Hier können Jugendliche selbst Hand anlegen

Am Donnerstagmorgen gehört die Messe für einmal den Jugendlichen: Unzählige Schulklassen aus der Region strömten zusammen mit ihren Lehrpersonen in die Rundhofhalle, um sich über ihren zukünftigen Beruf zu informieren.

Die Jugendlichen dürfen an den Ständen der Berufs- und Weiterbildungsmesse gleich selbst Hand anlegen.

(Bild: Michel Schultheiss)

Am Donnerstagmorgen gehört die Messe für einmal den Jugendlichen: Unzählige Schulklassen aus der Region strömten zusammen mit ihren Lehrpersonen in die Rundhofhalle, um sich über ihren zukünftigen Beruf zu informieren.

Studieren bedeutet, in einem hellen Raum ganz alleine an einem grossen Tisch zu sitzen und lange und angestrengt zu überlegen, was man später einmal werden möchte – davon war ich als Kind überzeugt. Dass es nicht ganz so einfach ist, den passenden Job zu finden, wissen die Besucherinnen und Besucher der 6. Basler Berufs- und Weiterbildungsmesse natürlich. Deswegen sind sie ja hier: um sich bei den rund hundert Ausstellern über mögliche Berufslehren, Studiengänge und Weiterbildungen zu informieren.

Spass soll er machen, den eigenen Fähigkeiten und dem Charakter entsprechen, sagt der 22-jährige Jan aus Reinach über seinen Traumberuf. «Während meiner vierjährigen Ausbildung zum Elektroinstallateur habe ich gemerkt, dass mir die Tätigkeit nicht so gefällt. Ich habe dann einen Interessencheck bei der Berufsberatung gemacht und herausgefunden, dass meine Fähigkeiten im Gesundheitsbereich liegen.» Bei einer Infoveranstaltung sei er dann auf die Ausbildung zum Fachmann für Medizinisch-Technische Radiologie aufmerksam geworden. «Nach einer Schnupperwoche im Universitätsspital wusste ich: Das ist mein Beruf.»

Berufe erleben, statt nur über sie lesen

Die meisten Jugendlichen, die durch die Rundhofhalle der Messe Basel schlendern, sind jünger als Jan und mit ihrer Sek-Klasse und den Lehrpersonen hier. Sie sind auf der Suche nach einer geeigneten Berufslehre oder interessieren sich für ein Studium. Dutzende Pavillons laden die Besucherinnen und Besucher ein, entsprechende Ausbildungen kennenzulernen. Ob Labor- oder Autoberufe, Pflege- oder sozialpädagogische Ausbildungen: an der Berufs- und Weiterbildungsmesse präsentieren die Aussteller über 200 verschiedene Berufe, darunter die 20 am häufigsten gewählten Grundbildungen. Und das Besondere dabei: «Die Jugendlichen können hier die Berufe erleben, sich mit Lernenden austauschen und Informationen aus erster Hand erhalten», sagt Messeleiter Reto Baumgartner.

Ein grosser Schoggi-Brunnen und eine improvisierte Baustelle

Von grossem Interesse scheint der Bäckerstand zu sein, denn da bildet sich eine beachtliche Menschentraube. Im Zentrum: ein grosser Schoggi-Brunnen. Auch wenn die in geschmolzene Schokolade getauchten Totenbeinli bei den jungen Besuchern gut ankommen, ist es für die Branche nicht so einfach, Nachwuchs zu finden. Laut Jürgen Mielke, Leiter Berufsbildung beim Sutter Begg, müsse man oft lange nach geeigneten Lehrlingen suchen. Bei seinem grösseren Betrieb sei das zum Glück nicht so gravierend, doch kleinere Bäckereien hätten grosse Schwierigkeiten, alle Lehrstellen zu besetzen.



Am Bäckerstand herrscht Hochbetrieb. Grund ist der riesige Schoggi-Brunnen.

Am Bäckerstand herrscht Hochbetrieb. Grund ist der riesige Schoggi-Brunnen. (Bild: Michel Schultheiss)

Ganz in der Nähe des Bäckerstands ist der Strassenbau-Pavillon, wo Backsteine und Zement geschichtet werden. Die drei Basler Schülerinnen Maya, Paige und Catharina legen mit den Backsteinen gleich selbst Hand an. Interessiert an einer Strassenbau-Lehre sind sie aber nicht. «Wir müssen halt einfach etwas machen», sagt die 13-jährige Paige und zeigt ihr Arbeitsblatt, auf dem die ausprobierten Berufe für die Schule beschrieben werden müssen.



«Strassenbau, das liebe ich», sagt Nasradin. Er und sein Freund Jonas sind begeistert von der improvisierten Baustelle. Die beiden 18-Jährigen sind erst seit zwei Jahren von Eritrea in die Schweiz gekommen.

«Strassenbau, das liebe ich», sagt Nasradin. Er und sein Freund Jonas sind begeistert von der improvisierten Baustelle. Die beiden 18-Jährigen sind erst vor zwei Jahren von Eritrea in die Schweiz gekommen. (Bild: Michel Schultheiss)

Berufslehre bekannter machen

Die erwarteten 30’000 Besucherinnen und Besucher sollen insbesondere für Berufslehren sensibilisiert werden, sagt Messeleiter Baumgartner. «Nur so gelingt es, leistungsstarke Jugendliche weiterhin für die Berufsbildung zu motivieren und somit den steigenden Fachkräftebedarf sicherzustellen.» Man wolle zeigen, dass Absolventinnen und Absolventen einer Berufslehre mit der Berufsmaturität alle Karrierewege offenstehen würden. «Sie ist absolut gleichwertig zur gymnasialen Ausbildung und ein idealer Einstieg in die Berufswelt.»

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Die Basler Berufs- und Weiterbildungsmesse dauert noch bis Samstag, 22. Oktober. Der «Bewerbungscheck», wo man seine Bewerbung von Fachleuten prüfen lassen kann, und das «Lehrstellen-Speed-Dating» werden auch dieses Jahr durchgeführt.

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