Jungunternehmer sorgen mit Luxusprojekt auf dem Hafenareal für neue Diskussionen

Drei Basler Jungunternehmer bringen neuen Schwung in die zerfahrene Debatte über die Nutzung des Klybeckareals. Ihr Projekt ist visionär – und vor allem nicht ganz ernst gemeint.

(Bild: Illustration Cora Meyer)

Drei Basler Jungunternehmer bringen neuen Schwung in die zerfahrene Debatte über die Nutzung des Klybeckareals. Ihr Projekt ist visionär – und vor allem nicht ganz ernst gemeint.

Sie sehen aus, wie Jungunternehmer eben aussehen müssen, wenn sie es zu etwas bringen wollen. Mira Schmid, Eran Bliz, Wernli Müller tragen sämtliche Attribute des Erfolgs (jung, dynamisch, belastbar, kreativ), einen schicken Anzug, die Haare nach hinten gegelt und ausserdem die volle Verantwortung für die Projektconsultingfirma MakeItUp, deren Gründer sie sind. Ihre Mission: dem Business-Standort Basel ein ganz neues Gesicht verleihen. 

Letzten Freitag hat MakeItUp sein erstes Popup-Office feierlich eröffnet. Dies wird nur der Beginn sein einer rasanten Erfolgsgeschichte, die sich in den Plänen der Jungunternehmer bereits ablesen lässt. Ihr Multikomplex mit dem Namen LifeParkBasel existiert zwar erst auf Papier, darf aber jetzt schon als visionäres Vorzeigeprojekt gelten. Entstehen soll der Bau, ja wo wohl? Genau, an der Uferstrasse im Kleinbasel.




So soll der geplante LifeParkBasel an der Uferstrasse dereinst aussehen. (Bild: Screenshot MakeItUp.com)

Erste Visualisierungen zeigen, die Formgebung des LifeParkBasel ist hochmodern, wenn auch etwas gewagt. Und sie lassen erste Rückschlüsse auf das geplante Innenleben zu. Neben 18 Minergie-Luxuslofts soll der Bau unter anderem Platz für 12 Tennisplätze bieten. Auch eine Beach-Anlage mit Sandstrand am Rhein ist vorgesehen.

Das kann ja nicht wahr sein!

Sie können nicht glauben, was Sie da lesen? Das ist auch gar nicht die Absicht. Womöglich sind Sie aber für einige Zeilen dem Täuschungsmanöver der drei «Jungunternehmer» auf den Leim gegangen. Die Figuren hinter MakeItUp sind in Wahrheit so etwas wie Schauspieler. Michelle Steinbeck (alias Mira Schmid), Jonas Darvas (Eran Bliz) und Daniel Wernli (Wernli Müller) haben sich mit dem LifeParkBasel kurzerhand die Bühne zu eigen gemacht, die man allgemein Diskurs nennt.

Das Team hinter MakeItUp bespielt den Diskurs, indem es sich einem kontroversen Thema annimmt und dieses – mit allerlei Reizwörtern versehen – der Öffentlichkeit zuspielt. In ihrem Spiel packt es solche Begriffe in eine Formel: «LifeParkBasel + Uferstrasse + Investoren = ?».

«Bebbi ärger Dich», nennt die drei Kulturschaffenden Darvas, Wernli und Steinbeck dieses Spiel. Die Reaktionen auf diese Gleichung sammelt das Unternehmen in seinem Büro oder über die sozialen Netzwerke.




Das Büro der Performer befindet sich noch bis am Freitag, 28. August, an der Klybeckstrasse 69. Hier werden Reklamationen und Einsprachen gegen das Megaprojekt LifeParkBasel entgegengenommen. (Bild: Daniel Faulhaber)


Als «gelebtes Theater» bezeichnen die drei «Unternehmer» ihr Projekt. Dieses steht für alle offen. Interessierte können noch bis am kommenden Freitag, 28. August, daran teilnehmen (wie das Spiel funktioniert: siehe Box).

Den Machern des spielerischen Projekts «Bebbi ärger Dich» geht es nach eigenen Aussagen mehr ums Künstlerische als ums Politische. «Wir wollen in erster Linie beobachten», sagt Daniel Wernli, der ein Wirtschaftsstudium an der Universität Basel abgeschlossen hat.

Aus Beobachtungen heraus ist die Idee zum Projekt entstanden, an dem die drei Akteure seit April herumtüfteln. Und zwar aus den Beobachtungen heraus, was sich am Klybeckquai ereignete, und vor allem, wie über jene Ereignisse geredet wurde. «Es ist sehr interessant zu sehen, wie mit der fortdauernden Diskussion bestimmte Argumente einfach gepachtet werden», sagt Darvas.




Jonas Darvas alias Eran Bliz erklärt einer potenziellen Investorin die Vorteile einer Anlage in den geplanten Wellness-Bereich. (Bild: Daniel Faulhaber)

«Es gibt Gruppierungen», so Darvas, «die bestimmte Themen extrem für sich beanspruchen. Das heisst, sie diktieren, wie darüber geredet wird, was man darüber denken soll, wie es aussehen soll. Gleichzeitig reagieren sie sehr sensibel, wenn man sich dieser Themen bedient.» Es existieren also Spielregeln, entlang derer sich die Diskussion einpendelt und entlang derer in der Folge die Fronten verlaufen.

Wie vertrackt die Situation rund um die Brache am Hafen ist, lässt sich anhand unserer Übersicht der Ereignisse nachvollziehen:

Zwischennutzung am Basler Hafen – Chronologie eines politischen Scheiterns.

Eine rhetorische Patt-Situation, die sich vor allem an den verhärteten Fronten im Diskurs um das Ex-Migrol-Areal beobachten lässt.

Das Spiel kann zur Lockerung der Diskussion beitragen

Ein Beispiel dafür ist die Diskussion um den Verein Shiftmode. Seit er offizieller Pächter eines Teils der Brache ist, wird er von einschlägigen Stimmen konsequent als «Shitmode» verunglimpft. Andere sehen im Engagement von Shiftmode den Wiedereinzug geordneter Verhältnisse auf dem Hafenareal.  

Das Team hinter MakeItUp bietet keinen Schlüssel, wie aus dieser Sackgasse herauszukommen sei. Mit ihrem Spiel wollen sie uns in der verfahrenen Situation lediglich einen Spiegel vorhalten, indem sie die Argumentation der verschiedenen Player ironisiert paraphrasieren. Weil die Mitspielenden ebenfalls in eine Rolle schlüpfen müssen, kann dieser spielerische Zugang dennoch zu einer Lockerung der Diskussion beitragen.

Ungefähr zwanzig Personen nehmen bis anhin am Spiel teil. Bei allen ist eine überdrehte Widerstandsrhetorik gegenüber den Investoren und Unternehmern festzustellen. Das wiederum kann nur als ironische Paraphrase linker Widerstandsgruppen verstanden werden. Wie im echten Leben eben, einfach nicht ganz so ernst.

Und so funktionierts: Das Jungunternehmen MakeItUp ist kurz davor, auf dem Hafenareal ihr ultra gentrifizierendes Projekt LifeParkBasel zu realisieren. Dazu fehlt ihnen noch das nötige Kapital. Im «Popup-Bauoffice» an der Klybeckstrasse versuchen Eran & Co. nun InvestorInnen zu finden. Aber hier kommen Sie ins Spiel: Melden Sie sich allein oder als Team an und verhindern Sie den Bau des LifeParkBasel. Kreieren Sie eine Figur, ein Movement oder was Ihnen sonst einfällt und klinken Sie sich in die Geschichte ein. Versuchen Sie dabei so viel wie möglich über alle Figuren und ihre Mit- oder Gegenstreiter herauszubekommen, und finden Sie so einen Weg dem LifeParkBasel Einhalt zu gebieten – und vielmehr Ihre eigene Idee zu verwirklichen (O-Ton MakeItUp).

Man kann sich natürlich fragen, ob ein solches Spiel nicht unnötig Öl ins Feuer giesst. Erträgt die offensichtliche Abneigung der Quartierbevölkerung gegen Mega-Projekte wie Rheinhattan oder einen Leuchtturm am Dreiländereck eine weitere Provokation? Bleibt die Ironie des Projekts möglicherweise unverstanden und führt so zu weiterem Unmut? Um dem entgegenzuwirken, stehen die Projektverantwortlichen jederzeit für Fragen zur Verfügung.

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Das Spiel «Bebbi ärger Dich» läuft noch bis Freitag, 28. August. Einsteigen ist jederzeit möglich, und zwar direkt im Büro an der Klybeckstrasse 69 (neben dem Café Frühling). Besucher erhalten dort auch alle weiteren Infos über das Projekt LifeParkBasel.

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