Improvisiert wird nur in der Musik

An der Kleinbasler Utengasse ist die modernste Musikschule Europas entstanden. Campusleiter Bernhard Ley spricht im Videointerview über Entstehung, Ausstattung und Internationalisierung der Jazzschule Basel.

(Bild: Livio Marc Stoeckli)

350 Menschen freuen sich ganz besonders auf den Beginn des neuen Studienjahres: Sie finden an der Utengasse die modernste Musikschule Europas. Campusleiter Bernhard Ley spricht im Videointerview über Entstehung, Ausstattung und Internationalisierung der Jazzschule Basel.

Bernhard Ley, Leiter der Abteilung Jazz, strahlt stärker als die Sonne. Kein Wunder, bei diesem Wetter. Kein Wunder auch, wenn man weiss, in welchen engen Verhältnissen er mit seiner Schule vorher gehaust hatte. Tempi passati: Im Sommer ist die Jazzschule über den Rhein gezogen, weg vom Dreispitz, rein ins Kleinbasel.

Noch ist der Eingang an der Utengasse 15 nicht beschriftet, riecht alles frisch in den Gebäuden, wirkt alles scheinbar unscheinbar. Doch wie der oberflächliche Eindruck täuscht, wird beim Rundgang durch die neue Wirkungsstätte klar. Was hier entstanden ist, steht für den State of the Art: 49 Musikräume, jeder einzelne verbunden, spezifisch belüftet, akustisch perfektioniert, stimmungsvoll illuminiert, mit einem Aufnahmestudio verbunden. «Uns ging es bei der Realisierung darum, eine ideale Atmosphäre für Musikerinnen und Musiker zu schaffen», sagt Ley.

Eine Atmosphäre, die inspirieren soll

So habe die Räume anhand der Bedürfnisse von Studierenden und Ensembles gebildet, von Beginn weg Akustiker in den architektonischen Prozess eingebunden. Anhand eines Musterzimmers wurde am perfekten Sound getüftelt, wurden Dämm-Materialien, Winkel, Hängungen, etc. getestet, Raum-in-Raum-Lösungen mit Charme geschaffen, auf der Suche nach dem passendsten Stimmungsbild, der inspirierendsten Atmosphäre. 

Jazz steht für Improvisation, was aber die Infrastruktur des Campus angeht, so wurde nichts dem Zufall überlassen.

Drei Jahre lang wurde das Projekt Jazzcampus geplant, drei Jahre lang gebaut. Ein Tonstudio, ein Aufnahmesaal, eine Probebühne, ein Club, zig Labors gehören ebenso dazu wie Wohnraum für internationale Gäste. Dafür wurde die ehemalige Maschinenfabrik Bachofen (und später die Zwischennutzung Satisfactory) eigens unterkellert, erweitert, ausgebaut, modernste Soundtechnologie in historische Bausubstanz integriert.

Jazz steht musikalisch für Improvisation – was aber die Hülle und Infrastruktur des Campus angeht, so scheint nichts dem Zufall überlassen.

Traumhafte Probebedingungen

Drei Wochen vor der Eröffnung ziehen Dozierende und Schüler/StudentInnen ein, werden Flügel, Drums und Mischpulte in Betrieb genommen. A dream come true? Wer sich umschaut (und umhört), staunt und lauscht, gerne würde man seinen eigenen Proberaum hierher verlegen. Das allerdings, sagt Ley, sei nicht möglich. So sehr sich die Jazzschule am neuen Ort öffnen und mit der Bevölkerung in Kontakt treten will: Die Nutzung der hochwertigen Proberäume ist den Schülerinnen und Schülern vorbehalten, stundenweise Vermietungen an Dritte nicht vorgesehen. Schnittstelle wird der Konzertclub beim Campus-Eingang werden, wo mehrheitlich Gratis-Konzerte vorgesehen sind für die ganze Bevölkerung, von Studierenden, Dozenten, aber auch aussenstehenden Musikern.  

Über die Kosten schweigen sich die involvierten Parteien übrigens aus, sowohl die Stiftungen Habitat und Levedo (letztere hat auch die TagesWoche ermöglicht), welche Kauf und Bau finanziert haben, wie auch die Musik-Akademie Basel/Fachhochschule Nordwestschweiz, die den Betrieb gewährleisten wird.

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Eröffnung Jazzcampus Basel:
Freitag 19. September (17 Uhr): Apéro mit Ansprachen der Basler Regierungsräte Guy Morin und Christoph Eymann. Anschliessend Open House und Festival KlangBasel.

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