Queere Hochzeiten, Periodenratgeber und ein strategisch geschickt platziertes Hillary-Clinton-Interview: Lena Dunham hat einen Newsletter für feministische Themen lanciert, der sich sehen lässt. Beziehungsweise lesen. Also, Frauen: lest!
Lena Dunham ist nicht jedermanns Sache. Die 29-jährige Autorin/Serienproduzentin/Girl on Fire rückt sich gerne ins Rampenlicht und verwurstelt ihre mehr oder minder spannenden Lebensgeschichten in mehr oder minder spannende Geschichten und Instagram-Posts. Das kann interessieren oder nicht, sicher ist auf jeden Fall, dass diese Frau was zu sagen hat.
Und seit Kurzem kann man sich das, was Lena Dunham zu sagen hat, bequem in die Inbox liefern lassen: Mit «Lenny», einem Newsletter von Dunham und ihrer Kollegin (und «Girls»-Mitproduzentin) Jenni Konner. «‹Lenny› vereint Feminismus, Politik, Mode, und alles, was uns sonst noch so im Kopf herumschwirrt», meinte Konner in einem Interview kurz vor dem Launch.
Ok, nicht ganz so kreativ: Lena Dunham, Hipster-Feministin der Stunde.
Oder, um es mit Lena Dunhams Worten zu sagen: «Lenny is for people who want to talk about radical politics but also want to talk about fashion and also want to talk about Rihanna, and also understand that all of those things can be happening at the same time.» Radikale Politik, Fashion und Rihanna. Kann das gut kommen?
Kann es. Bis jetzt zumindest. Bereits im Vorfeld zum Lenny-Launch wurden die beiden nämlich ihren Aussagen durchaus gerecht: Vor ein paar Wochen veröffentlichten sie eine typische Lena-Dunham-Kurzgeschichte (Gen Y nach Liebe suchend im Big Apple), ein berührendes Gespräch über Abtreibung mit Konners 72-jähriger Mutter und eine Geschichte über Sarah Bland, die sich am 13. Juli 2015 in ihrer Gefängniszelle erhängt hatte, angeblich aus Protest gegen rassistische Polizeigewalt. Letzteres war durchaus strategisch: Lena Dunhams feministische Arbeit wird oft für ihren «White Girl Feminism» kritisiert, als Haltung also, die weniger privilegierte Frauen ausser Acht lässt.
Die ganz grosse Geschichte sparten sich die beiden aber für ihre erste «Lenny»-Ausgabe auf:
Ein Selfie mit Hillary Clinton aus Lena Dunhams Instagram-Feed.
In einem ausführlichen Interview befragt Lena Dunham Hillary Clinton zu ekligen Teenagerjobs (Fische ausnehmen auf einer Farm in Alaska), Angst vor Identitätsverlust (nach der Heirat mit Bill Clinton), ob sie sich als Feministin bezeichnet (natürlich!) und was das schulterfreie Kleid (von Donna Karan und auch «Kalte-Schulter-Kleid» genannt – Futter für die politisch versierten Fashionistas) auf einem Foto von 1993 soll. Auch diese Geschichte ist geschickt gewählt: Lena Dunham bekommt ihren grossen Opening-Stargast und Clinton schafft sich Zugang zu der Gruppe, bei der sie in letzter Zeit am meisten Einfluss eingebüsst hat: Junge, weisse Wählerinnen. Win win.
Ob sie das jetzt unterstützenswert findet oder nicht, sei jeder Leserin selbst überlassen. Das Interview ist gut geführt, es bietet politische Haltung, kulturelle Unterhaltung und wird auch Mädchen ködern, die sich eher für Klamotten als für Demokratie interessieren. Neben der Clinton-Geschichte enthält der Newsletter ausserdem die charmante Hochzeitsgeschichte einer lesbischen Autorin, einen Artikel über eine vergessene Architektin aus den 60ern, einen mässigen Essay über die Faszination Denim (ja, Denim. Eben.) und eine Doktor-Sommer-in-cool-Antwort auf «Is my Period weird?». Alles in allem also genau das, was Dunham und Konner versprochen haben: Etwas Feminismus, etwas Politik, etwas Lifestyle, und das Ganze hübsch verpackt.
Am Ende der langen E-Mail, die nun jeden Monat in die Inbox flattern wird, muss man — ob Sympathisant oder nicht — Lena Dunham ein kleines Kränzlein winden. ‹Lenny› hatte eine gute Geburt, Newsletter sind nun offiziell wieder hip. Fragt sich, ob Dunham und Konner dieses Niveau halten können. Man wird es sehen. Bis dahin: Willkommen in der Welt, grosser ‹Lenny›!