Hoch mit dem Hintern: Basler Musiker veranstaltet Festival für die Flüchtlingshilfe

Am kommenden Sonntag lockt in der Kaserne Basel ein Festival für einen guten Zweck: Bands wie Stiller Has singen Songs, Initiativen wie «Help for Refugees» informieren über ihre Tätigkeit. Der Erlös fliesst vollumfänglich in die Flüchtlingshilfe.

Freut sich auf den Benefizsonntag: Initiant Marco Näf, Bassist von Navel. 

(Bild: Marc Krebs)

Am kommenden Sonntag lockt in der Kaserne Basel ein Festival für einen guten Zweck: Bands wie Stiller Has singen Songs, Initiativen wie «Help for Refugees» informieren über ihre Tätigkeit. Der Erlös fliesst vollumfänglich in die Flüchtlingshilfe.

Es war ein sonniger Tag im August 2015, als Marco Näf vor seinem Computer sass und im Internet von einer Videoaufnahme erschüttert wurde. Diese zeigte Flüchtlinge, darunter Kinder, die sich auf einem Bahngleis in Südosteuropa drängten. Soldaten versperrten ihnen den Weg, einer knüppelte gar einen Flüchtling nieder. Marco Näf, Bassist bei der Basler Band Navel, mochte nicht mehr länger tatenlos zusehen. Auf Facebook fragte er in die virtuelle Runde: Wer möchte mithelfen, ein Benefizkonzert zu organisieren?  

***GET UP OFF YOUR BUTT!!!***Who wants to help us to organize a Charity Concert?Musicians, Bands, Bokkers, Labels,…

Posted by Marco Näf on Saturday, 22 August 2015

«Ich erhielt sehr rasch sehr viele positive Rückmeldungen», erzählt Näf anlässlich der Medienkonferenz in der Kabar. Nach zwei Wochen hätte er «ein einwöchiges Festival mit 50 Bands veranstalten können.» Das aber hätte den Rahmen gesprengt. «Mir war es wichtig, etwas Nachhaltiges aufzubauen.» Und mit einem Anlass, der nun am kommenden Sonntag in der Kaserne über die Bühne geht, will er ein erstes Zeichen setzen. Sein Aufruf wurde dabei titelgebend: «Get Up Off Your Butt». 

Hilfe für Kinder auf der Flucht

Mit einem bunten Programm wollen Näf und zahlreiche Helfer Familien wie auch einzelne Personen dazu bringen, dass sie «ihr Füdli lüpfen und sich für einmal vom Computer oder Fernseher wegbewegen.» Hin zur Kaserne, wo gute Musik spielt und Informationen ausgetauscht werden.  

Das Ganze dient natürlich einem guten Zweck: Die Einnahmen gehen vollumfänglich an die Kinderhilfe von «Terre des Hommes», fliessen direkt an die Brennpunkte im Balkan und im Mittleren Osten. «Die Leute brauchen warme Jacken, Mützen, Orientierung, medizinische Grundversorgung», erläutert Marc Kempe von der Schweizer Hilfsorganisation.

Der Has ist auch ein Gutmensch

Die Kaserne trägt ebenso ihren Teil dazu bei wie die Vorverkaufsstelle (die auf Einnahmen verzichtet), Moderator Knackeboul oder die Musiker, die Näf auf die Affiche gesetzt hat: von Stiller Has über Anna Aaron, Roli Frei bis Rappartement oder Kalles Kaviar. Ein breiter Stil- und Generationenmix für ein breites Publikum, so die Absicht.

Bloss ein weiterer Charity-Anlass? Nein, sagt etwa Markus Fürst, Schlagzeuger von Stiller Has. Die Mundartband, seit jeher politisch, wird oft für Benefizkonzerte angefragt, kann aber nicht überall zusagen. «In diesem Fall aber sind wir uns so schnell einig gewesen wie noch nie», sagt Markus Fürst. «In der Schweiz wird vom Asylchaos geredet, aber das wahre Chaos spielt sich in weitaus ärmeren Ländern ab. Und wir sind indirekt am Unglück beteiligt. Daher finde ich es ganz wichtig, einzustehen und zu sagen: Ja, ich bin ein Gutmensch!»

«Ich will nicht zurückschauen und sagen: Ich war jung und habe mich nicht daran beteiligt.»

Anna Aaron

Roli Frei nickt zustimmend. Der Basler Singer-Songwriter will mit seiner Stimme einen Beitrag leisten, ebenso Anna Aaron: «Ich habe das Gefühl, dass wir hier in der Schweiz noch immer abgeschottet sind von der eigentlichen Krise – und manchmal nicht wirklich begreifen, dass das jetzt passiert, in diesem Moment», sagt die Sängerin. Ihre Teilnahme am karitativen Anlass begründet sie so: «Ich will nicht zurückschauen und sagen: Ich war jung und habe mich nicht daran beteiligt.»

Ein Zeichen zu setzen, darum geht es allen Musikern. «Die Egos stehen nicht im Vordergrund», betont Initiator Marco Näf, der selber ruhig und mit Bedacht auftritt. «Der Sonntag in der Kaserne soll keine Gala werden, es geht auch nicht nur darum, möglichst viel Geld zu sammeln. Sondern das Bewusstsein zu schärfen und den Austausch zu fördern.»

Zu diesem Zweck sind zahlreiche Organisationen vor Ort: Private Initiativen aus der Region wie «Be Aware And Share», «Basel hilft mit» oder «Help for Refugees» informieren aus erster Hand, wie man helfen kann, welche Erfahrungen sie gemacht haben. Für Kinder, die bis zum zwölften Lebensjahr gratis Eintritt haben, ist ein Betreuungsprogramm vorgesehen, inklusive Kinderkonzert. 
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«Get Up Off Your Butt» in der Kaserne, Basel.
Sonntag, 29. November, ab 13 Uhr bis 22.15 Uhr.

–> Detailliertes Programm.

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