Fünf Jahre lang war die Villa Renata in Händen von Künstlern und Kuratoren – jetzt mischt auch Besitzerin Franziska Stern mit.
Von aussen sieht sie ganz normal aus. Eine schöne Stadtvilla an der Socinstrasse, mit grossen Fenstern und verwunschenem Garten, ein paar Treppenstufen führen zur hübschen Eingangstür. Eine grossgewachsene Frau mit dunklen Haaren macht auf. Nein, das ist nicht Franziska Stern, sondern die österreichische Künstlerin Sula Zimmerberger, die für die aktuelle Ausstellung «A Room of One’s Own» in der Villa Renata zu Besuch ist.
Aber Franziska komme gleich, Zimmerberger rufe sie rasch. Bis dahin könne man sich ja umsehen. Dazu lädt das stattliche Haus sowieso ein, hohe Decken, schöne Fussböden, viel Licht und geschäftige Künstlerinnen, die an ihren Werken arbeiten. Jede bespielt einen Raum in der Villa, macht ihn zu ihrem Raum, frei nach Virginia Woolf.
Kurze Zeit später ist sie da: Franziska Stern, energisch und sympathisch kommt sie aus einem Zimmer gelaufen und gibt kurz die Hand. Sie müsse noch schnell den Boden feucht aufnehmen, danach habe sie Zeit für einen Kaffee.
Raus aus der Mäzenenrolle
Der Kaffee steht nach 15 Minuten dampfend auf dem Tisch in der Dachwohnung des Hauses. Hier wohnte früher Sterns Tochter, dazwischen diverse Künstler und Kuratoren und momentan die beiden Kuratorinnen der aktuellen Ausstellung. Den Raum mit dem angrenzenden Balkon will Stern weiterhin als Übernachtungsgelegenheit für Kuratoren oder Residencies für Künstler benutzen – sie selber wohnt seit vielen Jahren in Zürich und agierte in der Villa bisher nur als Gastgeberin.
Das ändert sich jetzt: «Nach drei Jahren dachte ich: Ich habe so viele Begegnungen mit Künstlern und Künstlerinnen, für eine angemessene Zusammenarbeit braucht es dann aber auch das entsprechende Know-how.»
Also eignete Stern es sich an: Sie absolvierte das Postgraduate-Studium Curating an der ZHdK und organisierte Ende Januar ihre erste partizipative Inszenierung in der Theaterfalle, wo es um die Vergabe von Fördergeldern ging. Für die Zukunft kann sich Stern ähnliche Formate für die Villa vorstellen, nebst kuratierten Ausstellungen und gemeinsamen Projekten mit anderen Kuratoren.
Neues Logo für die Villa
Entsprechend hat Stern ein Logo verfasst, das im Header den Namen «Villa» trägt und darunter jeweils «Renata» (für eigene Projekte) «Collab» (für Kollaborationen mit anderen Kuratoren oder Kulturinstitutionen) oder «Guest» (für Eingeladene). Möglich sei auch eine Einbindung des Quartiers, Stern würde gerne gemeinsam mit den Nachbarn etwas auf die Beine stellen. Geplant ist für den April bereits eine Zusammenarbeit mit der Künstlerin Monica Dillier, die zwei Wochen lang zwölf Künstler aus Argentinien in die Villa einlädt. Und im Mai ist eine Zusammenarbeit mit dem kulturfolger in Zürich geplant, wo es um den Garten der Villa gehen soll.
Von hier aus will Stern nämlich in Zukunft walten: einem kleinen Büro im Garten, dessen Umbau Thema der Ausstellung sein soll. Auch hier haben Stern und Lisa Lee Benjamin, die den kulturfolger gegründet hat, Künstler eingeladen, die sich mit Pflanzen und Gärten beschäftigen.
Künstler kommen in die Villa, Menschen machen zusammen Ausstellungen – so gesehen hat sich also nicht viel verändert in der Villa Renata? Stern lacht. Nein, nur dass sie jetzt endlich auch richtig dabei sein könne. «Es ist doch wie im Titel der aktuellen Ausstellung: Wenn man einen Raum für sich beanspruchen will, dann muss man da sein, man muss mit den Leuten reden, sich einbringen, selbst Hand anlegen. Und ich mache das erst, wenn ich ein gewisses Fundament habe. Das hoffe ich jetzt zu haben. Dieses Haus ist ein Geschenk, das muss man wahrnehmen.»
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«A Room of One’s Own», Villa Renata, 17. Februar bis 12. März.