Der warme Winter hat die Zeckenpopulation in der Schweiz ansteigen lassen. Der Kanton Basel-Landschaft schlägt nun Alarm und berichtet von besonders vielen – und aggressiven Parasiten. Jede dritte Zecke kann schwere Krankheiten übertragen.
Die Baselbieter Behörden schlagen Alarm, diesen Sommer leide der Kanton stark unter einer Zeckenplage: «Es hat derzeit sehr viele Zecken – und sie sind sehr aggressiv», erklärt Rolf Wirz, Sprecher der Volkswirtschafts- und Gesundheitsdirektion, auf Anfrage.
Als Ursache für die Plage wird der ausgesprochen warme Winter vermutet. Die Zahl der Zeckenbisse wird nicht erhoben, eine Meldepflicht besteht nur für die Frühsommer-Meningoencephalitis (FSME), eine durch Zecken übertragene Hirnhautentzündung. FSME-Fälle wurden in diesem Jahr im Baselbiet noch keine registriert.
Jede dritte Zecke überträgt Krankheit
Verbreiteter als FSME sind Erkrankungen an Lyme-Borreliose. Jede dritte Zecke in der Schweiz trägt entsprechende Bakterien auf sich. Das Baselbiet gilt wie der ganze Raum nördlich der Alpen für beide Krankheiten als Risikogebiet.
Lyme-Borreliose führt zunächst zu grippeähnlichen Symptomen, kann aber später auch Organe, das Nervensystem und Sinnesorgane befallen und noch Jahre später schwere Störungen hervorrufen. Die Krankheit kann mit Antibiotika behandelt werden.
Zecken-Invasion: Im Jahr 2016 finden die Blutsauger ideale Bedingungen vor. (Bild: Bundesamt für Gesundheit)
Entspannter ist die Situation in Basel-Stadt, wo keine erhöhte Aktivität beobachtet wird. Allerdings stützt sich diese Aussage nur auf Rückmeldungen aus der Bevölkerung, da auch im Stadtkanton Zeckenbisse und Lyme-Borreliose-Erkrankungen nicht systematisch erhoben werden.
Ähnlich dramatisch wie im Baselbiet ist die Lage im Elsass. Aufgrund des milden Winters und der vielen Niederschläge im Frühjahr haben sich die kleinen Blutsauger in der französischen Region stark ausgebreitet, meldet der Fernsehsender «France 3». Im Elsass werden mehr Fälle von Lyme-Borreliose registriert als in jeder anderen französischen Region, jährlich sind es rund 3000.
Jede dritte Zecke trägt den Erreger in sich: Risikogebiete für Lyme-Borreliose sind rot eingefärbt. (Bild: zecken.ch)
Zecken stellen in diesem Jahr in der ganzen Schweiz ein Problem dar. Das Bundesamt für Gesundheit registrierte bis Ende Juni so viele Arztbesuche wie seit 2008 und dem Beginn der systematischen Überwachung nicht mehr. Das Amt schätzt, dass seit Anfang des Jahres 14’600 Arztbesuche auf Zeckenbisse zurückzuführen sind. Die Zahl der Erkrankungen mit Lyme-Bakterien wird auf 5400 geschätzt. Bei 72 Personen wurde in diesem Jahr FSME diagnostiziert.
So schützen Sie sich vor Zeckenbissen
Zecken sitzen nicht, wie oft vermutet, im Blattwerk der Bäume. Sie befinden sich in der Regel in Bodenhöhe im Gras oder Gestrüpp und werden beim Vorbeigehen abgestreift.
Die Baselbieter Gesundheitsdirektion gibt folgende Tipps, wie Zeckenbissen vorgebeugt werden kann – und was bei einem Stich zu tun ist.
«Die wirksamste Prävention ist die Kleidung: Denn bedeckende Kleidung an Beinen und Armen erschwert den Zecken den Zugang zur Haut. Hat man doch eine Zecke entdeckt, sollte diese so rasch wie möglich entfernt werden. Entweder mit einer Pinzette oder mit einer speziellen Zeckenzange. Dabei sollte darauf geachtet werden, dass die Zecke mit einem gleichmässigen, geraden Zug entfernt wird. Die Desinfektion sollte gleich im Anschluss daran erfolgen. Falls innerhalb eines Monats Hautrötungen auftauchen, sollte auch gleich der Arzt aufgesucht werden. Auf der App ‹Zecke›, die man für iOS und Android gratis herunterladen kann, können alle Informationen zu einem Zeckenbiss abgerufen werden.»