Der neue Basler Kantonsbaumeister Beat Aeberhard will den öffentlichen Raum in der Stadt neu gestalten. Handlungsbedarf sieht er bei Markt- und Barfüsserplatz sowie der Heuwaage.
Beat Aeberhard hat es geschafft: Er wird per 1. April 2015 Leiter Städtebau und Architektur im Bau- und Verkehrsdepartement und besetzt dann einen der begehrtesten und prestigereichsten Posten in der Basler Verwaltung überhaupt. Die Basler Regierung hat den Zuger Stadtarchitekten am Dienstag gewählt. Aeberhard ersetzt Fritz Schumacher, der Ende Jahr in den Ruhestand tritt.
Der 45-jährige Aeberhard ist in Zürich aufgewachsen und hat an der ETH Lausanne und Zürich Architektur studiert. An der Columbia University in New York schloss er ein Nachdiplomstudium mit einem Master of Science in Architecture and Urban Design ab. Seit 2009 ist der Vater zweier Kinder Stadtarchitekt von Zug. Im Interview spricht er über seine neue Stelle in Basel und sagt, wo er Handlungsbedarf sieht.
Herr Aeberhard, Gratulation zur neuen Stelle! Was war der ausschlaggebende Grund für Ihre Bewerbung als Kantonsbaumeister von Basel-Stadt?
Vielen Dank. Es handelt es sich um eine äussert spannende Stelle und eine tolle Herausforderung. Für mich ist Basel einer der interessantesten Orte auf der Landkarte, wenn es um Architektur und Städtebau geht. Qualitativ hochstehende Architektur hat in dieser Stadt schon lange Tradition. Zudem ist eine starke Dynamik spürbar. Es steht in Teilen ein eigentlicher Stadtumbau an. Dies führt selbstverständlich auch zu Spannungen und Differenzen, was ich insgesamt sehr anregend finde. Ausserdem fasziniert mich die Vielfalt in dieser Stadt.
Was gefällt Ihnen an Basel?
Die unterschiedlichen Welten, eine urbane Heterogenität. So etwa die Idylle im St. Alban oder im Neubad, oder der eigene Charakter der Altstadt. Aber auch die Eigenständigkeit Kleinbasels. Gleichzeitig hat die Stadt auch eine gewisse Härte – etwa im Umfeld der Osttangente, dem Hafen oder der Industrie, wo diverse Bauten der Pharmaindustrie nicht per se alle gelungen sind. Und dann natürlich die internationale Nachbarschaft.
Wo gibt es Handlungsbedarf?
Aus meiner Sicht besteht im öffentlichen Raum ein gewisser Nachholbedarf. Plätze wie der Marktplatz, Barfüsserplatz oder das Gebiet rund um die Heuwaage haben noch viel Potential. Die Lebensqualität muss dort spürbar gesteigert werden.
Worauf werden Sie viel Wert legen?
Dass wir das übergeordnete Ganze nicht aus den Augen verlieren. Ein Projekt darf nicht nur einzeln angeschaut werden, sondern muss im Kontext beurteilt werden. Jedes Projekt sollte Teil einer übergeordneten Stadtidee sein, damit das Profil dieser Stadt weiter zu einer unverwechselbaren Stadtgestalt hin geschärft wird. Vereinfacht gesagt sehe ich mich als Hüter der hochstehenden Baukultur Basels und des verantwortungsvollen Umgangs mit dem städtischen Raum und dem baulichen Erbe.
Sie kommen nicht aus Basel. Ist das als Kantonsbaumeister nicht ein Nachteil?
Sicherlich stösst diese Tatsache in gewissen Kreisen auf Vorbehalte. Ich glaube aber, dass ich Basel recht gut kenne. Ich finde mich hier bereits heute gut zurecht aufgrund vieler Besuche und persönlichen Freundschaften. Als Schweizer Architekt kann man es sich gar nicht leisten, sich mit Basel und seiner Entwicklung nicht zu beschäftigen! Aber es ist klar: Um Basel wirklich zu kennen, muss ich hier arbeiten und leben. Es ist ausserdem notwendig, dass ich mir rasch ein gutes Netzwerk aufbaue.
Sie werden als Kantonsbaumeister wohl viel Kritik einstecken müssen. Haben Sie eine dicke Haut?
Ich denke schon. Ich komme aus einem Umfeld, wo man sich nicht gerade mit Samthandschuhen anfasst. In einer globalisierten Kleinstadt wie Zug mit multinational operierenden Investoren einerseits und stark verwurzelten Bevölkerungsteilen mit Hang zu Lokalpatriotismus andererseits prallen auch immer wieder unterschiedliche Meinungen aufeinander. Es liegt in der Natur der Sache, dass ich es als Kantonsbaumeister nicht allen recht machen kann. Es wäre naiv, wenn ich glauben würde, nicht angegriffen zu werden. Auseinandersetzungen im Interesse der Sache gehören zu meinem Job.