Hallo Menschinnen. (Ich nenne euch Menschinnen, weil ihr mich permanent Katze nennt!)
Hier schreibt Machiavelli, Knacks Kater. Ich hab schon zig mal versucht zu intervenieren, wenn er seinen Gutmenschen-Müll in Buchstabenform absondert. Aber er hat meine Versuche, ihn davon abzuhalten, immer missverstanden und mich gestreichelt.
Ich muss ihn dann jeweils beissen, damit er merkt, dass dieses Schnurren Verstimmung und nicht Zuneigung bedeutet. Nun, da er seinen Computer unbeaufsichtigt lässt (er ist in der Küche und stopft etwas in sich hinein, weil er denkt, seine Schreibe sei nicht gut – was stimmt – oder um zu prokrastinieren), will ich mein Wort an euch richten, um einiges klarzustellen. Aber vor allem auch, um euch armen Teufeln aus der selbstverschuldeten Unmündigkeit zu helfen.
Ich habe nur kurz Zeit. Das Brot in der Küche ist gleich alle. (Wobei ich mich nicht wundern würde, wenn Knack notfalls seinen Finger als Mayo-Träger einsetzen und anknabbern würde.) Deshalb ein Listicle. Etwas, was auch mein Mensch jeweils macht. Nur dass er ein studierter Riese ist und ich ein Kater in Zeitnot. Item.
- Schnurren: Ihr selbstverliebten Trottel haltet das immer für Zuneigung. Das mag in einem von hundert Fällen stimmen. Aber wir erhabenen Fellmeisterinnen (so nennen wir uns bescheidenerweise) schnurren aus zig Gründen und können damit mehr ausdrücken, als euer Goethe je hat fausten können. Als Knack mir zum Beispiel diabolischerweise meinen ganzen Hodensack abzwacken liess, hiess mein Schnurren: «Ich habe Schmerzen! Du hast mein Leben zerstört! Ich werde dich zurichten wie den Vogel neulich.»
- Tote Tiere: Ihr Penner könnt nicht jagen! Die Tiere sind ein unverdientes Geschenk. Wichtig dabei ist uns die Präsentation. Eine kreisförmige Anordnung des Gefieders, oben der halbe Kopf, im goldenen Schnitt die ungeniessbaren Gedärme. «Gekotzte Maus» ist ein Klassiker. Auf Teppich unbezahlbar. Und ihr Primaten bezahlt Eintritt fürs Kunsthaus, während ihr zu Hause eure vierpfotigen Picassos verkennt. Ohne uns würdet ihr verhungern und hättet noch weniger Sinn für Ästhetik.
Miauen heisst in etwa: «Warum bin ich hier?! Ich hasse eure Welt! Gebt mir meine Hoden zurück! Sterbt!»
- Katzenfutter: Fickt euch hart ins Knie mit diesem ungeniessbaren Schlabber-Kot aus Dosen und Beutel. Das einzig geniessbare daran ist das Gelee. Das Zeug stinkt sonst zum Himmel. Vor allem, wenn es älter als eine Stunde ist. Ich weigere mich auch, frisches Futter zu fressen, wenn es in ein unsauberes Schüsseli getan wird. Soll ich diese Scheisse fressen? Jeden Tag das Gleiche? Während ihr oben am Tisch eine absurde Auswahl an Leckereien verdrückt, die mir auch tausendmal besser schmecken würden.
- Wasserschüssel: «Salz ist nicht gut für die Katze!» Dass ich nicht schnurre! Bier ist auch nicht gut für euch. Verzichtet ihr deswegen darauf? Eben! Und fahrt mir ab mit eurem Wasserschüsseli. Auf Wasser kann ich verzichten. Leert es aus und tut mir eine Wurst hinein. Subito pronto.
- Miauen: Das machen wir eigentlich nicht. Das ist, wie wenn ihr in dieser bescheuerten Sprache mit euren Babys sprecht. Das haben wir uns nur angewöhnt, weil es die einzige primitive Form der Kommunikation ist, die ihr zu verstehen scheint. Lautes Miauen ist übrigens reine Verzweiflung. Es heisst in etwa: «Warum bin ich hier?! Ich hasse eure Welt! Gebt mir meine Hoden zurück! Sterbt!»
- Streicheln: Ab und zu okay, aber eben. Oft heisst das Schnurren eher: «Streichel lieber deine Frau, du Lump. Oder muss ich dich beissen, damit dus checkst?»
So viel zu unserem Zusammenleben. Und somit zu zwei, drei Überlebenstipps für eure fragile Spezies:
- Liebe: Ich verstehe das Konzept des sich gegenseitigen Streichelns und Leckens zwecks Wohlbefinden. Wenn ihr aber anfangt, wegen Banalitäten zu streiten, und zwar permanent, ohne dass auch nur einer von euch sich einen Millimeter bewegen würde, dann solltet ihr euch vielleicht einen neuen Partner suchen. So wie wir edlen Fellmeisterinnen das tun. Oder besser gesagt: tun würden, wenn ihr Barbaren uns nicht unsere primären Geschlechtsorgane verstümmeln liesset.
- Popsongs: Bitte, hört auf damit! Ich habe schon Spatzen geschnetzelt, deren Todesschreie musikalischer waren als sämtliche eurer sogenannten Hits in den Charts.
- Das Internet: Das Einzige, was das Internet gut macht, sind wir, die Fellmeisterinnen. Deshalb könntet ihr aufhören, auf dem Internet zu sein und euch einfach gebührend um uns kümmern. Soziale Medien machen euch übrigens fett und hässig. Fragt Knack, der in der Küche gerade die Mayo-Tube malträtiert.
- Politik: Was soll dieses Theater? Mit diesen lächerlichen Anzügen und diesem Gebrabbel! Rivalitäten löst man mit dem Markieren seines Reviers (ausser, ihr wisst schon: Sack weg) oder durch einen Kampf, eins gegen eins. Kratzen, beissen, schreckliche Laute von sich geben, zu Boden drücken. Alles andere ist für Menschen.
- Ständiges Jammern: Hört auf, euch permanent über euer Leben zu beschweren. Knack sagt immer: «Mi schissts a!» Ich erwidere jeweils: «Mi au!» Und ihr habt es gut, glaubt mir. Ich hatte zum Beispiel einmal drei Tage lang einen riesen Hühnerknochen in meiner Speiseröhre und konnte ihn weder mit den Händen rausziehen, noch jemandem davon erzählen. Just sayin’.
- Zu guter Letzt noch etwas Positives: Hört nie auf zu kochen, Wäsche aufzuhängen und im Garten Laub zusammenzurächelen. Das ist schön. Da schauen wir gerne zu.
Nichts für ungut, euer Machiavelli: Fürst, Fellmeisterin, Jäger, Philosoph.
PS: Knack, wenn du das liest: Sei nicht immer so streng zu dir. Du bist schon recht, und wenn du kochst, siehst du lustig aus. Dafür, dass du mich entkatzt hast, werde ich dich zwar schnetzeln, aber du kannst es hinauszögern, wenn du mich zum Beispiel nächstes Mal das Filet kosten lässt. Und: Die Mayo-Leidenschaft teile ich mit dir. Ciao.