In der Schorenmatte zeigt Basel, wie planvolle Verdichtung aussehen könnte

In Basel gibt es immer mehr Menschen und Jobs, doch die Wohnungen fehlen. Im Hirzbrunnen-Quartier entsteht derzeit eine Wohnsiedlung, die prototypisch für modernes verdichtetes Bauen steht.

Schorenmatte, Verdichtung, Bau- und Verkehrsdepartement

(Bild: Matthias Oppliger)

In Basel gibt es immer mehr Menschen und Jobs, doch die Wohnungen fehlen. Im Hirzbrunnen-Quartier entsteht derzeit eine Wohnsiedlung, die prototypisch für modernes verdichtetes Bauen steht.

Im Hirzbrunnen sind 70 Prozent der Wohnliegenschaften Einfamilienhäuser, höher ist der Anteil lediglich auf dem Bruderholz und in Bettingen. Damit gehört das Hirzbrunnen zu den am wenigsten dicht besiedelten Quartieren der Stadt. Doch ausgerechnet hierhin lädt das Bau- und Verkehrsdepartement ein, um über das Thema Verdichtung zu sprechen. Denn zwischen der Fasanenstrasse und dem Schorenweg liegt ein Städtebauprojekt, auf das die Planer im Amt mächtig stolz sind: das Schoren-Areal.

Auf den 35’000 Quadratmetern standen einst ein riesiger Parkplatz, Basels erstes Bürogebäude nach amerikanischem Vorbild und eine Reihe von Gewächshäusern für die Forscher der Ciba-Geigy. Das alles wurde ab 2006 dem Erdboden gleichgemacht, weil die Grundeigentümerin Novartis keinen Bedarf mehr für die Gebäude hatte. Die ersten neuen Nutzer sind im letzten Jahr eingezogen.

«Verdichtung ohne Dichtestress war das oberste Ziel», sagt der Leiter des Planungsamtes, Martin Sandtner. Dafür, und um eine möglichst gute Durchmischung zu schaffen, sei das Areal in drei Baufelder eingeteilt worden.



Schorenmatte, Verdichtung, Bau- und Verkehrsdepartement

Dicht wohnen, ohne auf Lebensqualität zu verzichten. So lautete das Ziel der Planer in der «Schorenstadt». (Bild: Matthias Oppliger)

Am nördlichen Ende, in der sogenannten Schorenstadt, wohnen heute rund 170 Personen. Hier wurden quartiertypisch vor allem Einfamilienhäuser gebaut. Sämtliche Wohnungen und Häuser sind Wohneigentum und eher im mittelhohen Preissegment angesiedelt. Statt im eigenen Garten tummeln sich die spielenden Kinder hier auf den öffentlichen Wegen und zwischen den einzelnen Häusern. Bei unserem Besuch ist eine Wasserschlacht im Gang, überall liegt Spielzeug verstreut. Im Unterschied zu anderen Neubausiedlungen ist hier das Leben bereits eingekehrt.

Durch den Wegfall der individuellen Gärten konnten die Architekten Fläche einsparen und haben gleichzeitig das Gemeinschaftsgefühl verstärkt. Wer hier wohnt, verzichtet bewusst auf ein Stück Privatsphäre. Auch sonst werden die Bewohner in die Pflicht genommen, wie Architekt Marco Husmann (Burckhardt+Partner) erzählt. «Alle hier mussten die Schoren-Charta unterschreiben und sich damit etwa verpflichten, auf ein eigenes Auto zu verzichten.»



Schorenmatte, Verdichtung, Bau- und Verkehrsdepartement

Die Sicht vom Wohnturm auf die Baugrube, wo die WGN eine Wohnüberbauung baut. Einziehen sollen die neuen Bewohner ab 2018. Links im Bild ist das neue Primarschulhaus zu sehen. (Bild: Matthias Oppliger)

Das mittlere Baufeld ist heute hauptsächlich noch eine Grube, hier plant der Wohnbaugenossenschaftsverband Nordwest (WGN) zwei Überbauungen mit knapp hundert Wohnungen. Während diese Siedlung erst 2018 fertiggestellt werden soll, läutet die Glocke in der anliegenden Primarschule bereits kommenden Winter zum ersten Mal den Unterricht ein. Rund um die drei Gebäude soll auf öffentlich zugänglichen Plätzen das Gemeinschaftsleben weiter gedeihen.

Unübersehbar dicht bebaut ist das dritte Baufeld. Hier stehen zwei Wohntürme mit 137 Mietwohnungen, der höhere davon hat 18 Stockwerke. Vermarktet wird das Projekt unter dem Titel «Sky Lights Schoren», die 2,5-Zimmer-Wohnung mit knapp 60 Quadratmetern gibt es in den unteren Etagen ab 1620 Franken. Deutlich teurer fallen die schönen Lagen zuoberst aus. Dicht heisst also noch lange nicht günstig.

Grossprojekte sind selten

Bei einer Wohnungsbegehung im 18. Stock erklärt Chefplaner Sandtner, dass das Schoren-Areal zwar ein gutes Beispiel für Verdichtung, in Basel jedoch die Ausnahme sei. «Grosse Flächen, die mittels gezielter Planung sinnvoll verdichtet werden können sind selten. Grösser wäre das Potenzial in Gebieten, wo die bestehenden Bauten die maximale Anzahl Geschosse noch nicht ausschöpfen.» Also dort, wo man entweder aufstocken oder einen höheren Neubau errichten kann. Doch eine planvolle Verdichtung dieser unzähligen Einzelparzellen, die zudem noch meist in privater Hand sind, sei wahnsinnig komplex, sagt Sandtner. «Diese Transformation braucht sehr viel Zeit.»



Schorenmatte, Verdichtung

Das ist der höhere der beiden Wohntürme «Sky Lights Schoren». Auch wenn die Bauarbeiten noch in vollem Gange sind, sollen hier die ersten Bewohner bereits im kommenden September einziehen. (Bild: Matthias Oppliger)

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