An der Programmvorstellung der Basel Sinfonietta bekundeten die betroffenen Institutionen ihren Unmut über die geplante Halbierung der Kulturvertragspauschale. Nun wurde eine schriftliche Petition gegen die geplanten Sparmassnahmen lanciert.
«Hat jemand noch Fragen? Nein? Dann kommen wir jetzt zu dem Teil, zu dem bestimmt Fragen da sind», schmunzelte Geschäftsleiter Thomas Wehry bei der Medienorientierung zum Saisonstart der Basel Sinfonietta in der Markthalle. Nach dem Vorstellen der Saisonvorschau und des Programms während des Kulturfestivals Culturescapes, das dieses Wochenende Premiere feiert, kam er zum zweiten Teil der Medienkonferenz. Seit ein paar Monaten beschäftigt die Basel Sinfonietta neben der geplanten Spielzeit nämlich noch eine andere Angelegenheit: die jüngst bekanntgegebenen Kürzungen der Kulturvertragspauschale.
Ein Jahr und drei Monate dauert es noch, bis die geplanten Massnahmen durchgesetzt werden sollen. Wie die Kürzungen verteilt werden, wissen die betroffenen Institutionen bis heute nicht. Sicher ist, dass die Halbierung der Kulturvertragspauschale bei allen Betroffenen enorme Einschnitte bedeuten würde: Allein bei der Basel Sinfonietta würde ein Viertel des Budgets wegfallen – und das Programm ist bereits bis 2018 geplant. Entsprechend bestürzt äusserte sich Thomas Wehry dazu: «Diese Entscheidung macht uns alle betroffen und hilflos. Wir sind eine lebendige Kulturlandschaft, die gerade zerstört wird. Und das tut unheimlich weh.»
«Wir sind eine lebendige Kulturlandschaft, die gerade zerstört wird. Das tut unheimlich weh.»
Auch sie würden sich momentan in einer gewissen Schockstarre befinden, sagte der ebenfalls anwesende Michael Burkhardt vom Vorstadttheater Basel. Eine Kürzung der Kulturvertragspauschale hätte bei ihnen schwerwiegende Auswirkungen auf Vorführungen und Gastspiele. Ein grosses Problem sei ausserdem das Fehlen jeglicher konkreter Informationen, sagte Marcel Schwald vom Berufsverband der Freien Theaterschaffenden: «Wir erleben ein Informationsvakuum – es werden uns keine Gesprächspartner zur Seite gestellt, und wir wissen nicht, an wen wir uns wenden können.»
Grosse Solidarität unter den Institutionen
Das einzig Schöne an der Situation sei der Zusammenhalt, der mit den kantonalen Entscheidungen stärker geworden sei: «Die Solidarität untereinander ist gross. Wir wollen produktiv argumentieren, für einen gemeinsamen Raum, in dem wir alle vereint und somit alle betroffen sind», erklärten die Geschäftsführerin vom Gare du Nord, Ursula Freiburghaus, und Sven Heier vom Theater Roxy, der von den Sparmassnahmen zwar nicht betroffen ist, aber aus Solidarität der Medienorientierung beiwohnte.
Gleicher Meinung ist auch Felix Heri von der Basel Sinfonietta. Er bringt das Anliegen und Engagement der betroffenen Institutionen noch einmal auf den Punkt: «Wir verstehen uns als Kulturregion Basel, als Einheit, die sich so nicht auseinanderdividieren lassen wird. Es ist für uns wichtig, dass es nicht in erster Linie um einzelne Institutionen geht, sondern um einen Kreativraum jenseits irgendwelcher Grenzen, den Kulturraum Basel.»
Für die Basler Kulturschaffenden ist klar: So schnell werden sie nicht klein beigeben. Um den gemeinsamen Kulturraum zu wahren, lancierten sie als «Komitee für eine nachhaltige Kulturpartnerschaft BL/BS» nun zusätzlich zur bereits bestehenden Online-Petition (Online-Petitionen werden im Kanton BL nicht angenommen) eine schriftliche Petition, in der die Regierungen der beiden Kantone dazu aufgefordert werden, den ursprünglichen Kulturvertrag in der bisherigen Form fortzusetzen.
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Petitionsbögen können unter http://www.baselsinfonietta.ch/site/assets/files/1599/petition_k-partnerschaft_bogen.pdf heruntergeladen oder via Mail bei kulturpartnerschaft@gmx.ch bestellt werden. Wers lieber analog mag, bestellt unter folgenden Adresse: Komitee für eine nachhaltige Kulturpartnerschaft BL/BS, c/o Eva Heller, Klingentalgraben 2, 4057 Basel.