Die Basler Regierung soll sich für die Aufnahme der Basler Fasnacht in die Liste des imateriellen Weltkulturerbes der Unesco stark machen, verlangt ein Basler Grossrat. Und bekommt von der Regierung zur Antwort, dass sie dies längst tut.
Das Kulturgut Basler Fasnacht ist gefährdet. Als Ganzes, denn ein Grossratsmitglied (das wir hier zu seinem eigenen Schutz nicht namentlich nennen, weil es nach eigenen Angaben eben an der Fasnacht schon schnitzelbängglerischen Morddrohungen ausgesetzt war) konfrontierte die Regierung kürzlich mit der schriftlichen Anfrage: «Wieviele Unterschriften müssten für ein Volksbegehren für die Abschaffung der Basler Fasnacht gestellt werden?» Die Antwort der Exekutive hat etwas Alarmierendes: «Ein Volksbegehren zur Abschaffung der Basler Fasnacht müsste mindestens 3’000 Unterschriften aufweisen.»
Diese liessen sich wohl zusammenbekommen. Und da knapp die Mehrheit der Basler Fasnächtler aus dem Baselbiet stammt, deshalb in Basel-Stadt nicht mitstimmen darf, könnte ein solches Volksbegehren vielleicht …
… aber an so etwas wollen wir gar nicht denken. Aber die Fasnacht ist auch von innen aus gefährdet, nämlich, was ihren Charakter als «Brauchtum in seiner tradierten Form» angeht, wie sich das Fasnachts-Comité ausdrückt. Es sei hier daran erinnert, dass eine Clique im letzten Jahr mit einer Punkband aufmarschierte und eine andere (?) in diesem Jahr geheime Fasnachtssujets ausplaudert!
Rettungsanker Weltkulturerbe
Höchste Zeit also, dass man das Kulturgut Basler Fasnacht schützt. Indem man es zum Beispiel auf die Unesco-Liste des imateriellen Weltkulturerbes (List of Intangible Cultural Heritage in Need of Urgent Safeguarding) setzen lässt. Dort sind es bereits mehrere Fasnachtsbräuche zu finden, zum Beispiel der Aalst Carnaval in der gleichnamige Stadt in Belgien. «Die Basler Fasnacht hat beste Aussichten, von der Unesco als Weltkulturerbe registriert zu werden», ist LDP-Grossrat André Auderset überzeugt, der die Basler Regierung schriftlich angefragt hatte: «Erachtet es der Regierungsrat als wichtig, dass die Basler Fasnacht als Weltkulturgut anerkannt wird?» und nicht sonderlich überraschend zur Antwort bekam: «Ja. Der Regierungsrat ist überzeugt davon, dass die Basler Fasnacht in jeder Hinsicht das Potenzial besitzt, als Weltkulturgut auf die Unesco-Liste gesetzt zu werden.
Das ist doch höchst erfreulich. Besonders für solche wie der Schreibende, der selbst praktisch seit seiner Geburt aktiver Fasnächtler ist. Und der, da die Fasnacht ja bekanntlich von den Fasnächtlern lebt, dann zu einem Stück Weltkultur würde. Wenn es denn soweit kommen sollte.
Tut die Regierung genug?
Dass André Auderset mit seiner Anfrage offene Türen einrennt, hätte er eigentlich wissen müssen – oder zumindest können. Die Regierungen beider Basel hatten bereits 2010 angekündigt, beim Bundesamt für Kultur eine Liste der lebendigen Traditionen einzureichen, auf der der Fasnacht selbstverständlich ein wichtiger Platz eingeräumt würde. Unter anderem neben dem Rheinschwimmen, dem Vogel Gryff, der «Volkstanzpraxis in der Nordwestschweiz» und den «Pfingstblütter» aus Ettingen. Diese und weitere Vorschläge fanden bereits 2011 Aufnahme in einer ersten nationalen Liste der lebendigen Traditionen, während andere Vorschläge, wie «Um- und Zwischennutzungen von Industriebrachen und anderen Arealen» oder «Robi-Spiel-Aktionen und Kinder-Ferien-Stadt» beim nationalen Expertengremium keine Gnade fanden.
Der LDP-Grossrat blieb aber besorgt: «Das Interesse scheint amtlicherseits nicht gerade gross», bemerkte er in seiner Anfrage mit dem Hinweis darauf, dass eine entsprechende Anfrage eines ehemaligen Obmanns des Fasnachts-Comités unbeantwortet geblieben sei. Die Sorge ist nun aber offensichtlich geschwunden. Er schenkt der Aussage der Regierung Glauben, dass sie sich «mit Unterstützung des Präsidialdepartements, Abteilung Kultur, dafür in den gegebenen Formen einsetzen, und sowohl bei den zuständigen Gremien im Bundesamt für Kultur BAK (Nationale Steuergruppe) wie auch auf parlamentarischer Ebene aktives Lobbying für das Anliegen betreiben» werde, wie die Exekutive in der Antwort auf seine Anfrage betonte.
Expertengruppe an der Arbeit
Die Abteilung Kultur sei bereits kräftig am Lobbyieren, schreibt die Regierung, und sei beim Bundesamt für Kultur in den letzten Monaten bereits mehrmals vorstellig geworden, um die Basler Interessen zu betonen. Nun vielleicht ist das noch nicht genug. Vielleicht müsste eine Delegation des Regierungsrats persönlich nach Bern reisen. Mit Carlo Conti als Piccolospieler (er hat seinen Ansatz am Vogel Gryff-Abend in den Reihen der Fasnachtsclique Olympia nochmals auffrischen können), Hans-Peter Wessels als Schnitzelbänggler und Guy Morin als dessen Begleiter auf der Orgel.
Denn die Zeit eilt etwas. Bereits diesen Frühling erwartet das Bundesamt für Kultur laut Aussage der Regierung die bereinigte Liste mit den definitiven Vorschlägen für die Unesco-Bewerbungen. Und bis Mitte Jahr wolle der Bundesrat das Geschäft behandeln. Das Fasnachts-Comité ist guter Dinge, zumindest, was den Einsatz der Regierung angeht: «Das Fasnachts-Comité ist überzeugt, dass die Regierung keine Möglichkeiten verpasst, auf Bundesebene darauf hinzuwirken, dass die Basler Fasnacht zur Aufnahme in die immaterielle Kulturliste der Unesco vorgeschlagen wird», schreibt es in einer Medienmitteilung.