Vor einer Woche noch drängten sie sich dicht an dicht auf der ehemaligen Stehrampe des Landhofs, die Vertreter der Gattung Ailanthus, unwesentlich besser bekannt als Götterbaum – hübsche, gefiederte Bäumchen auf den ersten Blick, die sich aber rasant verbreiten. Sie sind, pflanzensoziologisch gesprochen, echte Rampensäue.
Man hat Zierpflanzen gerufen, und es kamen Bäume: Unter dieses verhunzte Frisch-Zitat lässt sich der Siegeszug des in Asien heimischen Ailanthus stellen. In Europa gehört er zu den am schnellsten wachsenden Bäumen, in den USA und Australien wird er wegen seiner Anspruchslosigkeit auch «Ghetto-Palme» genannt. Emanuel Trueb, Leiter der Basler Stadtgärtnerei, zählt seine Eigenschaften auf: hohe Vermehrungsfähigkeit und Salztoleranz, dazu kommt der Baum mit Trockenheit und engen Platzverhältnissen zurecht, und er wächst wie ein Weltmeister.
Beim Profifussball dürfen Internationale eben noch über sich hinauswachsen.
Ab einem bestimmten Durchmesser fallen Götterbäume in Basel unter das Baumschutzgesetz, bedürfen also einer Bewilligung, damit sie gefällt werden dürfen, selbst wenn sie aus der Sicht des Natur- und Landschaftsschutzes auf der schwarzen Liste stehen. Doch obwohl der Ailanthus im öffentlichen Raum kein grosses Ansehen geniesst, sieht Trueb den Baum nicht nur als Fluch: An der vielbefahrenen Kreuzung zwischen St.-Jakob-Park und Tramhaltestelle stehen ausdrücklich geduldete Götterbäume – beim Profifussball dürfen Eingewanderte eben noch über sich hinauswachsen.
Nicht so auf dem Landhof: Dort haben jetzt die Stadtgärtner zugeschlagen, bevor die Vegetation frühlingsbedingt ausschlägt, und die Götterbäume mit Stumpf und Stiel dezimiert.