22 Mietparteien an der Mülhauserstrasse 26 haben von Immobilien Basel-Stadt die Kündigung erhalten – so auch viele ältere Menschen. Die staatliche Liegenschaftsverwalterin betont, dass die Kündigungen unausweichlich seien.
Eliette Pillonel, Urs Wiget und Margrit Benninger stehen vor einem Scherbenhaufen. Die Mieter der Mülhauserstrasse 26 im St. Johann müssen ihre Wohnungen verlassen.
Die kantonale Liegenschaftsverwalterin Immobilien Basel-Stadt (IBS) will das Mehrfamilienhaus, das der Pensionskasse Basel-Stadt (PKBS) gehört, umbauen und mehr Profit erwirtschaften. Sie hat deshalb allen 22 Mietparteien auf September 2017 gekündigt – von der Kündigung betroffen sind viele ältere Menschen, die teilweise bereits 50 Jahre dort leben.
Gemäss einer Stellungnahme von Immobilien Basel-Stadt sei die Massenkündigung nicht vermeidbar gewesen. Wie IBS-Sprecherin Barbara Neidhart sagt, hätten «diverse Bauteile des Gebäudes ihr Alter erreicht», sodass eine Totalsanierung unumgänglich sei.
Auch sei eine Sanierung der Liegenschaft im bewohnten Zustand «leider» nicht möglich, da baulich «sehr tief» in die Liegenschaft aus den 1960er-Jahren eingegriffen werden müsse. Zudem müssten auch die Grundrisse und Grössen der Wohnnungen der «modernen Ansprüchen» angepasst werden.
«Es ist die Aufgabe der PKBS, die Gelder der Angestellten des Kantons Basel-Stadt, der angeschlossenen Institutionen und weiterer Arbeitgeber treuhänderisch zu verwalten. Die PKBS ist sich dieser Verantwortung sehr bewusst und trägt entsprechend Sorge zu den Liegenschaften, die gewissermassen im Eigentum der heutigen Versicherten sind. Das bedeutet auch, dass die Liegenschaften periodisch umfassend saniert werden müssen. Die Pensionskasse Basel-Stadt und Immobilien Basel-Stadt bedauern ausserordentlich, dass die Kündigungen unverzichtbar sind und können die Sorgen der heutigen Mieterinnen und Mieter nachvollziehen.»
3,5-Zimmer-Wohnung kostet neu 2250 Franken
Deshalb habe die IBS im Auftrag der PKBS für die Betroffenen Unterstützung organisiert. So sei die Kündigungsfrist auf 18 Monate verlängert worden – und wenn die Mieter vorzeitig eine andere Wohnung finden würden, könnten sie kurzfristig auf jedes Monatsende kündigen. Zudem würden die Mieter bei der Wohnungssuche unterstützt. «Seit Aussprechen der 22 Kündigungen im März 2016 hat heute fast die Hälfte der Mietparteien eine neue Lösung gefunden», sagt Neidhart.
Auf die Frage, ob es die IBS für zumutbar hält, dass eine 91-jährige Frau, die seit 47 Jahren im Haus wohnt, jetzt noch zügeln muss, meint Neidhart:
«Für jede Mietpartei ist diese Situation schwierig. Einen richtigen Zeitpunkt für eine Kündigung gibt es nie, es können neben älteren Personen auch junge Familien betroffen sein. Dass gerade ältere Menschen, die lange Jahre an der Mülhauserstrasse 26 gewohnt haben, grosse Mühe haben, sich an diese Veränderung zu gewöhnen, ist für Immobilien Basel-Stadt sehr verständlich. Das Verbleiben einer betagten Frau während einer mehrmonatigen Sanierung ist aus unserer Erfahrung aber ebenfalls schwierig zumutbar, im vorliegendem Fall gar nicht möglich.»
Die Liegenschaft will die IBS während den Sanierungsarbeiten bis auf den Rohbau zurückbauen. Entstehen sollen moderne Wohnungen, die auf Herbst 2018 bezugbereit sein sollen. Eine 2,5-Zimmer-Wohnung kostet dann laut Neidhart rund 1475 Franken (59 m2), eine 3,5-Zimmer-Wohnung (85 bis 93 m2) zwischen 2060 und 2250 Franken und eine 4,5-Zimmer-Wohnung (110 bis 113 m2) rund 2500 bis 2600 Franken. Heute zahlt die 91-jährige Margrit Benninger knapp 1000 Franken Miete für ihre 3,5-Zimmer-Wohnung.