerzt wurde – verhangen mit Ausdünstungen halbstarker Taugenichtse und der süssen Hoffnung auf ein letztes Abenteuer.
Laut und unschön stehst du da mit dieser Schrift, die einen an das Lustige Taschenbuch erinnert, an die verregneten Nachmittage als Pre-Teen auf Mutters Sofa, sie kommt in ihrer reizlosen Unschuld direkt nach Comic Sans und schreit richtig laut Neunziger, so laut, dass man gar nicht anders kann, als nostalgisch zu werden. Du rufst Jugend, liebe Friends, und du atmest das Gefühl dazu – ein schmaler Grat zwischen Schwere und Unbeschwertheit. Das fleckige Friends-Plakat, das kurioserweise noch keinem Beamten zum Opfer gefallen ist, steht dir bei. Heitere amerikanische Sonnenschein-Gesichter.
Dabei sieht es in dir drin ganz anders aus. Nachtschwärmer, die sich auf einen drittletzten Sambuca in dir niederlassen, Ganznacht-Klienten, die starr in ihr Bier blicken, blutjunge Studenten, die sich vor deiner famosen Jukebox Nicki Minaj reinknallen, während Kater Felix, der über dir wohnt (wohnt er noch über dir? bestimmt.), seine kontrastierenden Töne anschlägt.
Was ist dein Reiz, liebe Friends Bar? Du hast die meisten Liebschaften, die sich zahlreich und bierselig in dir schlossen, überdauert, um dich herum kamen und gingen die schönen Bars. Du widersetzt dich jeglicher Gentrifizierung, sollen die anderen nur anmarschieren, mit ihren Coffeetable-Bücherläden und Cafés mit bunten Kissen und kreativen Kaffeesorten. Du bleibst – mit deinen lieben Barmännern, die ewig lächelnd hinter der Bar stehen und dafür sorgen, dass der umgeschüttete Pastis nicht den Tresen verklebt.
Kürzlich habe ich mir Gedanken gemacht über meine Generation, über unsere Vorlieben und die Menschen, die sie uns andrehen. Du bist in meinen Gedanken aufgetaucht und hast keinen Sinn gemacht – du bist weder hübsch, noch gesund oder szenig, du bist der Gegenentwurf zu all dem, wofür unsere Rettich-Generation angeblich steht. Und trotzdem kommen wir nicht los von dir. Dein Reiz liegt wohl in deiner Unscheinbarkeit, im Widerspruch. Ein letztes bodenständiges Refugium, das uns nicht infrage stellt und wo der Türmensch immer freundlich grüsst.
Liebe Friends Bar, auf weitere wunderbare Stunden mit dir, auf Sambuca-Gläser und Nirvana-Lieder, bleiche Gesichter und parolenschwingende Mäuler, auf Dart-Kämpfe und Tanznächte. «Bleib wie du bist» ist nicht immer der beste Wunsch aber für dich ist er es, mögest du bleiben wie du bist und wir sehen uns heute Nacht wieder, wenn die Unwissenden schlafen und in dir – pulsierendes Herz Kleinbasels – das letzte Abenteuer beginnt.
- 10 Jahre Friends Bar, ab 18 Uhr, Feldbergstrasse 45.