Heftli-Tausch am Rümelinsplatz

Das gute alte Konzept des Tauschhandels funktioniert noch: Dies beweist der regelmässige Heftli-Tauschtag der Buchhandlung Waser am Rümelinsplatz. Am Mittwoch, 1. Oktober, findet der letzte Tauschtag in diesem Jahr statt.

(Bild: Livio Marc Stoeckli)

Das gute alte Konzept des Tauschhandels funktioniert noch: Dies beweist der regelmässige Heftli-Tauschtag der Buchhandlung Waser am Rümelinsplatz. Am Mittwoch, 1. Oktober, findet der letzte Tauschtag in diesem Jahr statt.

Sie liegen am Kiosk auf unter der Sparte «Trivialliteratur», tragen Titel wie «Das Killer-Duo» oder «Silvia». Das Heftformat liegt leicht in den Händen, der Inhalt ist ebenfalls eher von der leichten Sorte: Alt wirkende und vergilbte Heftli, die als schneller Kauf vor der langen Zugfahrt ebendiese verkürzen sollen – und jedes Mal fragt man sich: «Wer liest das Zeug?!»

Diese zirka 80 Seiten langen Romane erfreuen sich vor allem bei älteren Leuten grosser Beliebtheit. Davon kann man sich einmal alle zwei Monate in der Buchhandlung Waser am Rümelinsplatz überzeugen. Die Buchhandlung organisiert in regelmässigen Abständen einen Heftli-Tauschtag im Schmiedenhof. Am Mittwoch findet der letzte Tauschtag dieses Jahres statt.

Idee entstand aus der Not heraus

Wer zwei bereits gelesene Heftli bringt, darf ein neues wieder mitnehmen. Jedes weitere Heft kostet 50 Rappen. Dabei gibt es unterschiedliche Sparten, etwa Liebes- oder Arztgeschichten, Gruselstories, Krimis oder Western. Die Tauschtage sind jeweils sehr gut besucht, in nur drei Stunden kommen bis zu 70 Leute zum Tauschen.

Monika Waser führt die gleichnamige Buchhandlung gemeinsam mit ihrem Mann. Vor 60 Jahren eröffneten ihre Eltern das Geschäft, damals noch in der Steinenvorstadt. Zu Beginn fand der Tausch bereits gelesener Heftli nicht nur an bestimmten Tagen statt, sondern war fester Bestandteil des Geschäftes. «Diese Tausch-Idee war damals sehr unkonventionell für ein Antiquariat», erzählt Waser. Die Idee sei gewissermassen aus der Not heraus entstanden – da die Eltern den Laden ohne viel Geld eröffneten, mussten sie improvisieren.

Kein Platz mehr im Geschäft

Waser erinnert sich, wie die Familie mit dem Laden durch die ganze Stadt zog: «Wir zogen immer wieder um, hatten Filialen in Gross- und Kleinbasel.» Der Heftli-Tausch blieb in allen Filialen ein Bestandteil. Als Waser gemeinsam mit ihrem Mann das Antiquariat übernahm, hatten sie bereits den Laden am Rümelinsplatz und noch einen zweiten im Kleinbasel.

Im Jahr 2001 musste die Filiale im Kleinbasel geschlossen werden und die Taschenromane wurden aus dem Sortiment gestrichen. «Über die Jahre wurde der Heftli-Tausch für unser Geschäft immer weniger zentral, irgendwann führten wir das Angebot nur noch als Dienstleistung für die treuen Kunden weiter. Am Rümelinsplatz war dafür dann plötzlich kein Platz mehr», erzählt Waser. Trotzdem wollten sie die Tradition weiterführen und die Stammkundschaft nicht vor den Kopf stossen, die das Geschäft über all die Jahre begleitet und unterstützt hatte. «So ist Idee eines regelmässigen Heftli-Tauschtags entstanden.»

Vor allem ältere Kunden

Sammler seien an den Tauschtagen wenige anzutreffen, die meisten seien wirklich regelmässige Leser dieser sogenannten «Trivialliteratur». «Wir haben unterschiedliche Kunden, die meisten sind eher älter, es finden aber manchmal auch junge Leute ihren Weg zum Tauschtag.» Manche würden die Heftli auch wegen ihrer witzigen Titelbilder «missbrauchen», fügt sie schmunzelnd hinzu, «so auch bereits die TagesWoche». Es habe noch einige ältere Heftli aus den 1960er-Jahren, es seien aber vor allem neuere Exemplare darunter.

Monika Waser und ihr Mann können mit den Heftli persönlich nicht viel anfangen. «Ich finde aber, jeder soll lesen, was er mag.» Viele der Kunden würden durchaus auch andere Dinge lesen, die Heftli seien für sie eine Gewohnheit oder sogar eine Art Ritual. Manche würden die Lektüre zum Einschlafen brauchen, für andere seien Tramfahrten ohne jene Trivialunterhaltung undenkbar.

«Diese Lektüre hat viel mit Nostalgie zu tun.»

Monika Waser, Buchhändlerin und Antiquarin 

«Die Heftli haben viel mit Nostalgie zu tun – die Leute denken dann an früher, an bessere Zeiten.» Die Geschichten seien ein Rückzugsort für Menschen mit Sorgen und Problemen: «Die Erzählungen haben fast immer ein Happy End», sagt Waser, «dadurch lassen sie einen in eine andere Welt abtauchen.»

Obwohl dem Ehepaar Waser-Moser viel am Heftli-Tauschtag liegt, wissen die beiden nicht, wie lange sie diese Tradition noch fortführen können. «Wir sind beide über 60, das Schleppen der schweren Kisten, der ganze Auf- und Abbau ist für uns mit sehr viel Aufwand verbunden.» Doch für sie steht fest: Solange sie die Kraft und Energie dazu haben, wollen sie den Heftli-Tausch anbieten.

«Ich finde es schon faszinierend», sagt Waser, «die Kunden kommen meist ganz zielstrebig – und gehen nach zirka zehn Minuten wieder. Sie können sich meistens noch exakt daran erinnern, welche Heftli sie schon gelesen haben, obwohl es so viele gibt, die in den Augen von Aussenstehenden praktisch identisch wirken.»

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Der Heftli-Tauschtag, den das Ehepaar Waser organisiert, ist jeweils im Schmiedenhof. Diesen Mittwoch, den 1. Oktober 2014, von 14.00-17.00 Uhr, findet der Tauschtag dieses Jahr zum letzten Mal statt.

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