In Pratteln rufen die Kuhhörner zur Fasnacht

In Pratteln gehört neben dem Feuer auch das Hornen zum Fasnachtstreiben.

(Bild: Alice Stohler)

In Pratteln gehört neben dem Feuer auch das Hornen zum Fasnachtstreiben.

Wenn die Fasnacht näherrückt, hört man in Pratteln jeweils auch das typische Tüü-tetü-tüü der Hornbuben. Der archaisch anmutende Brauch wurde wohl einst von Buben begründet, die im Dorf Holz für das Fasnachtsfeuer sammelten.

Für sein Buch «Jahresbrauch im Zeitenlauf» hat der Baselbieter Volkskundler Eduard Strübin (1914–2000) einige Fasnachtsveteranen befragt. Ein Prattler mit dem Jahrgang 1907 erzählte ihm: «Wir haben als Buben bei den Metzgern Kuhhörner gebettelt und sie beim Holzsammeln geblasen, immer im gleichen Takt: Tüü-tetü-tüü (…) Am Fasnachtssonntag haben wir beim Feuer oben gehornt und auch als Gruppe der Hornbuebe am Fackelzug teilgenommen.»

Was die Prattler Buben einst auf die Idee brachte, mit Kuhhörnern auf sich aufmerksam zu machen, wenn sie mit Bauernwagen durchs Dorf zogen und «Wälle» (Reisigbündel) und Holz fürs Feuer sammelten, bleibt im Dunkeln. Dass sie mit dem Hornen einen alten heidnischen Brauch wiederaufleben liessen, mit dem der Winter vertrieben werden sollte, scheint eher unwahrscheinlich zu sein. Auch mit Fasnachtsfeuern macht man in Pratteln dem Winter erst seit gut 100 Jahren Beine: Das erste soll um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert ob dem Geisswald gelodert haben. Und den «Schneemaa», dessen Verbrennung jeweils nach dem Fackelzug am Sonntagabend stattfindet, gibt es erst seit 1948.

Vom Lärm zum Brauch

So spricht denn vieles dafür, dass das Hornen tatsächlich eine Erfindung der ersten Prattler Fasnachtsfeuer-Bauer war. Ihr «organisierter Lärm» ist im Laufe der Jahre zu einem Brauch geworden, der derzeit von zwei Gruppen gepflegt wird, der Horngruppe Hagebächli und den Hornbuebe Alti Garde. Letztere konnten 2013 ihr 50-Jahre-Jubiläum feiern.

Zeitweise brannten in Pratteln gleich mehrere Fasnachtsfeuer. Dann kühlte sich die Begeisterung der Dorfjugend fürs Holzsammeln ab und beinahe wären die Fasnachtsfeuers für immer erloschen. Davon kann heute keine Rede mehr. Seit einigen Jahren sammeln die «Füürbiiger» – eine locker organisierte Gruppe Menschen im Alter von «2 bis 70 Jahren» – mit Feuereifer an den vier Samstagen vor Fasnacht das nötige Brennmaterial und sorgen dafür, dass am Abend des Fasnachtssonntag Punkt 19 Uhr das Prattler Fasnachtsfeuer angezündet werden kann.

Quellen

Eduard Strübin: Jahresbrauch im Zeitenlauf. Kulturbilder aus der Landschaft Basel. Liestal 1991

Fasnachtskomitee Pratteln: 50 Joor Prattler Fasnacht. 2015

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