Holz als idealer Baustoff für die Verdichtung

An der städtischen Verdichtung führt kein Weg vorbei. Neue Studien und Bauten zeigen, dass Holz dafür ein günstiges, ökologisches und gut akzeptiertes Material ist.

Mit der «Schorenstadt» entsteht in Basel eine Siedlung, fast ganz aus Holz. (Bild: Burckhardt+Partner AG)

An der städtischen Verdichtung führt kein Weg vorbei. Neue Studien und Bauten zeigen, dass Holz dafür ein günstiges, ökologisches und gut akzeptiertes Material ist.

Holzhäuser mit Schindeln, blumige Gärten, keine Autos – wer nun an ländliches Idyll denkt, irrt. Auf dem Schorenareal entsteht mit der «schorenstadt» eine urbane, autoreduzierte Siedlung (fast) ganz aus Holz.

In 43 Reiheneinfamilienhäusern und zwei Mehrfamilienhäusern mit 22 Wohnungen werden ab nächstem Jahr rund 180 Menschen auf 11’000 Quadratmetern Boden leben. Das sind mehr Menschen mit mehr Komfort und weniger Energieverbrauch als in vergleichbaren Überbauungen. Reiheneinfamilienhaus mit Gärtli: aus früheren Jahrzehnten. Die Siedlungsentwicklung nach Innen – also Verdichten, Erneuern, Neubauen, Umnutzen – ist gerade in einer Stadt wie Basel unumgänglich.

Steigende Wohnansprüche, eine zunehmende Bevölkerung und die begrenzte Ressource Boden führen dazu. Damit die Verdichtung als langfristige, raumplanerische Strategie erfolgreich ist, müssen aber folgende Fragen geklärt sein: Wie können Quartiere ohne sozialen und baulichen Qualitätsverlust verdichtet werden? Welche Bauformen und Materialien eignen sich besonders fürs Bauen im Bestand?

Ökologische und ökonomische Vorteile

Antworten auf diese Fragen liefert das im letzten Jahr abgeschlossene, interdisziplinäre Forschungsprojekt «Smart Density – Verdichten und Erneuern mit Holz» vom Kompetenzzentrum Typologie & Planung in Architektur der Hochschule Luzern. Die Analyse verschiedener realisierter Beispiel zeigt, dass der moderne Holzbau zahlreiche Lösungen für Wohnquartiere bereit hält.

«Holz hat viele Vorteile und die Menschen nehmen es als positives Baumaterial wahr», sagt Projektleiterin Ulrike Sturm. Neben regionalökonomischen Kriterien – Holz wächst hier und soll hier Verwendung finden – ist für Sturm die Situation beim Bauen entscheidend: «Die Schweizer Holzbaufirmen sind technisch auf sehr hohem Niveau. Die vorfabrizierten Elemente, die bereits Wärmedämmung, technische Installationen und oft auch gleich die Fenster beinhalten, können deshalb innert kürzester Zeit verbaut werden. So werden die Nachbarn viel weniger gestört.»

Ausserdem ist Holz ein leichtes Material, was für Aufbauten, aber auch für den Transport und die Kräne eine wichtige Rolle spielt. Die Studie der Hochschule Luzern zeigt, dass Gebäudeerneuerungen mit Holz bei kleinen und mittleren Gebäuden nicht nur ökologische, sondern auch ökonomische Vorteile gegenüber einem Neubau aufweisen.

Holz für die 2000-Watt-Gesellschaft

Was Holz alles kann, zeigt auch die entstehende «schorenstadt». «Holz ist ein nachwachsender Baustoff, der viel weniger graue Energie bei der Herstellung braucht und auch beim Rückbau wenig Umweltbelastung aufweist», erklärt Martin Morath, Implenia-Projektleiter der «schorenstadt».

«So ist es möglich, die Häuser nach Minergie-P-ECO-Standard zu bauen und die Siedlung als Pilotprojekt für die 2000-Watt-Gesellschaft zu errichten.» Solche Überbauungen würden immer häufiger werden. Das Fichten- und Tannen-Holz stammt aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern aus der Schweiz, Österreich und Deutschland.

Emotionale Angelegenheit

Neben Bauzeiten, Kosten und ökologischen Überlegungen bringen Veränderungen und bauliche Verdichtungen auch Emotionen mit sich. So ist die Akzeptanz der Massnahmen ein wichtiger Faktor. «Holz ist als natürliches, ökologisches und lebendiges Baumaterial gut akzeptiert», weiss Ulrike Sturm, «aber als urbaner, moderner Werkstoff zu wenig bekannt.»

Oft würde Holz mit rustikalem und traditionellem Baustil verbunden, aber mittlerweile ist fast alles bezüglich Formen, Farben und Oberflächen realisierbar. Für die Akzeptanz sei es deshalb wichtig, dass die identitätsstiftenden Qualitäten des Wohnumfeldes respektiert würden, erklärt Sturm. Als Beispiel zeigt die Studie einen Holzaufbau auf einem alten Stadthaus am St. Johanns-Platz.

Die Befragten der Studie empfinden ihn als «zu krass» und «viel zu modern». Da sich die identitätsstiftenden Qualitäten in jedem Umfeld anders äussern, gibt es kein Patentrezept für die Verdichtung mit Holz – bloss: hingehen, hinschauen, hinhören. Die Hochschule Luzern hat die Erkenntnisse aus Smart Density und weiteren Projekten zum Thema Verdichtung in einem Wegweiser zur Innenentwicklung zusammengestellt.

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